Wie ist mein Leben nur wieder aus den Fugen geraten?

Zuletzt geupdated: Juli 1st, 2019

Das hier wird ein etwas längerer persönlicher Post..

2018 begann ich darüber nachzudenken, dass ich nun in der Mitte meines Lebens angekommen bin und ich zusehen sollte es so zu gestalten, dass ich am Ende zufrieden darauf zurückblicken kann.

Man mag es midlife crisis nennen, doch war es für mich eine positive Erfahrung, denn ich fing an langsam aber sicher mein Leben umzukrempeln.
Meine Einstellung war schon seit ich nach Japan gekommen bin positiver, so dass ich mich zumindest nicht aus der pessimistischen „alles ist doof und nervt“ Haltung herausholen musste.

Aber an einigen anderen Dingen wollte ich arbeiten:
※ das ständige Genörgel meines Chefs bei Krankheit des Lütten und sein Rauchen im Nebenzimmer stören – ich möchte unabhängig werden.
※ Es gibt noch so viel zu entdecken – ich möchte mehr vom Land sehen.
※ Ich fühle mich alt – ich möchte wieder beweglicher/ sportlicher werden.

Gesagt getan: es wurde kurzfristig eine Reise zu einem Garten gebucht, den ich schon lange besuchen wollte. So fuhren wir zu dritt nach Hakone.
Dann habe ich mir Hilfe geholt was „mein“ kleines Sub-Unternehmen angeht und außerdem Tokyo Garden Tours komplett aus eigenen Mitteln erstellt.
Ich hoffe mit einer Marketing Beraterin bekomme ich den Dreh raus wie ich für einen angemessenen Preis meine Touren verkaufen kann. Denn ja, hinter jeder Tour stehen mehr als 8 Stunden reine Vorbereitungszeit und die und meine Expertise möchte ich gerne gut bezahlt bekommen. Wenn ich mehr Buchungen habe, kann das ganz schnell zum Fulltime Job werden selbst wenn ich nicht jeden Tag draußen in Gärten herumlaufe.
Und zu guter Letzt habe ich mich zum Sport angemeldet und selbst zu Hause und bei der Arbeit noch Übungen gemacht. Außerdem habe ich angefangen weniger Brot zu frühstücken und auf Café Latte zu verzichten. Und ich habe es endlich geschafft mir wieder regelmäßig die Zähne zu putzen! Denn, seit der Geburt waren meine Tage oft so stressig, dass ich das oft einfach vergessen habe….

Wie auch immer.. Im März begann es bereits.. Ich ging nicht mehr vier Mal im Monat zum Sport. Oftmals weil es sich nicht mit meinen Plänen am Wochenende vertrug. In der Woche kann ich nicht gehen, weil ich den Lütten abholen und uns bekochen muss.
Dann fielen auch die Übungen zu Hause weg, weil der Lütte plötzlich genau zu der Zeit wieder aufwachte und es sich nicht mehr gelohnt hätte ihn alleine hinzulegen. So machte ich mich dann schnell bettfertig und ging mit ihm zusammen ins Bett.
Der Café Latte wird zwar nicht so viel getrunken wie zuvor, aber leider doch wieder häufiger wie im März. Leider dann auch oft der entkoffeinierte von Starbucks, der doppelt so teuer zu Buche schlägt wie der normale Latte von 7 Eleven. Im März/ April hatte ich deshalb zum ersten Mal seit langer langer Zeit ein paar Geldprobleme, da die Marketingberatung und der Sport auch noch automatisch abgebucht werden. Ebenso wie sämtliche Einkäufe, die ich für den Lütten und die Wohnung so tätige. Beispielsweise habe ich mir im März ein Sofa gekauft, mein erstes Sofa seit 2012!
Dennoch bereue ich das nicht, denn das stand auch auf meinem Plan: das Geld nicht nur zu horten und für gelegentliche Deutschlandtrips sparen, sondern sich auch Dinge gönnen, die mir Freude bereiten. Dazu gehört ein Sofa und besseres Essen mit viel Gemüse. Seit meines Praktikums zu Beginn meiner Japan-Zeit habe ich mir geschworen, dass ich nie wieder so extreme Abstriche in der Lebensqualität machen will wie damals, als es jeden zweiten Tag Yakisoba mit Kohl (ohne Fleisch) gab, das damals wohl am billigsten zu habende Essen überhaupt..

Mit viel Stress bei der Arbeit im April, damit verbundener Krankheit, dem Rückfall zu Fastfood wie Supermarktbentos und Pizza zum Abendessen, und dem regelmäßigen Anbrüllen des Lütten, ebenfalls stressbedingt, wenn ich ihm etwas 100 Mal sagen muss, fühle ich mich als wäre all das, was ich letztes Jahr und im Januar/ Februar erreicht habe, wieder null und nichtig geworden.

Besonders meine Ungeduld dem Lütten gegenüber knabbert an mir. Ich bin nicht mehr so ausgeglichen wie früher wo ich alles nur mit einem Schmunzeln abgetan habe. Obwohl es mir sehr bewusst ist, kann ich mich oftmals nicht stoppen. Das tut mir wahrscheinlich mehr weh als ihm, außerdem wird er sich später nicht mehr daran erinnern, dennoch möchte ich wieder gelassener werden. Dazu gehört vor allem ein besseres Zeitmanagement, denn meist werde ich laut wenn die Zeit knapp wird.

Wie auch immer.. Ich hoffe, dass ich mich bald wieder in den Griff bekomme! Um des Lütten willen und um meiner selbst willen!
Ich will schließlich meine Ziele erreichen und ein zufriedenes Leben leben 😉

7 thoughts on “Wie ist mein Leben nur wieder aus den Fugen geraten?

  1. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben.
    Als arbeitende Mami mit zwei Kids (fast 4 und 15 Monate), kann ich vieles von dem, was du schreibst unheimlich gut nachvollziehen. 😀 Hätte sehr ähnlich aus meiner Feder kommen können (außer das mit dem Chef/Arbeitssituation. Ich stresse mich nur auf der Arbeit, weil ich meistens keinen Parkplatz mehr abbekomme, wenn ich die Kids vorher in die Kita bringen muss…)
    Deswegen möchte ich dir nur mal sagen: Du bist mit den Problemen nicht allein xD irgendwie geht diese Seite viel zu oft verloren, weil das Internet etc voll ist mit „Vorzeigemuttis mit antiautoritärer Erziehung“ bei denen gefühlt alles immer super glatt läuft 😉

    Lieben Gruß 🙂

    1. Hallo Tanja,
      danke für deinen Kommentar!

      Stimmt, man sieht so oft Mamis, die mehr „Freiheit“ zu haben scheinen und dadurch „mehr machen“ können.
      Als der Lütte noch jünger war hat das auch echt immer an mir genagt. Deshalb habe ich mich auch so toll gefühlt als mein Leben in die „richtigen“ Bahnen ging. Ich muss ja auch gestehen, es ist immer noch besser als letztes Jahr im Frühjahr, ich putze mir nämlich immer noch die Zähne und der Zahnarzt hat kein Loch gefunden xD

      Und da geht es mir echt gut! Ich muss mich zwar morgens in die Bahn falten, aber wenn sie mir wirklich zu voll ist, habe ich die Freiheit nochmal auszusteigen und auf eine bessere zu warten. Mein Chef und ich haben ein Arrangement, das mir erlaubt innerhalb einer halben Stunde zu kommen wann ich will. Solch „flexible“ Zeiten haben die wenigsten hier. Deshalb kann ich relativ ungestresst aus dem Haus. Natürlich habe ich oft so viel Arbeit, dass ich lieber früher kommen möchte und stresse mich dann doch, aber das ist nicht soo oft..

  2. Das kommt in den besten Familien vor 🙂 Die ersten Jahre sind nun einfach nur mal stressig.
    Das mit den Touren interessiert mich, wenn Du Interesse hast. kann ich das gern auf meinen Seiten vorstellen!
    Wenn Ihr drei auch mal Lust und Laune habt, können wir mit unseren Kindern auch mal einen Park in Tokyo unsicher machen… muss demnächst zum Beispiel mal in den Hamarikyu…

  3. Sei lieb mit dir. Es geht nie immer nur in eine Richtung bergauf oder bergab. Du managest das alles schon ganz wunderbar, das soll dir erstmal einer nachmachen. 🙂

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