Omiyamairi am Hiejinja
Es gibt so einige Traditionen in Japan wenn man ein Kind bekommt und nach Möglichkeit möchte ich sie zumindest alle einmal mitnehmen..
Omiyamairi war die erste dieser Traditionen. Das Schreiben des Namens haben wir nämlich leider aus Unwissenheit verpasst…
Schon in der Schwangerschaft haben wir an einer Zeremonie im Schrein für Anzan (安産) teilgenommen. Die wird normalerweise im 5. Monat am Tag des Hundes vorgenommen (lest dazu meine Beitrag über den Iwata Obi).
Also war es nur folgerichtig, dass wir unser Kind beim Omiyamairi am Schrein vorstellen, für die sichere Geburt dankten und Chibi Mamo-chan „segnen“ ließen.
Den Hie-Schrein nahmen wir weil er berühmt für seine Affenstatuen ist. 2016 war das Jahr des Affen und es gibt zwei Affenstatuen, einmal den Vater und dann eine Mutter mit Baby, zu denen viele Paare kommen, die sich ein Kind wünschen.
Besonders populär ist es natürlich im Jahr des Affen…
Der Hie-Schrein ist außerdem sehr groß und der Schrein, der die Burg von Edo zum Urakimon beschützte.
Früher lag er innerhalb der Burg, wurde jedoch nach außen verlegt damit mehr Leute ihn besuchen konnten.
Und wenn schon extra alle Großeltern kommen, dann muss man ihnen ja etwas bieten ^_-
Kommen wir zur Beschreibung der Zeremonie…
Die ist an sich nicht besonders aufregend…
Solche Zeremonien werden immer in Gruppen abgehandelt. Man meldet sich an, kommt auf die Wartebank und wird dann zusammen mit anderen in den Schrein gerufen wenn es so weit ist.
Während am Hikawa Schrein zu Anzan auch wirklich nur Schwangere anwesend waren, wurde am Hie-Schrein die Zeremonie für Anzan, Omiyamairi und Shichi-Go-San (ja, es war auch noch diese Zeit des Jahres..) zusammen abgehalten.
Wir kamen also erstmal auf die Wartebank draußen und wurden dann in einen Vorraum gerufen, in dem nochmal die Anwesenheit aller Angemeldeten überprüft wurde. Das ist für später wichtig.
In diesem Vorzimmer hatten wir auch Gelegenheit Omamori für Anzan (Glücksbringer, oder besser Talisman) zurück zu geben.
Omiyamairi wird übrigens ca. einen Monat nach Geburt begangen. Aus logistischen Problemen (unseren Terminplan mit dem der Großeltern in Einklang bringen..) fand es bei uns erst nach zwei Monaten statt.
Das traf sich hervorragend, da einen Tag vorher auch meine Eltern in Japan eintrafen und wir alle zusammen zum Schrein gehen konnten.
Omiyamairi wird nämlich zusammen mit den Großeltern gefeiert wenn möglich. Traditionell hält die Großmutter väterlicherseits das Kind und trägt dabei einen speziellen Kimono (祝着 – shūchaku) über dem Kind. Diesen Kimono kann man später normalerweise auch noch für Shichi-Go-San verwenden.
Die Motive für Mädchen und Jungen sind recht festgelegt.. Wie immer sind es Symbole für Stärke, Gesundheit etc.
Obwohl es in unserer Familie viele Kimono gibt, fand sich leider kein shūchaku und wir hatten keine Lust für knapp 100€ was zu leihen. Ebensowenig hatten wir Lust den teuren Fotografen des Schreins zu bezahlen, weshalb Anji so nett war und für uns Fotos machte.
Unter dem shūchaku tragen die Kinder weiße Kleidchen, ganz ähnlich derer bei einer christlichen Taufe. Auf ein weißes Kleid hatte ich absolut keine Lust, weshalb ich „Kimono“ für Chibi Mamo-chan durchsetzte.
So trug er dann einen Montsuki (紋付), was jedes Mal zu einem Schmunzeln führt wenn jemand die Bilder sieht.
Übrigens soll man darauf achten, dass Mutter und Großmutter genauso gute Kleidung wie das Baby tragen!
Da Chibi Mamo-chan einen ca. 2000 Yen Anzug trug, kramte ich meinen 2000 Yen Iromuji Kimono raus. Mein Kimono Debüt nach der Geburt! Und bis jetzt das einzige Mal, dass ich einen danach getragen habe, weil Stillen mit Obi einfach anstrengend scheint.. :/
Nachdem wir verschiedene Gruppenfotos am völlig überlaufenen Schrein (zu Anzan, Omiyamairi und Shichi-Go-San kamen auch noch viele viele Hochzeiten…) gemacht haben, ging es zur eigentlichen Zeremonie!
Kommen wir also zu dem Teil, wo wir vom Vorraum in das Hauptzimmer gebracht wurden.
Es war meine dritte Shinto-Zeremonie, weshalb ich anders als meine Eltern (so dachte ich zumindest) recht gut wusste was auf uns zukam.
Wie sich herausstellte, hatte mein Vater aber einen deutschsprachigen Blog gefunden, wo jemand über ihre Omiyamairi Erfahrung geschrieben hatte.
Mein Vater fand den Beitrag köstlich, da die Schreiberin sehr überrascht und erschreckt darüber war, wie einfach so eine Zeremonie im Vergleich zu einer Taufe abgehalten wird.
So dachte sie an eine wichtige Zeremonie, zu der alle Großeltern kommen und die man richtig feiert.
Nicht dass man mit vielen anderen Familien in einen Raum gesteckt wird und sich die japanische Großmutter direkt danach verabschiedet, weil sie noch mit ihren Freundinnen Karten spielen muss…
Im Raum setzt sich jeder auf einen Stuhl (bis auf ich.. Chibi Mamo-chan mag nicht sitzen..).
Ein Priester nicht ganz so hohen Ranges leitet die Zeremonie ein bevor ein Priester höheren Ranges kommt und Fürbitte für die Familien hält. Dabei singt er die Namen der Eltern, des Babys und den Wohnort.
Das wird auch bei anderen Zeremonien gemacht, zum Beispiel wenn Firmen um ein erfolgreiches Jahr bitten. Das führte bei der Firma eines befreundeten Architekten zu drei Ansätzen.. Versucht mal „Tass Associates“ mit japanischer Aussprache zu singen…
Nach der Fürbitte tanzt eine Miko zum Erfreuen der Götter und danach gehen die Familien nach vorne und erweisen den Göttern Respekt (Glocke läuten, 2x verbeugen, 2x klatschen, fürsprechen, verbeugen).
Sind alle fertig geht es nach draußen, wo jedem eine kleine Schale mit einem Schluck Nihonshu (Sake) gereicht wird (falls euch interessiert was die Schreine mit dem ganzen gespendeten Sake anstellen ^_-).
Ich habe nur symbolisch getrunken. Während ich auf Koffein leider nicht ganz verzichten kann, kann ich es auf Alkohol sehr gut!
Nach dem Reiswein hat man es fast geschafft! Jetzt werden nur noch Geschenke ausgeteilt. Ja, richtig! Dafür, dass man für die Zeremonie gerne 100€ hinblättert, bekommt man immerhin noch Kleinigkeiten zurück. Vor allem eins der Geschenke hat uns sehr gefreut, aber dazu an anderer Stelle mehr.
Bei vielen Schreinen gibt es übrigens Abstufungen der „Spenden“, meist zu 3000, 5000 oder 10000 Yen. Je nachdem wieviel man gegeben hat, fällt dann auch das Zurückgeschenk spärlich oder voluminös aus.
Weil alle Tüten während der Zeremonie vorbereitet werden müssen, ist es wichtig vorher die Anwesenheit aller Angemeldeten zu überprüfen.
Da meine japanischen Schwiegereltern extra für diesen Tag nach Tokyo gekommen sind und sie das erste Mal meine Eltern trafen, haben wir für Mittags ein Zimmer in einem besseren Udon Restaurant reserviert. Udon deshalb, weil meine Schwiegereltern im familieneigenen Udonrestaurant arbeiten (eröffnet von meinem Schwager und seiner Frau).
Allerdings gab es nicht einfach nur Udon, es gab ein ganzes Menü und als Hauptgang konnte sich jeder Udon nach Wunsch aussuchen.
Verrückt wie ich bin habe ich die modernste Variante genommen: Udon in Sahnesauce mit Pilzen. Sie waren nicht schlecht, aber traditionell gefällt mir besser…
Übrigens sind die Zimmer mit Babys super!
Man hat seine Ruhe und viel Platz um das Kind hinzulegen, muss nur aufpassen, dass es nicht in das „Fußloch“ rollt.
Das Essen war wirklich super entspannt!