Summer Feelings

Zum letzten Wochenende ist es in Tokyo herrlich warm geworden. Wir hatten schon über 20 Grad!
Also habe ich das Wochenende natürlich genutzt, auch wenn am Sonntag das Wetter schon wieder schlechter geworden ist..

Der Samstag war einfach perfekt!
Ich bin pünktlich um 6 Uhr aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Das war nicht ganz so perfekt, aber in Ordnung.
So bin ich nämlich wirklich früh losgefahren. Ich wollte in Kanda in einem Café etwas lernen und arbeiten bevor ich mich mit D. traf. Mir blieben dann auch etwa zwei Stunden dafür.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen sind wir zum 湯島天神 – Yushima Tenjin gefahren um uns das 梅まつり anzusehen.
Ich wusste aber bis zur Ankunft am Schrein nicht, dass es ein Matsuri geben würde, ich wusste nur, dass wir uns Pflaumenblüten ansehen wollten. Aber dank des Matsuris war es natürlich sehr voll am Schrein und wir blieben nicht lange.



Zu Fuß sind wir dann Richtung Ueno kōen gelaufen. Am Tag zuvor hat der Garten des 東京国立博物館 – Tōkyōkokuritsuhakubutsukans (Tokyo National Museum) für die Frühlingssaison wieder geöffnet. Da ich in der Herbstsaison schon dort war, wollte ich gerne beide Jahreszeiten vergleichen. Außerdem wollte ich die Netsuke-Ausstellung besuchen.
Unser Weg führte uns aber nicht geradewegs zum Museum, sondern noch vorbei am 不忍池 – Shinobazu no ike, zur おばけ燈籠 – Obake-dōrō und zum 東照宮 – Tōshōgu Schrein.



Im Museum musste ich dann leider feststellen, dass der Garten wahrscheinlich erst ab Ende März wieder sehenswert ist. Er wirkte ein wenig trostloser als im Herbst. Wenn ich es endlich mal schaffe, kommt demnächst auch der Bericht zu diesem Garten..


Danach ging es in die Innenräume.
Im Erdgeschoss fand eine Sonderausstellung statt, die wir nicht besuchten. Wir gingen direkt in den zweiten Stock, wo sich auch die Ausstellung der Netsuke des Prinzen Takamado befand.
Einige der Netsuke waren wirklich schön. Andere sahen wie moderner Kitsch aus und konnten mich absolut nicht begeistern. Von dort aus ging es einmal durch die ganze Ausstellung. Es gab alte Schriften, Bilder, Töpfer- und Bronzewaren, Rüstungen, Schwerter, Kimonos, Porzellan, Wandschirme und ganz zum Schluß noch andere Netsuke, die mir weitaus besser gefielen.

Aber den schönsten Netsuke habe ich immer noch zu Hause, auch wenn der nicht wertvoll ist..
Nach dem Museumsbesuch gingen wir von Ueno durch die Ameyokocho nach Okachimachi.
Ameyokocho ist eine traditionsreiche Straße. Früher war sie ein Schwarzmarkt, überlebte als Süßigkeitenstraße (Ame = Bonbon) und nun findet man vor allem Fischhändler dort.

Wobei die Namensherkunft nicht wirklich zu belegen ist.. Die gängigste Theorie ist aber die von den Süßigkeiten.
Witzig fand ich, dass ich auch gleich den Süßigkeitenverkäufer entdeckte, von dem gerade vorher ein deutscher Student in seinem Blog berichtet hatte.
Es gab auch viele interessante Essensläden und wir wollen auf jeden Fall wieder kommen um welche auszuprobieren. Vielleicht kann ich dann auch nicht den Garnelen wiederstehen, die meiner Meinung nach unglaublich günstig waren. Der Fisch übrigens auch..
Dank des Wetters und der unglaublich entspannten Atmosphäre war dieser Tag bis jetzt der schönste im März!

Am nächsten Tag ließ ich mir ein wenig Zeit mit dem Rausgehen. Schlief aus, putzte die Küche und machte mir ein paar Onigiri, die ich später unterwegs essen wollte. Wie immer bei mir, wurde das Essen etwas experimentell. Ich hatte nicht mehr viel zu Hause und so bestand die Füllung schlußendlich doch nur aus Dosenthunfisch – leicht angebraten, mit Shichimi, Mayonnaise und speziellem Reisessig. Wobei ich mir erst später überlegte, dass sich Mayo und Essig vielleicht nicht gut vertragen könnten. Da die Onigiri aber geschmeckt haben, denke ich, dass es doch kein Problem war.
Was ich aber wirklich noch lernen muß: die Onigiri in eine ordentliche Dreiecksform zu bringen!
Dafür bin ich irgendwie zu doof..
Gegen halb 1 Uhr nahm ich endlich die Bahn Richtung Meijijingumae. Eigentlich wollte ich einen neuen Garten besuchen. Dieser öffnet aber erst wieder im Herbst wenn ich die Webseite richtig verstanden habe. So wollte ich den Sommertag im Frühling dann doch nutzen um den Yoyogipark zu besuchen, zu lernen und zu arbeiten.
Leider kam dann aber doch alles ganz anders..
Das Wetter war wirklich herrlich als ich losfuhr. Ich brauchte keine Jacke und habe nur meinen Wollponcho für Abends mitgenommen.
Als ich im Park ankam und mir gerade ein Plätzchen ausgesucht hatte, unter einem immergrünen Baum, der Schatten spendete und dessen Blätter wunderschön im Wind raschelten und mit Blick auf früh blühende Kirschbäume, frischte der Wind auf, die Sonne verdunkelte sich und es wurde kalt. Dazu wurden unglaubliche Staubmassen aufgewirbelt.
Es wurde schnell so unangenehm, dass ich mein Lager wieder abbrach und die Flucht ergriff.

Ich habe mir alle 10 Minuten das Gesicht abgewischt. Hier sieht man wie übel der Staub war..

Vielleicht handelte es sich um 黄砂 – Kōsa. Gelben Wüstensand aus China. Dies wurde allerdings in den Morgennachrichten dementiert. Der Staub kam aus Japan selbst. Wenn ich mir die späteren Aufnahmen aus Asaka ansehe, kann das gut stimmen..


Kōsa ist ein ganz natürliches Phänomen, das jedes Jahr auftritt. Schlimm wurde es in den letzten Jahrzehnten durch die Ausdehnungen der Wüsten und durch die hohe Schadstoffbelastung, hervorgerufen durch die meist un- bzw. schlechtgefilterten Abgase der chinesischen Fabriken.

Ich wollte mir dann ein Café suchen und dort lernen und arbeiten. Aber natürlich hatten jetzt viele dieselbe Idee und die Cafés waren voll. So besuchte ich einen meiner Lieblingsklamottenläden, nach Shimamura, und schaute mir die neue Mode an. Jeans-Hotpants sind weiterhin in, ich muß mir also keine Sorgen machen, ich werde wieder eine in meiner Größe kaufen können. Doof nur, dass ich gerade nach einem günstigen Minirock suche..
Nach dem Einkaufsbummel ging ich dann doch in ein „Café“. the SAD cafe nannte es sich, bot für seine Kunden kostenloses Wifi an, was mich sehr freute, war aber leider auch ein Rauchercafé und relativ schnell setzte sich direkt neben mich eine extreme Kettenraucherin. Es wunderte mich ehrlich gesagt, dass sie nicht noch während des Essens eine Kippe im Mundwinkel hatte..
Dementsprechend konnte ich den Aufenthalt dort nicht richtig genießen. Kaffee wird aber übrigens nachgeschenkt und mein Kaffee/Kuchen-set kostete dann auch irgendwie 100¥ weniger als angegeben.

Ich floh wegen der Raucherin irgendwann aus dem Café und fuhr nach Shinjuku. Starbucks war überall voll und so besuchte ich noch eine andere Filiale meines zweitliebsten Klamottenladens, wo ich auch etwas sehr günstig fand, das ich brauchte.

Preisfrage: Was ist dies für ein Raum? Er befindet sich in einem Einkaufszentrum.

Nun war es auch schon spät genug um nach Nishiogikubo zu fahren, wo ich mich mit M. treffen wollte. Das wahrscheinlich letzte Mal vor meiner Auszeit in Deutschland.
In Nishiogikubo gibt es ein großes Viertel mit vielen Antikläden, die wir uns ansehen wollten. Allerdings hatten viele geschlossen, der Wind war immer noch überaus lästig und kalt und M. flog ein Sandkorn ins Auge und machte ihr mit ihren Kontaktlinsen Probleme, so dass wir den Bummel frühzeitig beendeten und uns eine Yakitorikneipe suchten.
Die war recht schnell gefunden und wir fanden zu unserer üblichen Heiterkeit zurück. Besonders amüsierte uns die extreme Unlust eines der Angestellten, der absolut nicht glücklich schien uns bedienen zu müssen.
Trotzdem wurden wir satt und glücklich und zum Schluß bleibt mir nur zu sagen:
Esst Edamame!

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