Arbeits Dies und Das
Bald beginnen die Umsetzungsarbeiten meines ersten Designs.
Ich bin total aufgeregt!
Werden die Pflanzen reichen?
Wird es so aussehen wie ich es mir vorgestellt habe?
Wird es so werden wie die Kunden es sich vorgestellt haben?
Allerdings ging es bis kurz vor Arbeitsbeginn hoch her..
Japan ist wahrlich kein einfaches Land.
Meine Kunden sind Mieter eines Hauses mit Garten.
Oft lernt man in Japan seinen Vermieter nicht kennen und alles, was das Haus betrifft, wird mit der Maklerfirma besprochen und die wiederum bespricht sich mit dem Vermieter.
Während wir Europäer uns nicht viel Gedanken um Gartenpflege eines Mietshauses machen, wir verändern und schneiden einfach (beziehungsweise steht meist im Vertrag, dass neue Pflanzen im Garten belassen werden müssen, der Garten bei Übergabe zurückgebaut werden muss etc.) ohne große Absprache.
Meine Kunden hatten vor Mietvertragsabschluss ausgehandelt, dass der Rasen erneuert und die großen Bäume geschnitten werden sollten.
Das wurde nicht zu ihrer Zufriedenheit ausgeübt und so baten sie uns im Zuge der Gartengestaltung auch die Bäume zu schneiden.
Mein zweites Design wurde von der Maklerfirma und dem Vermieter abgesegnet, aber sie hatten große Angst, dass wir Bäume fällen wollen. Also nahmen wir Verbindung mit der Maklerfirma auf. Was dann folgte war.. nun ja.. Äußerst ungewöhnlich für mich Europäerin und ich kann mir gut vorstellen, dass es meinen Kunden mit dieser Maklerfirma und dem Vermieter ähnlich geht.
Pures Kopfschütteln.. Kulturunterschiede..
1 1/2 Wochen vor Arbeitsbeginn machten mein Chef und ich uns auf den Weg zu Ken Corporation in Roppongi.
Die Empfangshalle war in einem so hochgestochenen Stil, da wollte ich mich nicht mal auf’s Sofa setzen.
Als der Ansprechpartner unserer Kunden kam, sah er aus als sei er von unserer Anwesenheit total überrascht und als wolle er gleich wieder umdrehen.
Er geleitete uns aber doch in eine Besprechungsbox.
Er ist ein unglaublich unangenehmer Mensch, der zwischenzeitlich mal meinte, wenn nur ich an dem Projekt arbeiten würde, sei es absolut unmöglich. Er benutzte „嫌だ – いやだ“..
Ganz ehrlich, das Geld seiner Kunden ist dem guten Mann etwas zu Kopf gestiegen.
Er verstand aber unser Design und das Anliegen unserer Kunden und erklärte noch, dass der Vermieter einen Gärtner engagiert hatte, der 2x im Jahr für Pflegearbeiten vorbeikommen soll.
Dem obliegt auch die Pflege der hohen Bäume.
Dann meinte er, er würde sich mit dem Vermieter in Verbindung setzen und wir waren entlassen.
Noch am gleichen Tag wurde ein Treffen mit dem Vermieter ausgemacht um nochmals mit ihm alles zu besprechen.
Am Tag des Termins kam mein Chef ins Büro und teilte mir mit, ich dürfe nicht mit zum Treffen. Der Vermieter wolle nur mit dem Chef unserer Firma sprechen.
Dass ich aber nicht mal zuhören durfte, war schon ein starkes Stück. Zumindest für mich, denn es sind meine Kunden und mein Design.
Es ist in Japan wohl allerdings üblich, dass höher gestellte Persönlichkeiten ebenfalls nur mit höher gestellten Persönlichkeiten sprechen wollen.
Außerdem meinte der Maklerbüro-Schnösel auch, der Vermieter sei eine recht schwierige Persönlichkeit. Diesen Eindruck hatte mein Chef nicht.
Allerdings möchte der Vermieter tatsächlich über jede noch so kleine Veränderung im Garten informiert werden.
Er möchte gerne eine „grüne Wand“ vor der hässlichen grauen Wand haben, weshalb er auf Auslichtungsarbeiten etwas allergisch reagiert.
Ein Gespräch mit meinen Kunden und sie wüssten, dass sie die graue Wand ebenso hässlich finden und sie nicht sehen wollen..
Außerdem ist da die Sache mit dem schon engagierten Gärtner. Wenn wir jetzt alles machen, wird der ja ganz umsonst bezahlt..
Wie wir inzwischen erfahren haben, ist der Gärtner schon recht alt und seine Unternehmensführung ähnelt der von meinem früheren Chef.
Ich würde ihn also sicher nicht beschäftigen.. Wir nennen ihn intern nur noch „Mario“, weil er einen sehr interessanten Bart hat..
Nach dem Treffen mit dem Vermieter fuhren mein Chef und ich noch einmal zum Garten der Kunden, um Photos von den Bäumen zu machen, die wir schneiden sollen. Auf den Photos musste ich dann einzeichnen, wieviel wir zu schneiden beabsichtigen und an die entsprechenden Bäume wurden Plastikbänder gebunden.
Die Photos zusammen mit einem Übersichtsplan müssen dann wieder mit dem Vermieter besprochen werden, bevor es wirklich los gehen darf.
Unglaublich..
Bei großen Schnittarbeiten ok, aber bei den ganz normalen Baumschnitten? Bei Formschnitt und Auslichtungsarbeiten?
Der Mietvertrag dauert zwei Jahre. Leider weiß niemand, außer meinen Kunden, wie lange sie wirklich bleiben.. Aber trotzdem, in zwei Jahren wäre das doch alles wieder zugewachsen! Wir reißen schließlich keine Bäume aus..
Die eine Sache.. Wir mussten also regeln, was eigentlich Sache zwischen Mietern und Maklerfirma gewesen wäre.. Super nervig!
Und dann wird es nochmal spaßig, weil wir uns ja auch um die regelmäßige Gartenpflege kümmern sollen..
Im Endeffekt redeten sich Vermieter und Mario damit raus, dass sie große Fans von natürlichen Gärten sind..
Wenn mein Design umgesetzt ist, mache ich mal vorher/ nachher Bilder. Dann kommt ihr in den Genuß des „natürlichen Gartens“..
Aber neben diesen Späßchen durfte ich dank der Arbeit auch das super luxuriöse Tokyo Station Hotel besuchen, an einer Bar einen 10€ Kaffee trinken und feines Essen genießen!
Ein Exterior-Hersteller, YKKap, der Deutschen vor allem durch Reißverschlüsse ein Begriff sein sollte, veranstaltete dieses Jahr zum 4. Mal einen Photo Contest.
Meine Firma räumte 4 Preise ab und durfte somit zur Preisverleihung,
Zwei Preise waren in der Kategorie „Family Garden“, bei der die Familie den Preis bekommt. Aber mein Chef gewann auch jeweils einen 3. und einen 2. Platz in zwei weiteren Kategorien.
Das Essen, das es zwischendurch gab, war echt lecker!
Leider sollte es später noch mit dem einen YKKap Salaryman zur Nijikai, zur Feier nach der Feier, gehen.
Weshalb ich nicht viel aß. Dummer Fehler!
Es war die furchtbarste Nijikai, die ich je erlebt habe.
Ich glaube, so hat mein Mann mich noch nie erlebt, als ich danach nach Hause kam..
Die anderen Teilnehmer waren öde, neben mir saß ein arschkriecherischer YKKap Newbie, der zuerst Panik hatte mich überhaupt nur anzusehen, und dann, weil es sich ja so gehört, mir ständig versuchte unleckeres Kneipenessen und was zu trinken aufzudrängen..
Dann hatte man die Nichtraucher ans hintere Ende des Raumes verbannt. Nur leider zog der ganze Qualm zu mir rüber und die Kent des alten Knackers (Chef einer YKKap Filiale?) zwei Plätze weiter stanken so unglaublich, dass mir jedes Mal wenn er sich eine ansteckte speiübel wurde. Also alle 15 Minuten etwa.
Ich war zum ersten Mal heilfroh, dass solche Veranstaltungen normalerweise nur 2 Stunden dauern.
Mir war danach noch den ganzen Abend schlecht, mit meinen Klamotten wollte ich nichts mehr zu tun haben, die musste mein Mann waschen, ich verbrachte ca. 20 Minuten damit meine Haare zu entstinken und am nächsten Tag ging es mir nur leidlich besser..
Jetzt spukt nur das verhängnisvolle „nächstes Jahr in der gleichen Besetzung wieder“ über mir..
Ich möchte zwar auch gerne so einen Preis einheimsen (nur keinen Gold, dann muss man nämlich eine Rede halten), aber zur Nijikai möchte ich definitiv nicht!!!
Ansonsten stecke ich momentan in Recherchearbeiten für ein neues Buch für Real Japanese Gardens und komme nicht weiter und sollte mich auf meine Gartentour vorbereiten, was ich aber irgendwie nicht schaffe..
Außerdem habe ich zwei unglaublich anstrengende Wochen vor mir.. Quasi keine Wochenenden vom 16.11. bis 29.11., jeden Tag Highlife. Aber langsam kenne ich das ja schon.
Und zu guter letzt.. Ich habe ja eine deutsche Senpai, die vor mir in dieser Firma gearbeitet hat, aber schon seit längerer Zeit in den USA lebt.
Dies Senpai sieht mir nicht sonderlich ähnlich und hat sowieso blonde Haare..
Aber.. Von wegen Japaner sehen alle gleich aus? Is nicht! Deutsche auch!
Alle Geschäftspartner meines Chefs meinen mich schon zu kennen, weil sie mich mit meiner Senpai verwechseln. Ähm.. ja..
An der „die sehen doch alle gleich aus“ Krankheiten leiden also sowohl Europäer als auch Japaner..
Urks, da freue ich mich wirklich derzeit nur mit Nichtrauchern zusammen zu arbeiten. Ich finde das ja schon immer so eklig wenn man trinken geht und zwanzig Tische weiter jemand raucht – dann kommt man nach Hause und merkt, wie sehr man nach Rauch stinkt. 🙁
Ich mag es auch gar nicht wenn Restaurants etc nicht eine ordentliche Trennung haben…
Ich hasse Zigarettenrauch.
Leider leider ist mein neuer Chef Raucher >.>
Obwohl er es sich wirklich mal abgewöhnen sollte. Mit Mitte 40 schon böser Raucherhusten…
Also, bei Stinktieren soll es ja helfen, wenn man ausgiebig in Buttermilch badet, sollte man mal etwas abbekommen haben…
Vielleicht hilft das ja bei Zigarettenstinkern auch… 😉
LG,
Viola
Also ich bin eher dafür, dass Zigarettenstinker mit dem Zigarettenstinken aufhören sollen bevor ich in Buttermilch bade ^_-