Valentinstag 2014 – Babysitten

IMG_9062Was für ein schönes Datum: 14.02.2014.. Gefällt mir richtig gut!
Was mir weniger gefiel, waren die Schneemassen, die wieder auf Tokyo nieder gingen.
Schon morgens, als ich aufstand, schneite es. Also war mir klar: keine Arbeit heute.
Kurz nach 7 Uhr klopfte es auch an meiner Tür. Allerdings stand nicht der Chef davor um mir zu sagen, dass es keine Arbeit geben würde, sondern sein Sohn.
Er begrüßte mich mit: „Heute ist ja keine Arbeit. Was würdest du von Babysitten halten, gegen Bezahlung natürlich? Die Mutter ist auch zu Hause, aber es wäre eine große Hilfe, wenn du einfach dabei sein könntest und aufpassen könntest, wenn sie mal aus dem Zimmer muss. Das Haus ist so groß und gefährlich..“
Ich war müde. Sehr sehr müde.. Daher wohl der große Redeschwall um dem Angebot gleich sämtliche Bedrohung zu nehmen. Weiter ging es dann mit: „Von 8 Uhr bis 18 Uhr wäre das dann.“
Hier wachte ich kurz auf. 8 Uhr? Mein Plan für diesen Tag war bis jetzt gewesen, nochmal ins Bett zu verschwinden, irgendwann aufzustehen, Kaffee zu kaufen (mal wieder Blendy Sticks, die schmecken einfach besser als Granulatkaffee) und den Rest des Tages vor dem PC zu verbringen.

Aber da ich ja momentan keine Lust auf Arbeit habe (weshalb ich jetzt auch wieder lieber Blog schreibe *hust*), konnte ich auch mit Babysitten leben. Womit ich nicht gut leben konnte, waren die 8 Uhr..
Also meinte ich zum Sohn meines Chefs, dass das ja alles kein Problem sei, aber 8 Uhr wäre ein bisschen früh..
Er lächelte mich sehr erfreut an und meinte daraufhin: „Ok, dann also von 9 Uhr bis 18 Uhr. Vielen Dank schon mal.“ Ok, dann also 9.. Ganz ganz schnell verschwand ich wieder ins Bett, um wenigstens noch ein wenig schlafen zu können.
Punkt 9 Uhr stand ich dann angezogen im Esszimmer und wurde gleich zum Frühstück eingeladen.
Der bald 3 jährige Sohn fuhr mit seinem Anpanman-Rutscheauto (Bobbycar) immer um den Tisch herum, während die Mutter die kleine 1 jährige Tochter fütterte.
Ganz harmlos alles.
Als es ans Abräumen ging, fing mein Job dann an. Ich habe noch nie auf Kinder aufgepasst. Zumindest nicht auf so kleine.. Dazu bin ich absolut kein Naturtalent im Umgang mit Kindern. Pluspunkt: Irgendwie können mich Kinder recht gut leiden, keine Ahnung weshalb.
Ich hockte mich jetzt also vor den Absatz, der zur Außentür führte um die Kleine davon abzuhalten dorthin zu krabbeln. Gleichzeitig hielt ich den Blumentopf fest, in dem sie buddelte und passte auf, dass sie nichts daraus in den Mund steckte. Ab und zu schob ich noch ihre Füße zur Seite, damit sie nicht von ihrem Bruder auf seinem Auto überfahren wurden.
Als die Mutter mit sämtlichen Haushaltsarbeiten fertig war, Abwasch, Aufräumen, Wäsche, verlagerten wir uns ins Kotatsu-Zimmer und vor den Fernseher.
IMG_9055Sohnemann schnappte sich irgendwann ein Handtuch, das seine Mutter ihm um den Hals band, er lief schnell in den Flur und kam mit einem Schwert zurück. Jetzt war er ein Super Hero! Was ihn dazu veranlasste der eh schon durchlöcherten Papierschiebetür noch ein paar mehr Löcher hinzuzufügen und den Plasmafernseher zu erstechen..
Seine Schwester spielte seelenruhig und ausgiebig mit einer DVD-Hülle.
Kurz darauf wurde die Brio Holzeisenbahn ausgepackt, ich baute eine Bahn auf, die 2x benutzt wurde, danach war sie wieder uninteressant. Jetzt musste ich bitte dem Hund die Batterien wechseln. Das ist so ein furchtbares Tier, das alles Gesagte wiederholen kann.. Und das machte vor allem der Tochter unglaublich großen Spaß.
Gegen 12.30 Uhr hatte ich Pause, weil die Kinder schliefen. Für ca. 1 Stunde konnte ich mich auf mein Zimmer verziehen. Hungern musste ich übrigens nicht, ich wurde ständig zum Essen genötigt.
Eigentlich hatte ich zu der Zeit schon genug vom „Spielen“, eigentlich saß ich nur dumm rum, aber ich musste ja bis 18 Uhr durchhalten. Und ich war immer noch so unglaublich müde!
Nach dem Mittag war ich häufiger und länger mal alleine. Hier kam auch das beste Gespräch mit dem Sohn zustande. Irgendwann sagte er ganz trocken zu mir: „Ich hab keine Ahnung was du grad gesagt hast.“ Und ich antwortete: „Ich auch nicht.“ Damit waren unsere Verständigungsprobleme für den restlichen Tag geklärt und kamen nicht mehr zur Sprache. Eigentlich sollte ich ja auch Englisch mit ihm sprechen. Aber ihr glaubt gar nicht, wie schwer mir das fällt! Wenn ich Englisch sprechen soll, fällt mir 100%ig nur Japanisch ein.
Aber ich brauche hier Englisch ja auch nicht. Entweder spreche ich Japanisch oder Deutsch…
Nachmittags hatte ich noch eine kurze Pause, als die Familie einträchtig das Kinderprogramm im Fernsehen verfolgte.
IMG_9060Nun ging es hart auf die 18 Uhr zu. Der Sohn wurde sehr anhänglich. Jedoch nicht bei mir, sondern bei seiner Mutter. Was ihn trotzdem nicht davon abhielt immer zu fragen wo ich denn sei, auch wenn ich direkt hinter ihm stand.. Das doofe war nur, die Tochter wurde ebenfalls anhänglich und wollte zu ihrer Mutter.
Da hatte sie aber Pech, der Erstgeborene hatte Vorrecht. Also saß ich mit der Kleinen lange alleine im Kotatsu-Zimmer und versuchte sie irgendwie vom Weinen abzuhalten.
Das klappte auch relativ gut. Sie wurde nie richtig laut und es liefen auch keine Tränen über ihre Wangen.
Das kam dann erst später, so ab 17 Uhr..
Da waren dann auch ihre Mutter und ihr Bruder wieder zu uns gestoßen. Sie wollten singen. Der Sohn bei seiner Mutter auf dem Schoß, die Tochter bei mir. Die Tochter war nicht begeistert, fand aber immer irgendwas in ihrer Umgebung, um sich abzulenken. Leider fing ihr Bruder irgendwann an ihr die Sachen mit „das ist meins“ wegzunehmen, obwohl er sie gar nicht haben wollte. Nur aus Prinzip. Mein iPhone war für die Kleine leider nicht so interessant wie das von Mama. Das hätte ich ihm nämlich um die Ohren gehauen, wenn er das seiner Schwester auch weggenommen hätte..
Als das Singen nicht mehr spannend genug war, beschäftigte sich Sohnemann anderweitig. Aber immer, wenn seine Schwester auf den Arm von Mama wanderte, kam er zurück und wollte selbst auf den Arm. Für 3 Minuten. In diesen 3 Minuten wanderte Töchterchen wieder zu mir, fing an zu brüllen und vergoss Krokodilstränen. Dieses Spiel spielten wir bis 18 Uhr, als endlich endlich Papa nach Hause kam.
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Das war also mein erstes Mal Babysitten. Jippie! Vielleicht will ich doch keine zwei Kinder.. Oder erst das Zweite, wenn das Erste schon groß ist? Dann bin ich aber alt… Mist..
Naja, mal sehen was die Zukunft so bringt.

Am nächsten Tag, zugegeben einen Tag zu spät, stellte ich mich dann in die Küche und machte das, was man als Frau in Japan halt am Valentinstag so tun sollte. Ich backte..
Das hier kam dabei heraus.
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Apfelkuchen im Reiskocher gebacken (ich habe keinen Ofen). Der Kuchen ist eigentlich nur ein dicker Pfannkuchen mit Äpfeln drauf. Aber egal..
Daraus wurden dann mit dem Gemüseausstecher kleine Blüten ausgestochen, was leider nicht ganz so gut klappte, und dann mit dunkler Schokolade übergossen. Die bestand zum einen aus nicht so leckerer japanischer Blockschokolade und leckerer Berliner Top-Schokolade. Verziert wurde das Ganze dann mit japanischer Blockschokolade mit Erdbeergeschmack. Die zog leider nicht so gute Fäden wie ich mir das erhofft hatte. Naja, das Endergebnis ist trotzdem ganz nett geworden, finde ich..
Auch wenn man von Blüten nicht mehr viel erkennt, es sieht jetzt aus wie selbstgemachte Pralinen, oder? ^_-

3 thoughts on “Valentinstag 2014 – Babysitten

  1. sieht echt aus wie Pralinen XD
    das mit den Kindern ist soooo typisch japanisch. Die beiden Zwerge von BIL waren – als ich sie das erste Mal getroffen (und babygesittet) habe- etwa im gleichen Alter denke ich. Brüderchen hat dem kleinen Schwesterchen immer direkt alles abgenommen. Einfach so aus Prinzip. Ärger? Pffffff.. sowas gibt es doch in japanischen Haushalten nicht. Selbst als Sohnemann angefangen hat, den Papa über 10 minuten mit Schlägen und Tritten zu bearbeiten ist kein Wort gefallen.
    Ich hätte meinen beiden Zwergen sonstwas erzählt – aber irgendwie haben die sich nie so verhalten?!

    1. So etwas gäbe es bei mir auch nicht…
      Aber diese Familie ist… Die können den Stammbaum auf etwa 50 Generationen in dieser Stadt zurückverfolgen… Der hiesige Family Mart ist nach dieser Familie benannt…
      Ich lebe im „Haupthaus“ der Familie, die natürlich etwas weiter verzweigt ist..
      Der Sohn, den ich babygesittet habe, ist der erstgeborene Sohn des erstgeborenen Sohns meiner Gasteltern. Also… er ist der kleine Prinz, der gehätschelt und getätschelt wird und einfach alles darf…

      Die „Pralinen“ haben am Ende übrigens nur nach Schokolade geschmeckt XD
      Sahen vielleicht ganz nett aus, aber der Geschmack ließ zu wünschen übrig >.>

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