Reise in die Heian-Zeit
Am 25. April hatte ich das große Glück ein ganz besonderes Konzert besuchen zu dürfen.
Mamoru hatte Karten für eine von zwei Vorstellungen bekommen und ich brauchte nicht zur Arbeit.
Im Kaiserpalast gab es eine Gagaku (雅楽) Aufführung des Music Department der Imperial Household Agency.
Die Imperial Household Agency regelt alles rund um die kaiserliche Familie, den Kaiserpalast und was sonst noch so mit dem Kaiserhaus zu tun hat.
Die Gagaku Künstler des Music Departments sind führend unter den Künstlern des Landes und die Karten für diese Konzerte kann man nicht einfach so kaufen.
Sie werden an Firmen und Privatleute gegeben, die etwas mit Kunst und Kultur, vornehmlich mit der traditionellen Japanischen zu tun haben.
Außer mir habe ich noch einen anderen Ausländer an dem Tag entdeckt. Er kam Mamoru die ganze Zeit sehr bekannt vor und es hat ihn gewurmt, dass ihm nicht einfiel woher. Nach dem Konzert merkten wir, dass er Deutsch sprach und dann fiel meinem Mann auch wieder ein, woher er ihn kannte.. Nicht etwa von irgendeiner JDG Party oder Botschaftsveranstaltung oder sonst etwas, sondern aus einer Fernsehsendung, die er vor über einem Jahr gesehen hat. In der tauchten Lotte und ich etwa für 1 Minute auf und direkt vor uns war dieser Deutsche ebenfalls für eine Minute dran.. Mein Mann hat ein gutes Gedächtnis >.>
Aber zurück zu Gagaku..
Wie die Überschrift schon andeutet, ist Gagaku eine Kunst aus der Heian Zeit.
Die Heian Zeit dauerte von 794–1185, wobei die Endzeit auch mit 1192 angegeben wird.
Zu dieser Zeit hatten wir eine kulturelle Hochzeit in Japan. Die Leute am Hof hatten absolut nichts zu tun, als sich in irgendwelchen Künsten zu üben und sich zu langweilen. Es war durchaus üblich, sich in kryptischen Gedichten zu unterhalten. Zur Heian Zeit gibt es unglaublich viel zu erzählen, aber das verschiebe ich eventuell auf ein anderes Mal.
„Gagaku“ kann man mit „elegante Musik“ übersetzen und bezieht sich auf „klassische Musik“. Ihr gegenüber steht „Zokugaku“ – Populärmusik.
Die Form von Gagaku, die uns erhalten blieb, wurde um das 10. Jhd herum perfektioniert.
Es gibt drei unterschiedliche Arten von Gagaku.
Kuniburi no utamai (国風歌舞), Tairikukei no Gaku bu (大陸系の楽舞) und Utai mono (歌物).
Kuniburi no utamai sind einheimische Lieder und Tänze wie Kagura, Azuma-Asobi, Yamato-Uta und Kume-Mai.
Gaku bu stammt vom Kontinent (Japan hat viele Einflüsse aus China und Korea erhalten und diese dann in etwas eigenes umgewandelt, wie zum Beispiel die Gärten..) und wird in die Rechte Schule Uhô 右方 (Stücke aus Korea) und in die Linke Schule Sahô 左方 (Stücke aus China) unterteilt.
Die Musik aus Uhô nennt man Komagaku 高麗楽 und die Musik aus Sahô Tôgaku 唐楽. Diese beiden kann man wieder in Kangen 管絃 ( Blas- und Saiteninstrumente) und in Bugaku 舞楽 (Tanz und Musik) unterteilen.
Die Ursprünge hat japanische Gaku bu schon in der Yamato Zeit (300-710).
Der letzte Stil ist Utai mono und besteht aus gesungenen Stücken, begleitet von verschiedenen Musikinstrumenten.
Auch hier gibt es wieder zwei verschiedene Arten. Saibara 催馬楽, entstanden aus japanischen Volksliedern, und Rôei 朗詠, das Rezitieren von chinesischen Gedichten in der japanischen Lesung.
Unser Konzert bestand dann aus zwei Teilen.
Zuerst gab es Kangen, beginnend mit Stimmen der Instrumente in hyô-jô 平調(ähnlich E-Dur). Das Stimmen wird verbunden mit einem kurzen Stück, dass sich Netori 音取 nennt.
Als zweites durften wir Ise-no-umi 伊勢海 (Saibara) hören. Das wird jedes Jahr am Geburtstag des Kaisers gespielt und ist sehr schön.
Danach gab es noch zwei Stücke, Ôjô-no-kyû 皇麞急 und Bairo 陪臚.
Nun gab es eine kleine Pause, in der man sich einen kleinen Becher grünen Tee holen konnte, bevor es mit den Tänzen weiter ging, sprich mit Bugaku.
Hier hatten wir nur zwei Tänze. Einen von links und einen von rechts (das kommt übrigens davon, aus welcher Richtung die Tänzer auf die Bühne kommen..).
Der erste Tanz war Goshôraku 五常楽 von links, und somit mit chinesischen Wurzeln.
Der zweite Tanz kam dann ursprünglich aus Korea und heißt Shinmaka 新靺鞨.
Er ist besonders, weil die Tänzer unter anderem eine liegende Position einnehmen.
Das fiel einem der älteren Tänzer leicht schwer..
Es war ein unglaubliches Erlebnis das live zu sehen, von dem ich sonst immer nur gelesen habe.
Fotos waren natürlich während der Vorstellung nicht erlaubt, aber nun ja.. Jetzt kann ich mir mehr drauf einbilden es als eine von wenigen gesehen zu haben XD
Ich spendiere aber ein paar Fotos von vor und nach der Vorstellung und aus der Broschüre.
Übrigens.. ahnt jemand von euch, weshalb die Stühle vor mir auf Kies standen, obwohl wir ein Dach über dem Kopf hatten?
Das geht auch auf die Heian Zeit zurück.. Damals gab es die Aufführungen unter freiem Himmel, in einem Garten. Gärten waren nicht nur grün, es gab auch schon freie Flächen mit Kies, die auch „Garten“ genannt wurden.
Die bekannteste Form aus der Heian Zeit ist der Nantei, der Südgarten.
Unser Dach wurde auch nur aus Annehmlichkeiten drüber gebaut.
Und ich bin ja nicht so.. Hier ein Link zu irgendeinem Youtube Video.
Und hier ein Video über die Veranstaltung bei der ich war 🙂
Leider nur Japanisch.
Nabend Anika,
da kann man Dir nur Gratulieren und für einen Freuen, vielleicht etwas (aber nur etwas) neidisch aber im großen und ganzen Freut man sich für einen. Hast Du dich nicht etwas komisch angefühlt als „Ausländer“ in so einer Umgebung? Wie war den die Atmosphäre und wie fühltest Du dich selbst? Ich persönlich würde mich sehr aufgeregt fühlen und wahrscheinlich drauf achten bloß nicht auffallen.^^
Ich habe mir das Video angeschaut und die Bilder, kann es sein das die Musiker / Tänzer alles nur Männer sind und keine Frauen darunter?
Wünsche Dir noch einen schönen Abend/Tag,
Lieben Gruß
Maurice
Stimmt. Es sind alles Maenner. Das ist ueblich bei dieser Art von Auffuehrungen. (Kennt man ja auch vom Kabuki).
Ich habe mich inzwischen so dran gewoehnt die einzige Auslaenderin unter Japanern zu sein (in meiner Branche gibt es nicht so viele von meiner Sorte), dass ich nur selten einen Gedanken dran verschwende.
Natuerlich bin ich in so einer Umgebung aber bemueht mich nicht daneben zu benehmen ^_-