Neujahr in Japan

Ganz gegen meine Traditionen, habe ich dieses Jahr keine Beiträge für diese Zeit vorbereitet..
Das tut mir leid! Aber lässt sich nicht ändern..
Deshalb hier mal ein Re-post von meinem allerersten Neujahr in Japan 2012/2013, das sehr gut zeigt, was man traditionell so macht. Nur Soba an Sylvester und Kohaku hatte ich damals ausgelassen.. Vielleicht später mehr dazu.
Neue Leser konnten bei diesem Beitrag nie die Fotos sehen, die habe ich natürlich neu eingepflegt. Also viel Spaß!


In der Zeit nach Weihnachten bis ins neue Jahr haben so gut wie alle Japaner frei. (Natürlich gibt es Ausnahmen, so wie bei uns zu Feiertagen auch).
Die Länge variiert dabei, vom 29.12. bis zum 3.1. ist die kürzeste Variante und dies war auch meine Urlaubszeit.
Also habe ich am 29.12. meine sieben Sachen gepackt und bin in den Urlaub gefahren. Ich wurde nach Hamamatsu eingeladen. Die Stadt liegt irgendwo zwischen Tokyo und Kyoto am Meer. Wenn man hier Hamamatsu erwähnt, fällt übrigens sofort ein Wort: Unagi! Aber dazu später mehr. Außerdem hat Hamamatsu in der Geschichte ein wenig an Bedeutung erlangt, weil Tokugawa Ieyasu dort einige Jahre gelebt und eine für ihn sehr wichtige Schlacht in Mikatagahara geschlagen hat. Die einzige, die er je verlor..
Wir fuhren mit dem Shinkansen und je weiter wir gen Süden kamen, desto ungemütlicher schien das Wetter zu werden. In Hamamatsu schließlich schüttete es richtig und als wir am Bahnhof von Komatsu ankamen, konnte man den Regen schon fast als Wolkenbruch bezeichnen. Kein netter Empfang..
Trotzdem sind wir noch mit dem Auto zur Baumschule (浜北営農緑花木センター) gefahren, haben dort allerdings nur im Farmers Market vorbei geschaut und dann gefragt ob sie am nächsten Tag auch noch geöffnet haben.
Hatten sie.
Also ging es von dort aus zum familieneigenen Udonrestaurant und nach einem leckeren Abendessen und meiner ersten Begegnung mit Nachtisch aus Tarokartoffeln (göttlich!) wieder nach Hause.

Ich liebe diesen Kotatsu!

Am nächsten Tag gab es dann viel berufs- und hobbybezogenes Sightseeing für mich. Die Baumschule wurde erkundet (sie hat auch einen großen Schaugarten) und wir fuhren zu zwei Tempeln. Der Garten des Ryotan-ji wurde von Kobori Enshu entworfen, der auch den Garten des Nijō-jō in Kyoto entworfen hat. Aber zum Ryotan-ji und Daifuku-ji an anderer Stelle mehr.

Die Baumschule




Der Ryotan-ji



Daifuku-ji


Eine spezielle Natto-Variante des Daifukuji


Matsu – Take – Ume
Kiefer – Bambus – Pflaume
Neujahrsdekoration

Spät am Abend ging es dann zurück zum Daifuku-ji um die große Glocke zu schlagen. Ein Neujahrsbrauch in Tempeln.
Zu Neujahr wird in allen Tempeln die Glocke 108x geschlagen. 108 ist die Anzahl der sinnlichen Begierden, die es zu überwinden gilt. Man schlägt nun die Glocke um die Verfehlungen des letzten Jahres abzuschütteln und ihnen im neuen Jahr vorzubeugen. Dieser Brauch heißt Joya no Kane.
In vielen Tempeln kann man sich in eine Schlange stellen und selbst die Glocke schlagen, das bringt Glück.
Gegen 3h nachts bin ich dann etwas müde ins Bett gefallen und am nächsten Tag dementsprechend spät aufgestanden..
Der Plan dieses Tages bestand darin das Schloß von Hamamatsu zu besuchen, in dem Tokugawa Ieyasu siebzehn Jahre lang gelebt hat, den angeschlossenen japanischen Garten zu besichtigen, Schuhe für mich zu finden, Neujahrsangebote bei Uniqlo abzugreifen und über die große Brücke zwischen Hamanako und Meer zu fahren (浜名大橋 – Hamanaōhashi).


Ich habe ja gesagt ich komme zurück ^_-

Mit der Brücke hatten wir unheimliches Glück. Es war gerade Zeit für den Sonnenuntergang und so hatte ich einen wunderschönen Blick aufs Meer und später auf den Hamanako. Ja, ich gebe es zu, ich liebe kitschige Sonnenuntergänge über dem Meer. Das war schon immer so..


Zu Hause gab es dann das traditionelle Neujahrsessen, Osechiryōri.

Früher war es üblich an Neujahr nicht zu kochen, weshalb die Gerichte schon an den Tagen vorher zubereitet wurden. Sie sind länger haltbar und jedes hat zudem eine spezielle Bedeutung.
Bei uns gab es zum Beispiel ein süßes Ei, bei dem ich wirklich neugierig auf die Zubereitung war. Eigentlich ist sie sehr einfach, ich muß sie mir nur merken..
Dann gab es einen sauren Salat aus Daikon und Karotte 紅白なます (Kōhakunamasu), rot-weiße Fischpastete – Kamaboko (von der ich zugegebenermaßen nichts probiert habe..), süße schwarze Bohnen – Kuromame, Heringsrogen – Kazunoko mit Karotte, Konbu (Alge) und Surume (Tintenfisch)-松前漬け(Matsumaezuke) und kleine Frikadellen mit Ei darin.
Außerdem Suppe mit Mochi. Diese Mochisuppe ist sogar außerhalb Japans ein wenig bekannt, weil immer wieder Menschen an den Mochi ersticken. Die Suppe nennt sich Zōni.
Ich lebe aber noch, keine Sorge. Ist auch nicht das erste Mal, dass ich sie gegessen habe.
Am letzten Tag in Hamamatsu wollten wir eigentlich zwei Spezialitäten essen, Gyoza und Unagi. Leider war das Gyoza-Lokal sehr überfüllt und so ließen wir das Mittagessen aus. Es hatte ja auch ein leckeres japanisches Frühstück gegeben. Suppe, Salat mit Kammmuscheln und.. naja gut.. die kleinen getrockneten Fische kann ich immer noch nicht gut essen. Ich mag es nicht wenn mich mein Essen ansieht. Aber die Reste des Eis der Osechiryōri habe ich noch gegessen.

Also sind wir nur ein wenig einkaufen gefahren. Unter anderem haben wir verschiedene Reiskräcker getestet und einiges darüber gelernt. Dieses Gebäck ist nämlich nicht alles Senbei, wie ich vorher dachte, sondern es gibt auch Arare und Okaki. Arare und Okaki werden aus Mochireis hergestellt, während Senbei aus ganz normalem Reis gemacht werden.
Zu Hause hieß es dann nur noch packen und Richtung Bahnhof fahren. Dort haben wir dann in einem Touristenrestaurant Unagi gegessen. Aber nicht nur der einfache Unagi ist eine Spezialität von Hamamatsu, sondern auch die Zubereitungsart. Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man seinen Aal essen kann: einmal normal mit Sanshō, mit Frühlingszwiebeln oder mit Tee, Frühlingszwiebeln und Wasabi. Der Tee ist dabei kein normaler Tee sondern Konbucha bzw. Kobucha, eine salzige Variante. Und ich muß sagen, diese Variation und die normale haben mir am besten geschmeckt. Ich würde jedem empfehlen mal die Teevariante zu probieren.
(Anmerkung 2015: Ochazuke ist die Unagi Spezialität aus Nagoya, schmeckt aber wirklich ganz hervorragend!)

Am nächsten Tag in Tokyo erwartete uns dann noch der erste Gang im neuen Jahr zum lokalen Schrein (Hatsumōde). Dieser Schrein hat etwas Besonderes. Man kann dort nämlich auf den Fuji steigen. Es ist der gleiche Schrein wie am Fuji und so erhält man auch das gleiche Glück, wenn man diesen kleinen Fuji erklimmt. Ich habe ihn an diesem Tag sogar zweimal bestiegen, einmal früh und noch einmal später mit noch zwei Freunden, die ebenfalls Fujis Glück ergattern wollten. Das zweite Mal war es aber deutlich voller, da man nur bis an diesem Tag um 15h auf ihn drauf steigen durfte.

Fujisan scheint mir übrigens wohlgesonnen zu sein, ich habe nun schon zwei Fuji-Omikuji mit Daikichi – großem Glück.
Zwischen den beiden Schreinbesuchen waren wir übrigens zu viert bei Gasto-Steak. Dort gibt es eine All you can eat Salat- und Dessertbar und ich hoffe ich habe meine Begleiter nicht allzu sehr damit geschockt wieviel ich essen kann..
Damit endet nun auch mein Winterurlaub. Auf die nächsten zwei Monate!

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