Todoroki Valley und Ōhashi Junction

An meinem ersten Urlaubstag wollte ich erst einmal die 市役所, also das „Rathaus“ besuchen, um zu erfragen, ob ich mit meinem Working Holiday Visum das Special re-entry Visum nutzen kann.
Das würde für mich bedeuten, dass ich nicht extra zur Einwanderungsbehörde müsste um ein normales Re-Entry zu beantragen, sondern das Ganze bei Ausreise am Flughafen erledigen könnte. Laut Aussage der Mitarbeiterin ist das kein Problem. Ich hoffe das stimmt.. Auf meinem Visum prangt nämlich unter dem Punkt „Number of entrys“ ein „single“ und das macht mir leichte Sorgen..

Von der Shiyakusho aus ging es gleich weiter. Mit kleinem Koffer (ich kann erst Abends in meine „Unterkunft“) wollte ich auf „Park-Tour“ gehen.
Die meisten Gärten Tokyos habe ich bereits gesehen, blieben noch zwei Orte, die schon letztes Jahr auf meiner „zu besuchen Liste“ standen.
Das 等々力渓谷 – Todoroki Tal – und der Dachgarten über dem Stadtautobahnkreisel von 大橋 (Ōhashi).
Beides liegt nicht allzu weit voneinander entfernt und so dachte ich mir, könnte ich doch beide heute mal besuchen.
Eigentlich wollte ich meinen Koffer ja in Shibuya in ein Schließfach sperren, entdeckte dann aber, dass ich von Asaka aus mit der U-Bahn durchfahren könnte bis Jiyūgaoka (自由が丘). Dort dann weiter mit der Ōimachi-Linie bis Todoroki (等々力).
Und so kam es, dass ich das Tal mit Koffer besuchte. Das empfehle ich nicht!



Es ist nun mal ein Tal und es gibt äußerst viele Treppen. Außerdem ist der Weg nicht für Koffer ausgebaut.
Schon als ich die Treppen hinunter ging, sah ich einen anderen Ausländer vor mir. An einer Brücke, an der ich ihn einholte, sprach er mich an.

Er kommt aus Dänemark und ist seit 4 Jahren in Japan. Er mag Gärten und fragte mich gleich nach meinem Lieblingsgarten (seiner ist der Kiyosumi-teien) und nach meiner Meinung über das Valley. Fast gleichzeitig sagten wir „It’s so dirty!“
Es war seit langem die erste Unterhaltung, die ich auf Englisch führte, ich bin so eingerostet!
Aber, auch wenn das Valley ein bisschen schmutzig ist, ist es eine wahre Oase in Tokyo, die man dort nicht erwartet.
Der Weg liegt sehr tief, es ist schummrig unter all den grünen Pflanzen, überall tritt Wasser hervor und läuft über den Weg in den Fluß und es ist still!
Von den Krähen, Zikaden und Menschen mal abgesehen..
Fast am anderen Ende befindet sich ein Schrein. Man sollte erst einmal an ihm vorbei gehen, denn wahrscheinlich geht man später sowieso noch einmal zu ihm hoch.





Am Ausgang befindet sich rechts ein kleiner Garten (bitte nicht zu viel erwarten). Folgt man dem Weg durch den Garten den Berg hinauf, kommt man an ein kleines Haus in dem es Erfrischungen gibt. Außerdem eine Wiese, die zum Verweilen einlädt, wenn die Sonne nicht gerade wie blöde scheint. Schatten gibt es dort nämlich leider nicht.

Um das Valley wieder zu verlassen, kann man entweder den Weg zurück gehen, oder man geht nur bis zum Schrein (der Ort mit den roten Laternen, dem Wasserfall und den Steinstatuen) und geht dort die Treppe zu den Hauptgebäuden hinauf. Der Schrein bietet eine kleine Holz-Terrasse, die ganz entfernt an Kiyomizo-dera in Kyoto erinnert. Auch diese Terrasse ist ein Stück ins Tal hinein gebaut. Allerdings versperren hier die Bäume einen Blick auf das Umland.


Vom Schrein gelangt man auf die Hauptstraße, an der man wieder bis zur Bahnstation entlang gehen kann ohne von Mücken aufgefressen zu werden.
Da ich auch noch meinen Koffer dabei hatte und wieder einmal in kurzen Hosen unterwegs war, wählte ich diesen Weg!

Wuerde man bei diesem Anblick erwarten, dass das Todoroki Tal die Straße kreuzt?

Nun fuhr ich mit der Ōimachi-Linie zwei Stationen weiter bis Futago-Tamagawa (二子玉川).
Die wahrscheinlich schönste Station Tokyos!
Man hat von ihr aus einen fantastischen Blick auf den Fluß!

Hier stieg ich in die Den-en-toshi Linie um (die ab Shibuya auch auf der Hanzomon-Linie weiterfährt – für mich sehr praktisch!) und fuhr bis Ikejiri-Ōhashi (池尻大橋).
Hier am Besten den Ost-Ausgang nehmen (東出口 bzw. 東口).
Oben an der Straße dann nach rechts wenden, bis zur Post laufen und den Fahrstuhl neben der Post in den 5. Stock nehmen.
Ohne Japanischkenntnisse ist der Meguro Sky Garden (目黒天空庭園) etwas schwer zu finden, deshalb bitte auf dieses Schild achten!

Als ich oben ankam, dachte ich zuerst, ich hätte den gesamten Garten für mich alleine. Aber zur Feierabendzeit füllte er sich allmählich.
Man hat hier zwar ein wenig Straßenlärm – kein Wunder, ist ja auch über der Autobahn gebaut – aber für die Großstadt ist es trotzdem ein schöner Ort zum Entspannen.
Die Anlage ist sehr neu. Sie wurde erst im Frühjahr diesen Jahres eröffnet. Das sieht man den Gehölzen auch an. Sie müssen erst noch etwas zusammen wachsen. Neue Anlagen wirken immer etwas kahl und unnatürlich. Aber haben sich alle Pflanzen erstmal etabliert und sich die Stauden und Bodendecker vermehrt, ergibt sich gleich ein anderes Bild. Ich bin gespannt wie der Park in ein paar Jahren aussehen wird!
Vor allem die Sonne wird im Sommer sicher für die ein oder anderen Ausfälle bei den Pflanzen sorgen.
Ich lief also im 5. Stock los. Direkt beim Eingang befindet sich ein Informationscenter über den Garten, wo man auch Bilder aus der Bauphase sehen kann.
Es wurden unglaubliche Mengen an Erde bewegt und die Pflanzen kamen natürlich per Kran auf das Dach.

Ein Stückchen weiter, ich dachte übrigens ich muss mit meinem Köfferchen schon wieder Treppen steigen, aber nein, der Sky Garden ist komplett Barrierefrei, gibt es dann einen kleinen Gemüsegarten mit Komposthaufen! Ich glaube, es war der erste Komposthaufen, den ich je in Japan gesehen habe.. Die Bauern verbrennen gerne ihren Grünmüll und in den Privatgärten gibt es auch keine.

Weiter geht es dann bis zu einem überdachten Unterstand mit einem Anflug von modernem japanischen Garten. Inspiriert von Shigemori Mirei, wenn ich mich nicht täusche. Erinnert auf jeden Fall sehr an den Tōfuku-ji in Kyoto.

Danach folgt eine Grashügellandschaft und ein Staudenareal, momentan bevölkert von Nelken und Verbenen.
Hat man diesen Bereich durchquert, ist man auch schon am Ende des Parks und im 9. Stock angelangt.
Der Park erstreckt sich nämlich über eine Länge von 460m und über 4 Stockwerke.
Am Ende lockt dann noch eine Aussichtsterasse mit Blick auf den Fuji. Zumindest wenn man klare Sicht hat, was im Sommer normalerweise nie der Fall ist. Ein Stückchen vorher und auf der anderen Seite kann man aber Roppongi Hills und den Tokyo Tower sehen!

Ich verweilte am obersten Punkt des Parks, genoss den erfrischenden Wind und die Zikade in der Kiefer hinter mir und schrieb diesen Eintrag.
Jetzt warte ich nur noch darauf, dass es dunkel wird und bin gespannt auf den Ausblick bei Nacht.
Der Meguro Sky Garden hat nämlich rund ums Jahr bis 21h geöffnet.

Auf dem Rückweg entdeckte ich übrigens noch, dass man auch den Bus 82 von Shibuya aus nehmen kann. Er hält sowohl bei Ōhashi, als auch bei Todoroki.

Einige Zeit später entdeckte ich auch noch, dass es für meine Bahn-Linie ein „Triangle-Ticket“ für genau diese Strecke gibt!
Man fährt von einer Station der Tobu-Tojo-Linie aus bis nach Shibuya (es wurden Preise ab Kawagoe oder Shiki genannt) und von dort aus kann man dann exakt die Orte abklappern, die ich besucht habe. Selbstverständlich darf man überall auf der Strecke aus- und wieder einsteigen!

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