11. Mai – Exterior Design Unterricht
Ich denke dank meiner Praktikantin hatte ich das Glück an diesem Unterricht teilnehmen zu dürfen.
Mein Chef möchte ihr gerne etwas bieten und arrangierte diesen Tag für uns.
Der Unterricht findet insgesamt drei Mal, einmal in der Woche statt und jeder Interessierte darf daran teilnehmen, egal aus welchem Beschäftigungsfeld er ursprünglich kommt.
Der Tag an dem wir teilnahmen war die erste Unterrichtsstunde.
Im Prinzip enthielt sie für mich wenig Spannendes, aber den einen oder anderen Tipp konnte ich trotzdem mitnehmen.
Vormittags haben wir den Unterschied zwischen Exterior Design und Gaikō (外構) gelernt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau wie ich Gaikō übersetzen soll…
„Sotomae“ (外構え) bedeutet „Fassade“, „äußere Erscheinung“, „Außenseite“.
Mit Gaikō verbindet man eigentlich alles was mit dem Abgrenzen des Grundstücks nach außen zu tun hat. In Japan sind das Mauern, Zäune und Sichtschutze.
Auf ein schönes Design wird dabei weniger Wert gelegt als auf Funktionalität.
Bei Exterior Design geht es um Design in Verbindung mit Funktionalität.
Außerdem wurden wir auf die unterschiedlichen Arten von Kunden aufmerksam gemacht und die momentanen Gefahren.
Ja, es gibt für uns Designer etwas ganz übles, was unter das Copyright-Problem fällt, was vielen Kunden aber egal ist.
Bevor es zum Vertragsabschluss kommt, legen wir einen Designplan vor. Erst wenn das Design akzeptiert ist wird der Vertrag unterschrieben und Geld gezahlt.
Kommt es nicht zum Vertragsabschluss, bekommen wir kein Geld trotz Arbeit.
Die „Scheiß-Kunden“ kommen nun auf die Idee einen hochwertigen Designplan mit guten Materialien zu anderen Unternehmen zu schleppen und nachzufragen, ob diese Unternehmen es billiger bauen können.
Zum einen ist das ein Verstoß gegen das Copyrightgesetz, denn der Plan gehört der Designfirma, und zum anderen könnte eben diese Designfirma es wahrscheinlich ähnlich günstig bauen, wenn auf Qualität verzichtet wird. Das begreifen die „Scheiß-Kunden“ nur leider nicht…
Am Nachmittag wurde schon ein wenig mehr in den Designprozess eingetaucht.
Anhand von Beispielen wurde uns gezeigt wie man aus einem unbebauten Garten ein Paradies zaubern, oder wie man einen schlecht geplanten Garten (+Exterior) umgestalten kann.
Außerdem wurde uns ein (für mich) neuer Begriff näher gebracht: Scaleton (スケールトン).
Hausbaufirmen, die die Häuser fertigstellen bevor sie verkauft werden, gehen langsam dazu über die gesamten Freiflächen des Grundstücks zu betonieren (in Japan darf nur 60% der Fläche bebaut werden).
Das dient vor allem der Pflegeleichtigkeit. Kein Unkraut, das sich einnisten kann!
Allerdings gibt es zwei extreme Negativpunkte: die Betonwüste kann Käufer abhalten und Käufer haben Zusatzkosten wenn sie etwas verändern möchten, da der Beton wieder aufgebrochen werden muß.
Uns wurde heute das Scaleton Prinzip vorgestellt. Eine Möglichkeit kostengünstiges „Gaikō“ einzubringen, das den späteren Besitzern aber alle Möglichkeiten offen lässt.
In Japan gibt es mehrere Arten
Exterior zu gestalten: Open Design, Semi-Open, Closed, High-Closed und Minimum-Closed, um die wichtigsten zu nennen.
Mit Scaleton ist die Umwandlung in alle Arten möglich und man kann es sogar so belassen und hat trotzdem etwas Design statt Betonwüste.
Außerdem für mich interessant war das Dreieck-Prinzip, das man vor allem aus dem Ikebana und der Steinsetzung in Karesansui-Gärten kennt. Im Gartendesign kann man das Prinzip zum Beispiel mit Bäumen umsetzen.
Meiner neuen Praktikantin habe ich zwar ein wenig zwischendurch übersetzt, trotzdem wird sie noch einige Fragen haben, die ich gerne beantworten werde.
Ich habe festgestellt, dass es mir wirklich Spaß macht Leuten, die echtes Interesse haben, Zusammenhänge zu erklären.. Wer weiß? Vielleicht werde ich irgendwann noch Gartendesign Lehrerin?
Am nächsten Tag hatten mein Chef und ich noch ein interessantes Gespräch über den Unterricht.
Etwas, das er sagte, ist leider wahr..
Es ist leicht Exterior zu verkaufen, den irgendeine Form von Exterior brauchen die Leute immer.. Jeder will nen Parkplatz, eine Klingel und einen Briefkasten.
Gartendesign zu verkaufen, vor allem Gutes, ist deutlich schwerer!