Verkehrsdelikt mit Folgen – Die Fortsetzung

Bis kurz vor meinem ersten Termin ging ich noch davon aus, dass der ganze Fall auf einem Missverständnis beruhen würde.
Also hatte ich ja die Botschaft angeschrieben, ob sie mir sagen könnten, wo ich den japanischen Gesetzestext finden und ob ich sonst irgendwie Hilfe bekommen könnte.
Die Antwort war sehr ernüchternd.
Sie verlinkten mir nur den Text, der auf der Seite der Botschaft steht. Erzählten mir irgendwas zur Umschreibung des deutschen Führerscheins in einen Japanischen (was ich schon längst hinter mir habe und auch in der Mail erwähnt hatte..) und dass sie mir keine Auskunft über den Inhalt japanischer Rechtstexte geben könnten.
Ich schrieb zurück, dass ich ja nur wissen wolle, wo ich eben diese japanischen Texte finden könne. – Bei den japanischen Behörden. Jop, danke! Das schaffe ich auch mit meinen Japanisch-Kenntnissen! Habt ihr euch schon mal japanische Webseiten angesehen?
Zum 3-Monatsfall schrieben sie mir noch, dass Leute ohne Aufenthaltsgenehmigung in Japan diese Regel zu befolgen hätten.

Daraufhin fragte ich, was eine Aufenthaltsgenehmigung sei, denn ich ging davon aus, dass ich mit 1-Jahres-Visum eben diese habe.
Die Botschaft antwortete mir, das wüssten sie nicht genau, ich sollte bei den japanischen Behörden nachfragen. Aber vermutlich hätte jeder, der eine Residence Card beantragen muss, eine Aufenthaltsgenehmigung.

Das mit der 3-Monats-Regel steht übrigens wirklich auf der Seite der Botschaft. Wenn man aber, so wie ich, über den Link am Anfang der Seite direkt zum Text für Leute mit Wohnsitz in Japan springt, bekommt man lediglich die Information wie man seinen Führerschein umschreiben lassen kann.
Da lohnt sich das komplette Lesen des Textes..

Mein Mann war aber zum Glück fleißig und hat mir noch mal einige Informationen aus dem Internet auf Japanisch gesucht und erklärt. Nach x-Anläufen habe ich es auch endlich verstanden. Mein Gehirn war nämlich wegen der ganzen Sache mehr als angeschlagen und ich konnte nicht mehr denken..

Ich kam also schließlich doch sehr gut vorbereitet zu meinem Termin am 13.03.2014 und in dem Wissen, dass ich wirklich einen Fehler gemacht habe und die Sache nicht nur auf einem Missverständnis beruhte.
Was ich nicht wusste war, wie der Tag ablaufen würde. Ich wusste, dass ich einige Dokumente mitzubringen hätte, ein Dolmetscher (Englisch) kommen würde und wir uns 9.45 Uhr in meiner Firma treffen sollten.
Mir war nicht klar, dass wir schon an diesem Tag die Strecke nach Sakado abfahren würden, die ich damals genommen hatte, ich in Sakado „interviewt“ werden würde und hinterher mit der Bahn nach Hause fahren müsste..
Naja, auch kein Ding.. Da es eh regnete, hätte ich hinterher wohl sowieso nicht mehr arbeiten können.
Ich saß hinten im Auto zusammen mit dem Übersetzer. Vorne saß der meinen Fall bearbeitende Sergeant und der Fahrer. Ich musste rechtzeitig vor dem Abbiegen bescheid sagen, damit mein Sergeant ein Foto von der Abzweigung machen und die Route aufzeichnen konnte.
Außerdem wurde die exakte Distanz gemessen. 35,5km bin ich gefahren..
Direkt danach ging es zur zuständigen Polizeistation in Sakado. Der Dolmetscher und ich wurden aufgefordert zu warten.
Irgendwann wurde er aber zum Sergeant ins Büro gerufen und ich blieb alleine zurück.
Als beide wieder heraus kamen, wurden wir in die Mittagspause geschickt. Also der Dolmetscher und ich.
Uns wurde die Bäckerei „Antique“ empfohlen. Ich ging vor, der Dolmetscher kam nach.
Er war sehr nett und wir plauderten während des Essens etwas.
Um 1 Uhr startete dann mein „Interview“. Es war kein richtiges Verhör.
Meine Personalien wurden aufgenommen und dann wurde ich noch ganz kurz zu meinem Fall befragt.
Vorher hatte der Dolmetscher mir noch klar gemacht, dass dieses Interview nicht rassistisch gemeint ist und alle, ob Japaner oder Ausländer, gleich behandelt werden.
Da scheinen sie wohl wirklich Angst zu haben, dass jemand das in den falschen Hals bekommt und zu seiner Botschaft läuft.
So wie ich meine Botschaft bisher kennengelernt habe, wäre das vergebene Liebesmühe.
Zwar antworten sie recht schnell, aber was soll ich sagen..
Bei den Heiratsangelegenheiten war ein Mitarbeiter furchtbar, während eine andere Mitarbeiterin sehr nett war. Eben diese Mitarbeiterin hat mir nun aber die tollen Mails in diesem Fall geschickt.
Man muss wohl also irgendwie Glück haben, mit welchem Thema man bei welchem Mitarbeiter landet?
Aber egal, zurück zu meinem Interview.
Ich wäre absolut nicht auf die Idee gekommen, dieses Gespräch rassistisch aufzufassen. Alle waren sehr nett und es wurde sogar gelacht.
Außerdem hat mir der Sergeant etwas mitgeteilt, das ich bisher noch nicht wusste:
Alle ab Januar 2013 ausgestellten deutschen Führerscheine sind aufgrund eines EU Gesetzes nur noch 15 Jahre gültig. Alle Führerscheine, die davor ausgestellt wurden, werden ab Februar 2033 ungültig sein. Also auch meiner. Ich hoffe, ich werde irgendwie dran erinnert meinen vorher erneuern zu lassen.. 2033 ist ja doch noch ein bisschen hin und mein Gedächtnis ist sehr schlecht..
Diese Information hat der Sergeant übrigens durch die Deutsche Botschaft nochmal absichern lassen. Sehr fleissig der Gute!

Die Angaben zu meinen Personalien (ich musste übrigens nicht auf die Fragen antworten, das stand mir frei) musste ich später mit meinem Hanko abstempeln. Jede einzelne Seite.. Mein Hanko sorgte übrigens für Amüsement bei dem Polizisten und meinem Dolmetscher. Sie meinten, Katakana sehen so seltsam aus..
Kann ich doch nichts dafür wenn das japanische Recht so doof ist, mir nur über Umwegen zu erlauben den Namen meines Mannes anzunehmen. Sonst hätte ich den schon längst und damit einen Stempel mit Kanji. Der auch wieder für Probleme sorgen würde, weil niemand den Namen meines Mannes lesen kann. Der Dolmetscher musste jedes Mal nachfragen, weil er es sich nicht merken konnte..
Mit meinem Namen wandere ich also vom Regen in die Traufe. Wobei ich hoffe, dass der neue Name wenigstens in Deutschland nicht mehr so viele Probleme bereitet..
Zwar musste ich auch schon Fragen zu dem Vorfall im November beantworten, die gehören aber zu dem Dokument, nach dem beurteilt wird, welche Strafe für mich in Frage kommt.
Dieses Dokument wird am Sonntag fertig gemacht. Dann muss mich mein Mann abholen und auch irgendetwas unterschreiben..
Was genau weiß ich noch nicht. Angeblich darf ich dann auch nicht alleine nach Hause fahren.
Mamoru trägt das alles übrigens mit Fassung.
Er steht mir ganz lieb bei, auch wenn er jetzt vielleicht bald eine Verbrecherin als Ehefrau hat.
Noch hoffe ich ja aber, dass ich mit Punkten davon komme. Diese Möglichkeit gibt es nämlich auch: Punkte für das Verkehrsdelikt oder Bußgeld weil Straftat..

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