Zahnarztbesuch auf Japanisch

Ich geb’s zu, ich steh nicht sonderlich auf Zahnarztbesuche…

In Deutschland hatte ich nicht sooo viele Probleme damit, da ich dort meinen Familienzahnarzt hatte.
Sprich: Noch als ich ganz klein war, war ich immer bei der gleichen Zahnärztin. Als sie und ihr Mann in Rente gingen, übernahm ihr Sohn mit seiner Frau die Praxis. Ab da war ich bei dem Sohn, der mir aber schon zu meinen Teenagerzeiten in den Mund schaute..
Er schaffte es sogar, dass ich nach dem Ziehen von zwei Weisheitszähnen der Meinung war, dass das gar nicht so schlimm war. Mit Ausnahme der dicken Wange und der Schmerzen hinterher..

Jetzt wohne ich nun aber leider in Japan und kann nicht mal eben nach Hamburg fliegen um zum Zahnarzt zu gehen. Scheiße aber auch..
Also habe ich mich, fast zwei Jahre nach meinem letzten Zahnarztbesuch, doch mal auf die Suche nach einem hier gemacht..

Was ich wollte: einen einigermaßen modernen Anschein und private Zimmer.
Was ich nicht wollte: Zahnarztmöbel von vor 100 Jahren und ein Großraumabteil.

Nur so als Beispiel warum alte Möbel schlecht sind: bei Mamorus letztem Zahnarztbesuch ist der Stuhl kaputt gegangen während der Arzt im Mund hantierte..

Erster Zahnarzt: Schon vom Eingang aus konnte ich die wunderschönen, rosafarbenen, uralten Möbel bestaunen.
Ich ging gleich wieder rückwärts raus.
Eigentlich wollte ich einen Zahnarzt in der Nähe. Im Endeffekt wurde es doch einer an unserem alten Wohnort.
Von dem wusste Mamoru, dass er private Zimmer hat.
Und zumindest von außen hatte er einen recht modernen Anschein.
Sooo modern waren die Stühle dann doch nicht. Aber es war ok.
Sie haben auch vor meiner Nase die Instrumente ausgepackt, was ich ganz nett fand. Denn in Japan kann man nie ganz sicher sein.. In Deutschland bin ich mir bei der Instrumentenhygiene eigentlich sehr sicher, aber in Japan werden sogar Akkupunkturnadeln mehrfach verwendet. Das kenne ich nun gar nicht..

Aber zurück zum Zahnarzt. Leider ist es in Japan ganz normal, dass 3-4 Stühle in einem großen Raum nebeneinander stehen und jeder zugucken kann, wie man miss- äh.. ich meinte natürlich behandelt wird.
Ich habe sogar schon Zahnärzte gesehen, wo man von draußen ins Behandlungszimmer reingucken kann.
Nein danke, ich brauche es nicht, dass sich jemand, den ich nicht kenne, darüber totlacht, wie ich wie ein vor Panik starr gewordenes Kaninchen auf dem Zahnarztstuhl hocke..
(Ne.. ganz so schlimm ist es dann doch nicht, aber fast..)
Bei diesem Zahnarzt gibt es nun mindestens zwei Zimmer. Es steht zwar eine Verbindungstür zwischen beiden Zimmern offen, aber die Patienten sehen einander nicht.
An der Wand mir gegenüber hing ein Bildschirm. Ich denke für Röntgenaufnahmen. Das Gerät, für das sie im Wartezimmer Werbung machten, ähnelte sehr dem Gerät in Deutschland.
Über dem Bildschirm hing ein Kalender von Carl Zeiss. Sehr sympathisch!

Wir mir vorher schon gesagt wurde, wird in Japan fast die gesamte Behandlung von Zahnarzthelfern durchgeführt.
Sie sah in meinen Mund, piekste kaum in meinen Zähnen rum und testete anschließend das Zahnfleisch. Auch weil ich eine Zahnreinigung wollte. Wenn das Zahnfleisch zu schlecht ist, machen sie die nicht.
Ihr Befund: keine Löcher. Gut!
Dann fing die Zahnreinigung an.. Ach wie ich das hasse!
Echt jetzt!
Das ist das Schlimmste am Zahnarzt! Schlimmer als Löcher! (Ich hatte noch keine Wurzelbehandlung..)
Dabei benutzen sie übrigens die gleichen Geräte wie in Deutschland.
Nach dem üblichen, was man in Deutschland umsonst bekommt, kamen noch zwei Polierungen, Putzen, mit Wasser abspülen und Zahnseide hinzu.
Ja, danach waren die Zähne sauber und ich hatte Schmerzen! Hab ich immer danach. Hatte ich aber leider auch noch einen Tag später..
Wird’s besser wenn man nicht nur alle zwei Jahre mal hingeht?

Was mir sehr gut gefallen hat, nach dem Zahnsteinentfernen in Deutschland hatte ich immer ein ungutes Gefühl wenn ich mit der Zunge innen an den Zähnen entlang gegangen bin. Das habe ich hier nicht.
Außerdem haben sie es geschafft fast ganz ohne Absauger auszukommen.
Das Ding im Mundwinkel nervte schon immer irgendwie.
Mein Mundwinkel ist trotzdem kaputt, denn es wurden am Anfang tolle Fotos von meinen Zähnen gemacht. Und die Spreizer in den Mundwinkeln waren nicht sehr angenehm..

Ganz zum Schluß guckte mir übrigens doch noch der Arzt in den Mund. Äußerst jung und gutaussehend. Ja.. ich denke zu der Praxis könnte ich öfter gehen..
Er meinte dann doch, dass in meinen Zähnen hinten schon ein wenig Karies wäre und ich wohl bald zum Bohren wiederkommen müsse. Jop, sagte mir mein Zahnarzt in Deutschland auch jedes Jahr seit 4 Jahren. Aber Recht haben sie wohl. Irgendwann wird gebohrt werden müssen!

Diese Zahnarztpraxis wirbt übrigens mit einer Kinderspielecke. Das ist für mich ebenfalls ein Pluspunkt, weil die Leute, die mit Kindern zu tun haben, meistens ein Japanisch beherrschen, das ich verstehe. Das bedeutet nicht, dass sie zu mir wie mit einem Kind sprechen, aber sie benutzen einfache Sätze, einfache Vokabeln und sind in der Lage etwas mit anderen Worten zu erklären, wenn ich die erste Version nicht verstanden habe.

Zum Schluß gab es noch Informationsblätter (wie putze ich meine Zähne richtig – doof nur, dass ich ne elektrische Bürste habe und die Infoblätter darauf nicht ausgelegt sind), die Fotos von meinem Mund und eine Aufstellung über den Zustand meiner Zähne. Meine Zähne zeige ich euch jetzt nicht, aber die Erklärungen sind doch irgendwo ganz süß 🙂

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4 thoughts on “Zahnarztbesuch auf Japanisch

  1. Ich hatte letztes Jahr einmal ganz extreme Schmerzen (strahlte über’s ganze Gesicht), für die ich meine Zahnarztangst überwandt. Mein Zahnarzt ist auch sehr jung (keine Ahnung wie gutaussehend, sehe ihn immer nur mit Maske), macht immer etwas Smalltalk, weil er weiß wie wenig ich Zahnarztpraxen mag, und er reinigt mir sogar die Zähne. 😀 Anders als Gynäkologen scheinen Zahnärzte in Japan ganz gut zu sein 😉

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