Urlaub Teil 2

Ich weiß gar nicht genau wo ich beginnen soll..
Am besten am Anfang, oder?
Montag um 7h früh sollte es also Richtung Nagano losgehen. Gefahren sind wir mit Nanjo-sans Auto. Als Na-san und No-san mich abholten war der Kofferaum schon fast voll, da Na-san sein gesamtes Equipment mitgenommen hat. Ich kenne mich ja nicht aus, aber der Kofferraum, in dem eigentlich noch zwei Sitze mehr Platz finden, war voll mit Verstärkern, und sonstigem elektronischen Zeugs für genau eine E-Gitarre..
Von der Firma aus ging es dann Richtung.. Miyoshi? Ich muß zugeben, dass ich dieses Mal überhaupt gar nicht auf die Ortsnamen geachtet habe..
Auf jeden Fall irgendwo zwischen Fujimino und Tokorosawa haben wir den letzten Kollegen, Su-san, eingesammelt. Als wir auf ihn gewartet haben, habe ich mal wieder die wunderbaren Arbeitsbeschaffungsmaßnamen der Japaner beobachten dürfen. Zwei Polizisten regelten den Verkehr an einer Kreuzung, deren Ampeln funktionierten!

Ansonsten mag ich die netten Herren in Uniformen mit ihren Winkestäbchen, zu welchem Verein sie auch gehören mögen, sehr gerne. An Baustellen absolut nützlich, da sie den Verkehr meiner Meinung nach sinnvoller regeln als die Aufstellampeln in Deutschland. Außerdem ist eine Baustelle in Japan selten über einen sehr langen Zeitraum vorhanden, so dass diese Ampeln keinen rechten Sinn machen würden. Zumindest habe ich bis jetzt nur Tagesbaustellen gesehen..
Als wir Su-san endlich gefunden hatten, es gab da wohl leichte Verständigungsprobleme über den genauen Treffpunkt, ging es los Richtung Nagano.
Ich bin den selben Weg ja schon einmal gefahren, als meine Gastfamilie mich nach Obuse mitgenommen hat. Im Gegensatz zu damals waren wir im Nullkommanichts am Ziel. Wir brauchten nur eine kurze Klopause und Na-san nutzt zum Glück gerne die Spur für Schnellfahrer anstatt hinter LKWs her zu fahren. Ich selbst bin es ja gewohnt über 140km/h zu fahren, weshalb es mich manchmal etwas nervt, dass hier so geschlichen wird. (Selbst wenn 100km/h erlaubt sind..)
Das Ferienhaus lag dann nicht wirklich in Nagano, sondern lediglich irgendwo in der Nagano-Präfektur. Leider hat es sich den ganzen Urlaub über nicht geändert, dass ich nicht auf Stadtbezeichnungen geachtet habe, deshalb habe ich keine Ahnung wo ich im Endeffekt war.

In der Nähe war der höchstgelegene Bahnhof Japans mit 1345m wenn ich mich nicht irre.
Ich habe euch mal versucht auf einer Karte zu zeigen, wo ich war. Es ist allerdings auch möglich, dass das Haus auf der anderen Seite der Staße lag.

Auf jeden Fall mitten in der Pampa, aber dazu später mehr..
Ersteinmal wollten wir uns mit dem Rest unserer kleinen Reisegruppe treffen. K-san ist mit Frau und Kindern getrennt von uns angereist. Irgendwie ist es erschreckend, dass jemand, der nur vier Jahre älter ist als ich, zwei Kinder hat, die ungefähr 7 und 5 Jahre alt sind.. Daran merke ich immer, dass ich alt werde..
Getroffen haben wir uns auf einer Western-Ranch. Es gab ein paar Verkaufsstände, Kühe und Pferde, Gänse, Hühner und einen Traktor, der mit Anhänger die Kinder einmal um die Ranch gefahren hat. Ponyreiten durfte selbstverständlich nicht fehlen und Strandbuggy fahren auch nicht!

Familie K ließ sich das letztere nicht entgehen. Beide Elternteile sind begeisterte Motorradfahrer.. Und ich, ebenfalls mit Motorradführerschein und Autofahrentzug (ich darf ja in Japan nicht), wollte selbstverständlich auch. Während die Familie auf den Familycourse musste, durfte ich auf den „Schnellen“. Am Anfang war das Fahren des Buggys extrem gewöhnungsbedürftig. Die Lenkung fühlte sich seltsam an, Gas gab man über einen Hebel und das Schalten habe ich auch oft versemmelt. Ich bin zu lange kein Motorrad mehr gefahren. Im Endeffekt habe ich in 10 Minuten 13 Runden geschafft, wurde aber später öfter ausgebremst, da noch ein Vater mit Sohn auf die Bahn gekommen ist und die waren etwas langsam.. Ich musste immer passende Gelegenheiten zum Überholen abwarten, zum Beispiel wenn der Sohn in irgendwelche Absperrungen gefahren ist..
Das Ende vom Lied ist jetzt, dass ich mir neue Schuhe kaufen darf *hrhr* Was wünscht sich eine Frau mehr? Mein linker Schuh ist komplett mit Öl versaut. Schon etwas traurig, die Schuhe waren recht neu und ich mochte sie, aber teuer waren sie nicht und ich stehe sowieso immer vor den Schuhläden und muß mich davon abhalten hinein zu gehen.


Nachdem wir alle Sehenswürdigketen der Ranch abgeklappert hatten, sind wir Mittagessen gefahren. In einem alten klapprigen Lokal namens Picnic nahe des oben erwähnten Bahnhofs.
Das Essen war sehr lecker! Auffällig war, dass die Familie Kato komplett ausländisches Essen bestellt hat, während wir übrigen brav Japanisch gegessen haben.
Nach dem Essen ging es dann endlich zum Ferienhaus, ich war schon total gespannt. Erst als wir angekommen waren, habe ich realisiert, dass es nicht irgendein gemietetes Haus ist, sondern das private Ferienhaus von No-san. Vielen Dank, dass wir dort Urlaub machen durften!
Es war toll! Auch wenn die Toiletten etwas gewöhnungsbedürftig waren. Eine Mischung aus Campingklo, Plumpsklo und WC.. Sehr seltsam.. Im ersten Stock mußte man auch mit Wasserflasche spülen. Ansonsten aber super und groß! Jeder hätte sein eigenes Zimmer bewohnen können. Es war auch so abgelegen, dass ich keinen Handyempfang hatte.. Während Na-san ersteinmal sein Equipment angeschlossen hat, sind wir übrigen Spazieren gegangen. Zu Beginn regenete es etwas, hörte dann aber auf. Die Umgebung hat mich extrem an Schweden erinnert. Was mich mal wieder darin bestärkt, dass Japan einfach das perfekte Land ist. Fährt man ein paar Stunden in die eine Richtung hat man Südfrankreich, ein paar Stunden in die andere Richtung ist man in Schweden, einfach klasse! Nur die Seen fehlen, die gibt es zwar auch, sind aber nicht wirklich mit schwedischen Seen zu vergleichen.


Bevor es dunkel wurde, sind wir noch schnell zum Einkaufen gefahren. Das Wetter hat uns auf dem Rückweg leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eigentlich wollten wir schon an diesem Abend grillen, aber es fing ganz fürchterlich zu regnen an. Also gab es nur so allerlei Kleinigkeiten. Unter anderem Gemüse und Fleisch vom Tisch-Grill.

Der Abend wurde dann gemütlich im Wohnzimmer beendet mit kurzer Pause für ein kleines Feuerwerk der Kinder. Ich bin erst um Mitternacht ins Bett gekommen.
Die ganze Nacht über hat es geregnet und auch am nächsten Morgen goß es noch in Strömen.
Das Frühstück verlief daher gefühlt etwas schweigsam. Nachdem dann auch unser Spätaufsteher aus dem Bett gekommen ist und gefrühstückt hatte, sind wir trotz des Regens los gefahren. Ich wusste mal wieder nicht wohin, hatte aber so eine Ahnung, die sich auch bestätigte.. Es ging zum Angeln!
Ich finde Angeln eigentlich einfach nur langweilig. Habe das früher zwar immer mitgemacht, konnte aber glaube ich, irgenwann einfach nicht mehr ruhig bleiben. Stimmt das so? Das ist so lange her..
Auf jeden Fall ist dieser Angelspot sehr amüsant. Man zahlt am Eingang einen Betrag. Ich bin leider überhaupt nicht durch das System dahinter durchgestiegen. Dann darf man sich eine einfache Bambusrute nehmen, bekommt ein kleines Netz in dem Köder und Angelschnur sind und zieht los an ein benummertes Becken am Fluß.

Dann befestigt man die Angelschnur an der Rute und los kann es gehen!
Wir hatten noch nicht wirklich begonnen, da traute ich meinen Augen nicht als ein Angestellter mit einem Eimer vorbei kam und ihn in unser Becken leerte. Im Eimer waren sehr viele Fische der hauseigenen Zuchtstation. Der Fang wurde also garantiert.. Trotzdem machen die Biester es einem nicht leicht, sie beißen nämlich nicht unbedingt richtig zu, man reißt die Angel also aus dem Wasser wenn der Schwimmer untergeht und hat doch keinen Fisch dran und der Köder ist auch weg.
Als die Köder alle waren (große rote Fischeier wie man sie auch gerne als Sushi bekommt), hatten wir 13 Fische gefangen, die gleich vor Ort ausgenommen und gesalzen wurden.

Von deutschen Tötungs- und Ausnehmmethoden haben meine Kollegen leider noch nichts gehört, so wurden den armen Fischen die Bäuche aufgeschlitzt ohne den Gnadenstoß zu erhalten. Erschreckend wie lange die Viecher noch mit leerem Bauch „atmen“.
Um 16h sollte eigentlich das große Grillen mit der gesamten Nachbarschaft stattfinden, allerdings hat unser Angelausflug etwas länger gedauert als gedacht und einkaufen mussten wir ja auch noch. Also kamen wir leicht verspätet an, machte aber nichts, denn die Nachbarn hatten es sich schonmal gemütlich gemacht und ihr gespendetes Essen schön arrangiert.
Der Abend wurde richtig toll, es gab zwar eindeutig zu viel zu Essen, aber ich war trotzdem pappsatt. Der selbstgeangelte Fisch musste auch noch in irgendeine eigentlich nicht mehr vorhandene Ecke gestopft werden.

Und dann war da noch das typische japanische Spiel mit der Wassermelone..
Dazu wird die Melone auf einem freien Platz positioniert, dann werden den Kindern die Augen verbunden, 5x um sich selbst gedreht und mit einem Stock auf die Melone losgelassen. Die Umstehenden dirigieren sie dabei. Die beiden Kinder hatten großen Spaß und ich musste selbstverständlich auch ran (hatte ein bisschen Angst davor, denn ich war leicht beschwipst, ging aber alles gut), Kyo-san hat auch mitgemacht, aber richtig fertig machen mußte die Melone der O-Tousan, also K-san.
Na-san hat zweimal sein Repertoire gespielt, zur großen Freude der etwas älteren Erwachsenen und dann war es auch schon Zeit für’s Hanabi.
Wir sind brav alle in K-sans Auto gefahren, da er und seine Frau nicht trinken.
Das Hanabi war wunderschön, obwohl es nur ein Provinz-Feuerwerk war. Das konnte man erstens daran erkennen, dass wir 10 Minuten vor Beginn noch Logenplätze bekamen, und die Dorfjugend sich ebenso zur Stadtjugend unterscheidet wie in Deutschland..
Hier ein ungeschnittener Eindruck des gesamten Hanabis (-ca. 5 min). Die Qualität ist leider sehr schlecht und teilweise ist das Feuerwerk kaum drauf, das liegt daran, dass ich zum einen direkt gucken wollte und nicht durch die Kamera, und zum anderen, weil ich eben sehr nah dran war.

Nach dem Feuerwerk sind wir noch an den Buden vorbei geschlendert. Ich habe als Geschenk eine Unterwasserpfeife für Kinder bekommen und die Aufgabe fleißig zu üben, denn ich habe keinen ordentlichen Ton heraus bekommen, sehr zur Erheiterung der beiden unter 10 Jährigen..
Schießen durfte ich auch, das erste Mal in meinem Leben. Geschossen wird mit Korken, die gerne mal vom Boden gesammelt und heimlich still und leise wieder in die Vorratsschale getan werden. Außerdem darf man sich so weit vor lehnen, wie man möchte. Hat man lange Arme, kann man den Lauf des Gewehres direkt vor den gewünschten Preis halten.. Immerhin habe ich 5 Sachen geschossen, nicht schlecht wie ich finde. Behalten habe ich aber nur 3, 2 der 3 One Piece Stempel habe ich verschenkt.
Dieses Mal ging der Abend bis 1h mit einem kleinen Mitternachssnack um 11..
Dafür war die Rückfahrt mit 11h Abfahrt leider sehr früh angesetzt. Aber nun ja.. Morgen müssen auch welche von meinen Kollegen arbeiten, man kann also verstehen, dass sie eventuell etwas früher zu Hause sein wollen.
So endete also mein Tag in einem Familyrestaurant mit leckerem Tonkatsu!
Nein, eigentlich ist mein Tag noch nicht zu Ende..
So endete also mein erster Urlaub in einem Familyrestaurant mit leckerem Tonkatsu!

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