Notaufnahme in Japan

Hier habe ich schonmal darüber berichtet wie man in Japan in die Notaufnahme kommt. Das ist nämlich gar nicht so einfach wie man denkt..
Heute möchte ich kurz darüber berichten wie es dann in der Notaufnahme in etwa abläuft..

Ich habe mir letzte Woche nämlich mal wieder eine zu Gemüte geführt?
Dieses Mal war es nicht der Lütte mit seinem Arm, sondern ich mit meinem Rücken.

Ich bin normalerweise nicht diejenige, die schnell wegen Schmerzen zum Arzt rennt, schon gar nicht in die Notaufnahme.. aber diese Schmerzen kamen tatsächlich aus der Hölle!

Ich war den Vormittag in Kawagoe um neue Fotos für Real Japanese Gardens zu machen und irgendwas hat mir aus dem Rucksack wohl ungünstig in den Rücken gedrückt. Auf jeden Fall kam ich kaum noch nach Hause und ging dort auch erstmal zum Orthopäden, der allerdings nicht viel machen konnte als mir Pflaster mit Schmerzmittel zu verschreiben.

Das Problem war, dass ich nicht ordentlich einatmen konnte, nur ganz flach.. Besonders schlimm war es im Liegen. Da nun der Abend nahte, wollte ich mal ausprobieren eine Position zu finden, in der ich schlafen konnte.
Das Ende vom Lied hieß: Notaufnahme..

Natürlich habe ich vorher im Krankenhaus angerufen und mich angemeldet, so wie es sich gehört und war um 19:30 Uhr dort.

Die Krankenhäuser reagieren sehr strikt auf das Corona Virus weshalb ich dieses Mal tatsächlich beim Wachmann vorsprechen musste um eingelassen zu werden. Überall stehen Desinfektionsmittel für die Hände, Sitze sind abgeklebt, und das Krankenhaus war leer..

Bei der Anmeldung lief aber alles wie üblich. Erstmal einen Zettel ausfüllen mit Angaben zur Person und zum Problem, sowie Fieber messen. Das ist Standard. Zusätzlich musste ich dieses Mal noch einen Wisch unterschreiben, dass ich in den letzten zwei Wochen keine auffälligen Symptome hatte und mich von Menschenmassen ferngehalten habe (ich gehe mal davon aus, dass sie andere Menschenmassen als die in der Bahn morgens meinen..).

Dann durfte ich auch schon auf die Wartebänke vor der Notaufnahme.

Durch das japanische System und die hohe Dichte and Krankenhäusern in Tokyo, ist nie wirklich viel los. Als ich ankam warteten neben mir noch ca. vier Leute. Später reduzierte es sich sogar mal auf null um dann höchstens wieder auf zwei anzusteigen.

Dennoch hieß es warten..  Denn zusätzlich zu uns werden auch Patienten, die mit dem Rettungswagen kommen betreut, und Patienten, die von einer anderen Station kommen und beispielsweise eine CT benötigen weil sich ihr Zustand sehr verschlechtert hat.

Ich wartete zwischen 30 und 60 Minuten bevor ich das erste Mal den Arzt zu Gesicht bekam. Zwischendurch kam ein:e Krankenpfleger:in um Blutdruck und Sauerstoffsättigung zu messen. Weil ich mich relativ normal bewegen konnte solange ich nicht liegen musste und flach atmete, war der Arzt eher skeptisch. Dennoch nahm er mich sehr ernst und ordnete eine CT an.
Auch für ihn musste ich nochmal eine gute Zeit warten.

Aber dann, mein erstes Mal CT! Klappte sehr gut, bis auf dass ich mich dafür hinlegen musste und leider zwei Mal gescannt wurde weil ich vergessen hatte, dass der Knopf an meiner Hose aus Metall bestand. Nun ja..
Hier wurde zum ersten Mal mein Problem deutlich. Derjenige, der die CT durchführte, musste mir hinterher aufhelfen weil ich es nicht alleine schaffte. Und, das gebe ich ganz offen zu, es flossen Tränen. Ich kann mich nicht erinnern dass ich bei der Geburt meines Sohnes vor Schmerzen geweint hätte.. Mittlerweile frage ich mich was schlimmer war: diese Rückenschmerzen oder die Geburt *lach*
Eines haben aber beide gemeinsam: schon wieder vergessen wie schlimm es wirklich war..

Selbstverständlich hieß es nach der CT wieder warten. Dieses Mal recht lange. Als ich wieder zum Arzt gerufen wurde, sagte er mir, er könne nichts auffälliges in den Bildern erkennen. Weil ich Probleme mit dem Atmen hatte, und vielleicht auch ein bisschen wegen Corona, haben sie meine Lunge gleich mit gescannt, auch hier alles in Ordnung (vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran, dass ich von Januar bis April, nach einer üblen Atemwegsinfektion, Probleme mit der Atmung hatte).
Also schickte mich der Arzt zur Kasse, wo ich ein Rezept für starke Schmerzmittel bekommen sollte.

Während ich allerdings auf die Bearbeitung meiner Rechnung wartete, kam der Arzt plötzlich um die Ecke und rief mich zurück. Er hätte da doch noch was auf den Bildern aus dem CT entdeckt..
Schock.. Ich möchte hier nicht näher darauf eingehen was es war, aber es zog eine weitere Behandlung auf dem Rücken nach sich, was mir erneut Tränen in die Augen schießen ließ. Danach durfte ich zu einem anderen Facharzt zum Ultraschall und weiteren Untersuchungen. Aber auch hier nichts auffälliges, das was vorher entdeckt wurde war kein Problem und zu 99,9% nicht für die Schmerzen verantwortlich. Der Internist gab mich frei für eine Runde Blutabnehmen.

Das zog natürlich weitere Wartezeit nach sich, da auf die Ergebnisse der Blutanalyse gewartet wurde..
Im Endeffekt war auch hier alles ok bis auf erhöhte Entzündungswerte und ich denke mal die Werte, die bei mir immer zu hoch bzw. zu niedrig sind. Also ging es um halb ein Uhr nachts mit einer saftigen Rechnung von ca. 100 Euro und extra starken Schmerzmitteln nach Hause. Ausnahmsweise mal im Taxi.

Am nächsten Tag, dank der Schmerzmittel, konnte ich dann auch zum Aufräumen in die Firma fahren. Meine Aufgabe bestand vor allem darin Bilder aus Bilderrahmen zu nehmen *lach* Mehr schaffte ich nicht.
Wer es noch nicht mitbekommen hat, meine Firma gibt ihr absolut geiles Büro in Yoyogi auf, verkauft sämtliche Einrichtung (also ich mache das) und zieht in ein Mini-Share-Büro nach Mejiro mit einer absolut geilen Dachterrasse. Immerhin etwas.

Etwas leichte Bewegung, ein Wärmepflaster, und eine Magnesiumtablette später war ich dann abends so weit dass ich zumindest wieder tief in den Bauch atmen konnte (in die Brust ging noch nicht) und selbst das Schlafen funktionierte ohne Schmerztablette!

Zwei Tage später konnte ich dann auch mein 17kg „Baby“ wieder tragen. Wir waren beide seelig 🙂


Auch in Deutschland war ich mehrere Male, begleitend, in der Notaufnahme. Was mir in dem Krankenhaus dort aufgefallen ist: es ist überfüllt! Kein Platz zum sitzen, selbst die Leute die mit dem RTW kommen stehen auf Liegen liegend im Gang rum. Man wartet ewig! Bis man überhaupt mal mit dem Arzt sprechen kann vergehen gut und gerne 4 Stunden.

Bis auf eine negative Erfahrung hatte ich so etwas in Japan noch nicht. Durch die Verteilung verschiedener Untersuchungen hat man hier nicht das Gefühl sich selbst überlassen zu werden, selbst wenn die Wartezeit insgesamt die gleiche ist wie in Deutschland.

So kommt hier in Japan vor dem Besuch beim Arzt noch ein Krankenpfleger vorbei und misst Blutdruck und Sauerstoffsättigung. Das war auch schon vor Covid Standard.
Durch diese Unterbrechungen wird einem immer das Gefühl gegeben nicht vergessen worden zu sein, was ich sehr schön finde.

Ich hoffe wirklich, dass sich irgendwann mal etwas im deutschen Gesundheitssystem ändert so dass es auch dem Personal in deutschen Krankenhäusern (oder zumindest dem einen von dem ich sprechen kann) ermöglicht wird sich besser um die Patienten zu kümmern.

2 thoughts on “Notaufnahme in Japan

  1. Hallo Anika,
    also in Deutschland kommt es wohl aufs Krankenhaus an. Ich war bisher 3x in der Notaufnahme und jedes mal saßen so um die 4 Leute dort. Ich glaube ich musste nie länger als 20-30 Minuten bis zur Behandlung warten.

    1. Danke 🙂 Ja, denke ich auch. Hier hatte ich ja auch schon ein anderes Erlebnis.

      Vielleicht kommt es auch noch drauf an wann man in der Notaufnahme ist. Gut moeglich dass es an Sonntagen hier auch voller ist. Beim Notfallarzt ist es das auf jeden Fall und das war auch die Zeit zu der ich in Deutschland in der Notaufnahme war (Wochenende).
      Bisher war ich hier eigentlich nur abends oder nachts in der Notaufnahme.

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