Lange habe ich nichts mehr über die Arbeit geschrieben..

Habe ich seit ich wieder hier bin überhaupt schon etwas geschrieben?
Ich weiß es gar nicht mehr..

Die Firma hat sich ja sehr verkleinert seit Mai. Es gibt nur noch zwei japanische Angestellte, die deutsche Praktikantin und ich.
Dazu zwei Japaner, die kommen, wenn zusätzliche Arbeitskräfte benötigt werden, normalerweise aber nur einer zur Zeit.
Dazu fiel die Arbeit in den Kōen, also den Spielplätzen weg.
Regelmäßige Aufträge bekommt die Firma noch von einer privaten Universität, einigen Wohnblocks, zwei Privatpersonen und des örtlichen Tempels.

Links: vorher Rechts: nachher
Links: vorher
Rechts: nachher

Die Arbeit besteht im Grunde aus Unkrautbekämpfung, Hecken und Büsche in Form schneiden und Bäume schneiden.
Da ist es dann schon eine große Abwechslung wenn man mal eine kleine Fläche neu gestalten darf, so wie vor einigen Wochen in einem Privatgarten.
Ein Baum (ハナミズキ – Hanamizuki – Cornus florida) wurde gefällt, ein Hortensie umgepflanzt und zwei kleine Gehölze, サザンカ – Sazanka – Camellia sazanka und ハマヒサカキ – Hamahisakaki – Eurya emarginataneu gepflanzt. Eine 防草シート – Bōsōshīto, so etwas wie MyPex, wurde verlegt und darauf weiße 砂利 – Jari – Kiesel verteilt.
Nichts Besonderes also, aber immerhin mal etwas Neues.
Wir haben dieses Jahr im Vergleich zum Letzten sowieso viel in Privatgärten gearbeitet. Aber auch hier haben wir meistens nur Gehölze geschnitten oder eine komplett Entrümpelung vorgenommen.
IMG_7027Manchmal sahen die Gärten so schlimm aus, dass man später dachte, man stehe vor einem komplett anderen Haus.
Da wir ja nun weniger Leute sind als vorher, durfte ich von Anfang an auch mitschneiden.
Als Praktikantin fiel mir meistens das Saubermachen zu. Das macht nun die Neue.

Wenn ich mit ihnen fertig bin, sehen sie so aus..
Wenn ich mit ihnen fertig bin, sehen sie so aus..

Inzwischen bin ich zur 刈り込み – Karikomi (Formschnitt) – „Meisterin“ aufgestiegen.
Das ist jetzt immer meine Aufgabe. Egal wo. Alles was mit バリカン – Barikan (Motorheckenschere) oder 刈込鋏 – Karikomibasami (Heckenschere) rund oder gerade geschnitten wird, ist mein Revier.
Zum einen sehr schön, dass mir das ohne Bedenken anvertraut wird (es gehören nämlich auch teure Formgehölze dazu), zum anderen ist es schwer dann neben meinen Kollegen zu stehen wenn sie andere Bäume schneiden und so zu lernen wie das geht.

Nach dem Momiage
Nach dem Momiage

Trotzdem habe ich zum Glück schon das eine oder andere Mal bei Kiefern helfen dürfen.
Dabei fällt mir das もみあげ – Momiage eindeutig leichter als das ミドリ摘み – Midoritsumi.
Momiage ist das Schneiden der Kiefern im Herbst und Midoritsumi das Schneiden im Frühjahr.
Einfache Gehölze wie サルスベリ – Sarusuberi – Lagerstroemia indica und マテバシイ – Mateba – Lithocarpus edulis kann ich ebenso schneiden wie シラカシ – Kashi – Quercus myrsinaefolia. Wobei ich bei Kashi noch ein wenig üben muß.
Zum Teil fällt mir das Schneiden auch leicht, weil eine Gesellin während der Ausbildung sehr darauf geachtet hat mir die grundlegenden Techniken beizubringen, die hier ebenso gelten wie in Deutschland.
Ich schreibe diesen Beitrag im japanischen Herbst. Ich habe wunderbare Erinnerungen an den Herbst letztes Jahr. Dagegen rauscht er dieses Jahr irgendwie an mir vorbei. Vielleicht liegt das auch am Wetter. Wir haben dieses Jahr deutlich mehr Taifune und die Saison dauert länger als gewöhnlich. Außerdem regnet es mehr und meine Kollegen arbeiten ungern im Regen. Begründung: Alle in der Firma sind so alt. Da ist es gefährlich wenn man sich erkältet..
Letztes Jahr hingegen hatten wir wirklich einen goldenen und sehr entspannten Herbst.
KuromeIch erinnere mich gerne an die wunderbare Zeit und die Arbeit am 黒目川 – Kuromegawa.
A propos Kuromegawa.. Heute war ich nach einer langen Sommerpause mal wieder joggen. Natürlich am Fluß. Die Firma, die dieses Jahr dort die Böschungen mäht, ist auf jeden Fall nicht besser als wir.. Es war schon dunkel, da finde ich es ganz schön gefährlich, wenn überall auf dem Weg die meterlangen abgeschnittenen Halme des Schilfs liegen.
Wir haben immer darauf geachtet, dass die Wege frei waren..
Übrigens ist meine Kondition über den Sommer etwas geschwunden. Zwar war ich immer noch recht schnell unterwegs, dafür nach der Runde ganz schön geschafft und morgen werde ich ziemlichen Muskelkater haben!
Jetzt bin ich aber schon gespannt auf den Winter.
Ob wir Arbeit haben? Wie oft es wohl regnet? Ich befürchte, dass ich viel Freizeit haben werde..

Bild des heutigen Tages
Bild des heutigen Tages

Dieser Winter soll übrigens außergewöhnlich kalt werden.
Macht nichts, dieses Jahr bin ich vorbereitet. Ich habe bei meinem letzten Deutschlandaufenthalt extra die Winter-Arbeitskleidung mitgenommen, frieren sollte ich also nicht. Nächstes Mal ist dann wohl neue Regenkleidung dran..
Mir macht meine Arbeit immer noch großen Spaß und ich arbeite wahnsinnig gerne. Nur ab und zu möchte ich lieber morgens unter meiner schönen warmen Decke liegen bleiben.. Und manchmal merke ich schon, dass ich mich unbedingt weiter bilden sollte um irgendwann doch mal im Büro arbeiten zu können. Am liebsten natürlich in einer Gartendesign Firma.. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert