Aus dem Nähkästchen…
Ein Beitrag von Yvonne
Kirschblüte im Schnee (März 2020 und 2021)
Da war sie nun – die heiß ersehnte Kirschblüte – und was war? Richtig! CORONA! Na toll! Die ganze Welt verbindet Japan mit der Kirschblüte und wir haben die Chance sie mitzuerleben und dann fällt sie quasi aus. Naja, die Events rund um die Kirschblüte fielen aus und somit auch der Besuch in einem Park oder einem beliebigen anderem Hotspot, an dem man die Kirschblüten bewundern kann. Dabei wollte ich mich doch unbedingt selbst davon überzeugen, dass es sich bei dem Kirschblütenfest eigentlich nur um ein riesiges öffentliches Besäufnis handelt. Aber das muss wohl bis nächstes Jahr warten – oder auch nicht, denn dieses Jahr wurden auch die meisten Events gecancelt und die Picknicks in vielen beliebten Parks in Tokio untersagt. Letztes Jahr unternahmen wir außer Spaziergängen nichts, weil mir aufgrund der Schwangerschaft auch unendlich schlecht war. Dieses Jahr haben wir im örtlichen Park ein Picknick gemacht und Kleinkind ist Laufrad gefahren. Man konnte zu allen anderen Besuchern gut Abstand halten.
Immerhin durften wir letztes Jahr eine Besonderheit erleben: Es war Kirschblüte UND es hat geschneit. Mit Schnee in Tokio hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Sofort gingen wir raus und bauten Schneemänner. Diese zerfielen zwar am selben Tag noch, da es eigentlich viel zu warm war, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Der Schnee war sehr nass und zum schnellen Bauen gut geeignet. Für Sohnemann war es der erste Schnee und es gefiel ihm mit seinem Sandkastenspielzeug im Schnee zu spielen.
Dieses Jahr hat es auch an einem Tag ganz kurz geschneit. Sofort ging ich diesmal mit beiden Kindern raus. Das eine im Tragetuch schön warm eingemümmelt, das andere lief natürlich zu Fuß. Und – oh nein! Was war das? Der Schnee hat Sohnemanns tollen Schafschal nass gemacht! Dies führte zu so großem Geschrei, dass wir – leicht genervt – nach wenigen Minuten wieder nach drinnen gingen und das Schauspiel lieber hinter einer – leider einfach verglasten – Scheibe weiter bestaunten.
Dennoch: Die Kirschbäume haben sich von Corona ja zum Glück nicht beeindrucken lassen und da hier auf dem Forschungscampus, auf dem wir wohnen, lauter Kirschbäume stehen, kamen wir trotzdem in den Genuss dieses Naturschauspiels; letztes wie auch dieses Jahr. Es sieht einfach toll aus, wenn viele Bäume gemeinsam blühen und wenn die Blüten durch Schnee, Regen oder Wind abfallen, sieht es nochmal genauso schön aus, weil der ganze Boden mit den Blüten bedeckt ist. Ich bekomme jedenfalls ziemliche Frühlingsgefühle dabei – der Frühling kann also kommen und damit auch die wärmeren Temperaturen und die ganzen Krabbeltierchen.
Thanksgiving
Wer hätte gedacht, dass wir zuerst nach Japan kommen müssen, um dort unser erstes Thanksgiving, das amerikanische Erntedankfest, zu feiern. Thanksgiving findet immer am vierten Donnerstag im November statt. Wir wurden mit zwei weiteren Arbeitskollegen von einem amerikanischen Arbeitskollegen meines Mannes in seine Wohnung eingeladen. Dort wurde dann gemeinsam gekocht; ein Teil des Essens war auch schon vorbereitet. Das Festmahl bestand aus sehr vielen verschiedenen Komponenten: Als Vorspeise gab es Brot mit verschiedenen Käsesorten und Kürbissuppe. Die Hauptspeise bestand aus Truthahn und Hühnchen mit verschiedenen Beilagen wie Stampfkartoffeln, Brokkoli, Rosenkohl und Dumplings und als Nachspeise gab es Apfelkuchen und Obstsalat mit Joghurt. Es war wirklich sehr lecker und ein schöner Abend!
Eine gigantische Kakerlake
Da saßen wir drei beim Abendbrot und plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Badezimmer wahr. Wer sich jetzt wundert wie das geht, sollte zuerst wissen, dass unser Esstisch gegenüber vom Eingang zum Badezimmer steht; anders geht es nicht und umstellen dürfen wir es auch nicht. Als ich erblickte was dort für eine riesige Kakerlake unterwegs war, erstarrte ich direkt in meiner Kaubewegung und versuchte nach ein paar Millisekunden Schockstarre meinen Mann flüsternd darauf aufmerksam zu machen und ihm Anweisungen zu geben, was er zu tun hatte. Er saß nämlich weiter weg und hatte die Hoffnung, dass wenn er aufsteht, sie ihn nicht bemerkt und wegflitzt. Dem war auch so, doch leider konnten mein Mann und ich uns daraufhin nicht einigen welches Behältnis er nun zum Einfangen benutzen sollte. Er empfand viele als zu klein und ich wollte nicht, dass es irgendeins ist, aus dem wir später noch essen oder Essen aufbewahren wollen. Es sollte aber trotzdem durchsichtig sein, damit wir sie im Gefangenenstatus nicht aus den Augen verlieren würden.
Jedenfalls dauerte dies alles so lange, dass die Kakerlake ganz langsam und gemächlich die Flucht ergriff und es sich unter dem Waschbeckenschrank gemütlich machte. Für mich war die Sache damit erledigt, aber mein Mann wurde vom Kampfgeist gepackt. Er ging noch am selben Abend als Sohnemann schlief in den nahegelegenen Supermarkt und kaufte jede Menge Giftspray und Köder. Er gewann den Kampf und wir konnten alle ruhig schlafen.