Kabutomushi Aufzucht/ Haltung
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Im letzten Artikel hatte ich von unseren Kabutomushi geschrieben.
Dieses Mal möchte ich über die Haltung von Nashornkäfern in Japan schreiben.
Von der Haltung der Käfer, über die Vermehrung, bis hin zur Aufzucht der Larven.
Größe der Box
Man sagt, eine Plastikbox der Größe 中* (mittel) reicht für ein Männchen und ein Weibchen.
Diese Größe hat den Vorteil dass sie nur 30cm lang ist und somit im normalen Müll entsorgt werden kann.
Natürlich ist größer besser!
Manchmal liest man, dass man in dieser Größe auch zwei Weibchen und ein Männchen halten kann. Das würde ich nicht unbedingt empfehlen. Zwar kämpfen Weibchen nicht offensichtlich, aber als wir kurze Zeit zwei drin hatten, fanden sie die Nähe zueinander irgendwie nicht so cool.
Wir haben zwei Boxen der Größe 中. Eine war ein Set* mit allem drum und dran, die andere habe ich später dazu gekauft.
Warum, erfahrt ihr weiter unten.
Einrichtung und Zubehör
Es gibt im Groben drei Sorten Erde für Kabutomushi im Handel.
Kunugi Erde* (くぬぎ昆虫マット), Lauberde* (腐葉マット), und Nadelerde – Shinyoju* (針葉樹マット).
Die Nadelerde ist beliebt weil kleine Milben, die die Kabutomushi gerne befallen, sie nicht mögen.
Allerdings ernähren sich die Larven von Erde und diese fressen sie nicht weil sie nicht aus ihrem Habitat stammt.
Wenn ihr Larven ziehen wollt also lieber Kunugi oder Lauberde!
In Sets enthalten sind oft eine Schale für das Futter und ein Kletterbaum mit Loch*.
Kabutomushi klettern auf Bäume und trinken deren Saft. Daher ist so ein Kletterbaum mit Futterstelle schon ganz smart. Es passen aber nur die kleinen Jelly rein und die Bäume werden auch gerne mal umgeschubst und das Jelly versinkt im Dreck.
Kabutomushi fressen viel. Als Faustregel wird gerne genommen: ein Jelly pro ausgewachsenem Tier pro Tag. Zwei bei drei geht auch. Also braucht man dementsprechend viele Futterschalen. Beim Jelly ist oft eine Schale aus Plastik dabei, aus Holz gibt es sie aber auch. Diese sind meist für die extra breiten Jelly, an die auch die Männchen mit ihrem Horn gut herankommen.
Dünnere Äste verteilt über den Boden helfen den Kabutomushi beim Umdrehen falls sie auf den Rücken fallen. Finden sie nichts an ihren Füßen zum dran klammern, schaffen sie es nicht alleine und sterben.
Laub macht die Box noch natürlicher. Und lauter…
Dann gibt es noch allerlei Firlefanz. Spray gegen Geruch (Waldgeruch), Folien und Flies gegen Fliegen (kommen vor allem wenn man mit Obst füttert), Granulat gegen Milben (nicht verwenden wenn in der Box Larven gezogen werden sollen!), Biowater mit Mineralien etc. pp
Wir verwenden für die adulten Tiere in einer Box Größe 中 5L Erde, zwei Futterschalen, einige Äste und einen Kletterbaum.
Die Blätter sind, bis auf ein paar wenige, wieder raus gekommen weil es nachts zu laut wurde. Kabutomushi sind nachtaktiv!
Das Biowater* hilft die Feuchtigkeit zu halten, ist aber kein Muss.
Nachdem wir einmal wegen Milben die Erde getauscht und die adulten Tiere von den Larven und Eiern getrennt haben, habe ich Milbengranulat* in einer Box verwendet und schaue wie das wird.
Flies bzw. Folie verwenden wir, aber eigentlich haben wir keine Probleme mit Fliegen bei den Kabuto. Die sind eher bei den Dangomushi, die ich mit Gemüseresten füttere.
Das Zubehör gibt es den Sommer über in vielen Geschäften die auch Spielzeug haben, oder aber im 100 Yen Shop. Die Qualität unterscheidet sich nicht sichtbar, nur der Preis.
Futter
Im Handel gibt es unterschiedliche Jelly*. Die aus dem 100 Yen Shop reichen vollends aus. Allerdings beeinflusst die Qualität des Futters die Größe der späteren Käfer.
Wer also richtig in die Zucht einsteigen will, sollte hochwertige Erde für die Larven und gutes Futter* für die Weibchen kaufen.
Aus Filmen kennt man, dass man Kabutomushi auch mit Wassermelone füttern kann. Die ist aber ja auch recht teuer und Kabutomushi fressen viel.
Banane und Apfel sind besser geeignet.
Sollte man im Hinterkopf behalten falls die Jelly ausgehen oder man das Plastik vermeiden möchte.
Die Box einrichten
Für adulte Tiere reichen etwa 5L Erde für eine Box Größe 中.
Streue erstmal nur die Hälfte ein und schau wie trocken sie ist.
Die Erde für Kabutomushi sollte immer leicht feucht sein. Mach einen Test indem du eine Hand voll Erde nimmst und drückst. Sie sollte leicht in Form gepresst werden können, die Form etwas halten, aber beim Öffnen der Hand auseinanderfallen.
Ist die Erde zu trocken und hält die Form gar nicht, einfach etwas Wasser dazu geben und gut mischen.
Wenn alle Erde in der Box ist, gut andrücken! Optimal mit einem Stück Holz und nicht der Hand.
Nun werden die Futterschalen und der Kletterbaum platziert. Der kann gerne etwas eingegraben werden.
Zum Schluss noch die dünnen Äste verteilen so dass die Kabutomushi immer einen in Reichweite haben falls sie auf den Rücken fallen.
Nach Bedarf noch Laub, Jelly, und eine Folie/Flies gegen Fliegen. Fertig 🙂
Kabutomushi sind nachtaktive Kraftprotze. Erwartet nicht dass das Aussehen der Box unverändert bleibt!
Gerne werden alle Gegenstände durch die Gegend geschubst und das Jelly mit Erde bedeckt.
Man muss sich darauf einrichten regelmäßig aufzuräumen!
Da Kabutomushi nachtaktiv sind, sollte das Futter abends gewechselt werden.
Die Box wird an einem geschützten Ort aufgestellt, ohne direkte Zugluft. Nicht zu warm (am Fenster in der Sonne), nicht zu kalt (unter der Klimaanlage).
Die Vermehrung
Hält man ein Männchen mit Weibchen zusammen, kommt es eigentlich jede Nacht zur Paarung.
Wenn die Weibchen Eier legen, verschwinden sie gerne mal tagelang (nächtelang) von der Bildfläche.
Ein Weibchen legt bis zu dreimal Eier, jeweils 10-30 Stück.
Manche Weibchen sind aber schon nach einem Mal so entkräftet dass sie wenige Tage später sterben.
Möchte man lange etwas von seinen Käfern haben, lässt man sie sich nicht paaren.
Die adulten Tiere leben ca. bis September, manchmal Oktober. Ka-chan, die am längsten gelebt hat, ist nach ihrer zweiten oder dritten Eiablage Ende August gestorben. Os!-chan direkt nach der letzten Paarung mit Ka-chan.
Aufzucht der Larven
Bis aus den Eiern Larven schlüpfen dauert es etwa 10-14 Tage.
Die Larven durchlaufen drei Stadien bevor sie sich verpuppen.
In allen Stadien ernähren sie sich von Erde. Deshalb sollten sie in einer Box mit viel Erde gehalten werden und nicht zu viele in einer zu kleinen Box.
Manche empfehlen das Weibchen nach der Paarung, zur Eiablage, schon in eine speziell vorbereitete Box zu setzen. Damit die in der Erde wühlenden adulten Tiere die Eier und Larven nicht kaputt machen.
Natürlich wird das Weibchen nach der Eiablage in die andere Box zurück gesetzt.
Das Timing ist ein bisschen schwer, hätte aber den Vorteil dass man für die Käfer Erde nehmen kann, die bei Milben hilft.
Für die Larvenbox empfehlen sich ca. 10L Erde auf eine Box Größe 中.
Setzt man ein Weibchen zur Eiablage hinein sollte wieder ein Futterplatz und dünne Stöcke als Umdrehhilfe in der Box liegen. Die Larven brauchen das später nicht.
Natürlich kann man auch zwischendurch die Box der Käfer auf Eier und Larven überprüfen und sie gegebenenfalls umsetzen.
Sollte den Larven das Futter ausgehen und die Erde nur noch aus Kot bestehen, muss man sie wechseln.
Während sich die Larven entwickeln muss das Substrat feucht gehalten werden.
Im März/ April ist es dann Zeit sich der Box anzunehmen und die riesigen Larven des dritten Stadiums zu separieren.
Sie verpuppen sich aufrecht und gerne werden sie dafür in hohe, längliche Behälter wie PET Flaschen getan.
Eine herkömmliche Box geht aber auch.
Die PET Flaschen werden fast geköpft (wie der Fast-Kopflose-Nick), und dann ein wenig mit neuer Erde befüllt. Jetzt kann man beispielsweise eine Klopapierrolle hineintun, in die die zur Verpuppung bereite Larve mit Kopf nach oben kommt. Ob die Larve bereit ist sieht man wenn sie leicht die Farbe geändert hat und nur noch den Oberkörper im Kreis schwenkt. Dann wird um die Klopapierrolle herum mit Erde aufgefüllt damit diese nicht umfällt. Die PET Flasche wird leicht mit Klebeband verschlossen.
Diesen Aufwand betreibt man damit sichergestellt ist dass die Larven sich aufrecht verpuppen. Sollten sie es waagerecht tun, ist die Chance gross dass sie nicht schlüpfen. Natürlich kann man es auch drauf ankommen lassen und sie einfach in der Box lassen.
Die Puppen sollten nun an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahrt werden (oder dunkel gemacht werden).
Im Juli schlüpfen dann die Käfer!
Viel Spaß bei der Haltung und Vermehrung!
Ps. Wir haben recht viele Larven. Wer aus Tokio gerne welche möchte, gerne melden! (2021/2022)
Ich war schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Käferzucht-Geschichte. 😀 Wir sind noch nicht selbst auf die Suche gegangen, aber in der Wohnung unter uns stehen diesen Sommer auch sechs Käfer-Boxen mit Nashornkäfern vor der Tür und die Jungs gucken beim Nachhausekommen gern, ob sich da grad was tut. War auch sehr spannend zu erfahren, worauf man bei der Haltung achten muss und wie es mit der Vermehrung funktioniert. Könnte man die Larven eigentlich auch zurück in den Park bringen, dort ein Loch schaufeln und sie dann samt Erde dort wieder auswildern? Oder ist so was verboten?
Ich habe das tatsächlich vor🙊 So viele wie wir haben bekommen wir gar nicht unter und warum nicht wieder für das nächste Jahr am gleichen Ort was zur Verfügung stellen.. Ich bin mir nur nicht sicher wann ich es machen sollte.. groß genug sollten sie sein zum überleben, aber zu kalt auch noch nicht😅
Wow, sehr spannend zu lesen! Die Weibchen sterben entkräftet nach der Eiablage … ich weiß, Kreislauf des Lebens und so, aber das ist so traurig! T_T
Weißt du, warum sie nicht schlüpfen, wenn sie sich waagerecht verpuppen?
Naja.. dieses Mal ist es ja fast ausgeglichen.. Wenn das Maennchen zu viel zu tun hatte, stirbt es auch wegen Entkräftung xD
Ne, keine Ahnung.. Müsste ich nochmal nachlesen. Habe ich tatsächlich noch nicht drüber nachgedacht!
Was für eine Tierquälerei…
Stimme ich im Großen und Ganzen zu.
Aber wo hört Tierquälerei auf und wo fängt artgerechte Haltung an? Gibt es so etwas wie artgerechte Haltung überhaupt? Und wenn ja, wer definiert was artgerechte Haltung ist und was nicht?
Ist japanische Hundehaltung zum Beispiel nicht artgerecht weil sie anders ist als Deutsche? Und ist deutsche Hundehaltung vielleicht nicht artgerecht weil amerikanische anders ist?
Ist ein schweres Thema 😉
Aber ja, ich hätte die Käfer auch lieber nicht gehabt bzw. in einem großen Terrarium mit Platz für einen großen Baumstamm.