Abenteuer Tottori

Tottori und Shimane sind die wohl mit unbeliebtesten Reiseziele von Japanern im eigenen Land.
Fragt man sie zum Beispiel nach den Spezialitäten von Kyoto oder Hiroshima, kommt mindestens ein Gericht wie aus der Pistole geschossen.
Das kann man mit beliebigen Orten in ganz Japan versuchen, meistens kennt Japaner eine Antwort. Bei Tottori und Shimane werden sie vielleicht etwas überlegen müssen..
Selbst Fukushima hat Berühmtes zu bieten, ist aus anderen Gründen jetzt natürlich leicht unbeliebt..
Für den Sommerurlaub hatten wir uns nun ausgerechnet Tottori und Shimane als Ziel ausgesucht. Warum auch immer.. Unbeliebt bedeutet in Japan nämlich nicht gleich billig.. Tatsächlich durften wir für drei Tage Aufenthalt im eigenen Land, mit Billighotel ohne Verpflegung, etwa so viel zahlen, wie ein Deutscher für eine Woche Mallorca Vollpension auf den Tisch legt.
Wenn man in Japan lebt ist Urlaub echt ein Luxus!
Low Budget geht natürlich auch, da muss man dann aber doch noch einige Abstriche in der Bequemlichkeit machen..
So ging es nun aber mit dem Flugzeug zum Tottori-Dünen-Conan Flughafen (der heißt übersetzt wirklich so..), wo uns schon unser Leihwagen erwartete. Und Conan!

Mount Fuji vom Flugzeug aus

Aus Sand… Vor dem Gebäude.. Übrigens weil der Zeichner von Detektiv Conan in Tottori geboren wurde und Sand wegen der Dünen..
Zu denen ging es auch als erstes. Es sind die größten Sanddünen Japans und deshalb der Touristenmagnet Nummer 1 von Tottori.
Im Prinzip bestehen die Sanddünen aber nur aus einer einzigen riesigen Wand aus Sand, weshalb mir die Dünen in Hamamatsu doch ein wenig besser gefallen haben. Die sind zwar nicht so hoch und der Sand ist nicht so gelb, sehen aber wie richtige Dünen am Meer aus und nicht wie eine aus der Wüste geklaute Wand aus Sand.
Ok.. Ich geb’s zu.. Ich lasse nur kein gutes Haar an Tottoris Düne, weil ich noch am nächsten Tag Sandberge in den Socken hatte, obwohl ich meine Schuhe ausgeklopft und natürlich die Socken gewechselt habe!
Die Düne ist schon beeindruckend. Und ein toller Kinderspielplatz! Eine Wand ist unglaublich steil, was die Kinder natürlich dazu veranlasst an ihr zu spielen. Die älteren Menschen, so wie wir, kämpfen sich den nicht so steilen Hang hinauf um dann von oben eine tolle Sicht auf’s Japanische Meer und die Kamel-Reit-Attraktion zu haben. Wohl eine ziemlich einzigartige Gelegenheit in Japan, erinnerte mich aber ans Ponyreiten auf dem Volksfest. Der Kreis war in etwa vergleichbar groß.
Bevor man zur Düne geht, kann man sich übrigens auch Snowboards leihen um die Düne herunter zu fahren. Kitesurfing kann man auch machen. Drachensteigen lassen bietet sich ebenfalls an.

Kamelreiten
Wand aus Sand
Das Japanische Meer!

Ich habe mir übrigens ein Nashi-Softeis gekauft. Wusstet ihr, dass Tottori bekannt für Nashi ist? Nein? Naja, dann wisst ihr es jetzt ^_-
Von den Dünen ging es zurück Richtung Flughafen um etwas Essbares zu finden.
Ein Problem in Tottori ist, dass es keine namhaften Restaurants gibt. Guckt man auf Tabelog nach Restaurants mit guter Bewertung, kann man sich zwischen Ramen, Ramen und Ramen entscheiden.
Am Flughafen gibt es aber den Caro-Ichiba, einen Markt. Wir hofften dort etwas zu finden. Die Fischrestaurants sahen meinem Mann allerdings nicht vertrauenserweckend genug aus und so endeten wir im Sunaba Café. Das ist eine Café Kette in Tottori. Tottori hatte übrigens bis dieses Jahr keine Starbucksfiliale. Jetzt besitzt die ganze Präfektur genau eine!
Was es auch nicht in Tottori gibt, ist die Konbini Kette Seven Eleven. Leider mein Lieblingskonbini.. Lawson gibt es aber wie Sand am Meer, zusammen mit Popula, und ab und zu findet man auch einen Family Mart.
Aber zurück zu Sunaba Café. Wir erwischten zuerst eine Bedienung, die kein Japanisch versteht. Weil wir aber etwas gefragt hatten, schickte sie uns schnell jemand anderen vorbei.
Das deutsche Menü, bei Sunaba Café ist dieses Jahr als Spezialthema Deutschland, gab es wohl nicht mehr, da die Lunchzeit vorbei war. So wurde es für meinen Mann mit Tintenfischtinte gefärbtes Curry und für mich Maguro Sandwich.
Curry muß man in Tottori wohl auch essen..
Der Preisunterschied war übrigens gewaltig.. Er bekam ein ordentliches Curry mit einem Kaffee als Set für 700¥. Ich bekam ein, zugegeben etwas größeres, Sandwich für 800¥ + Kaffee für 600¥. Gesalzen gesalzen..
Allerdings, wo man nicht meckern kann, die Softdrinks sind gewaltig! Für eine Cola zahlt man 380¥ und bekommt ein Glas von etwa dem fünffachen der normalen Größe.. Also gefühlt..

Richtig satt waren wir nach den Portionen nicht, weshalb wir uns im Markt noch Yaki-SabaNigiri kauften.
Die hatten wir vorher schon gesehen und waren dann sehr froh sie auch gekauft zu haben. Waren nämlich sehr lecker!
Von der Küste aus ging es nun ins Landesinnere. Zwar nicht zum berühmten Mount Daisen (大山), aber einen anderen berühmten Ort haben wir zumindest aus der Ferne gesehen. Es ist ein an den Berg gebauter Subtempel des Mitokusansanbutsuji (三徳山三佛寺). Das Besondere dabei ist seine abenteuerliche Konstruktion auf dem Fels.. Das kann man aus der Ferne jedoch leider nicht sehen.. Wer gut zu Fuß ist, kann natürlich auch selbst hinauf steigen. Der Weg führt unter anderem über herabhängende Wurzeln, an denen man sich hinaufhangeln muss, bis hin zu einer Kette, mit der man sich zu einem Gebäude hinaufziehen muß.

Wenn man genau hinsieht, kann man den Tempel sehen.

Aber der Anblick des Tempels war natürlich nicht unser eigentliches Ziel. Wir wollten nach Misasa-Onsen. Ein Ort, der wie der Name schon sagt, berühmt ist für Onsen.
Im Fluß, mit dem ältesten Bad des Ortes, waren wir nicht. Meinem Mann hätte es sicher auch nicht gefallen, wenn ich nackt mit lauter alten Japanern in einem kleinen Wasserbecken gehockt hätte..
Dieses Onsen ist nämlich kostenlos, nicht nach Geschlechtern getrennt und wunderbar von der Brücke aus einsehbar. Und gut besucht! Als wir die Brücke zu Fuß überquerten stand im übrigen eine ältere Frau auf der Brücke und sah den älteren Herren ungeniert beim Baden zu.
Gab auch was zu sehen.. Sooo klein waren die guten Stücke der Herren nicht, wie männliche Ausländer -mit höchstwahrscheinlich Minderwertigkeitskomplexen- immer behaupten.
In das Onsen, das ich gerne besucht hätte, konnten wir leider nicht. Es ist eine große Hotelanlage, sprich Betonklotz, die aber einen ganz nett aussehenden Japanischen Garten hat. Den ich mir ja so leider nicht ansehen konnte.
Dafür besuchten wir ein anderes schmuckes Onsen.
Zumindest von außen machte es sehr viel mehr her!
Der Preis war auch ordentlich! Dafür hatte ich das Bad ganz für mich allein.
Wenn man nachmittags kommt, haben die Frauen die „Natursteinhöhle“. So kommt das Bad zumindest auf den Fotos rüber. In Wahrheit ist es ein einziger Raum mit sehr hoher Decke, dessen 4 Bäder mit Natursteinen ausgelegt sind. Und zwar nicht unbedingt bequem zum Sitzen.. Aber ich hatte das Bad ja alleine und betrachtete es für die Zeit als meinen felsigen Abenteuerspielplatz. Ich habe mich sogar gar nicht verletzt!
Die Männer haben in der Zeit das Onsen mit Rotenburo (Freiluftbad), von dem man auf den Fluß schauen kann, wenn man den Hals lang macht.
Vormittags wird dann getauscht.

Unser Onsen

Leider unscharf.. die Kamera kam nicht ganz mit der Luftfeuchte klar..

Fußonsen auf der Brücke über dem Fluß.

Freiluft-Onsen im Fluß.

Als es nun langsam dunkel wurde, machten wir uns auf den etwas längeren Weg nach Yonago, wo unser Hotel lag.
Die erste Nacht verbrachten wir im Toyoko Inn, auch mal eine Erfahrung, die zweite dann ebenfalls in Yonago, aber im im Set gebuchten Hotel Wakow. (Auf diese Hotel-Auswahl hatten wir keinen Einfluss.)
Yonago ist übrigens um den Bahnhof herum tot. Tot tot tot! Nicht mal einen vernünftigen Konbini gab es! Von ordentlichem Abendbrot ganz zu schweigen..
Wir fragten im Toyoko Inn nach einer Möglichkeit irgendwo in der Nähe was Essen zu gehen -nicht Izakaya– und die Antwort folgte prompt: gibts nicht!
In Tottori sind die Menschen übrigens etwas anders als in Tokyo. Sie sind nicht arschkriecherisch freundlich, sondern einfach normal. Daran musste ich mich erst gewöhnen..
Wir aßen dann schlussendlich Kushiage aus Osaka. Auch gut!

3 thoughts on “Abenteuer Tottori

  1. Das mit der Wüste ist echt beeindruckend – würde ich auch gern mal sehen 🙂

    Und vom übervollen Tokyo ins leere Tottori, hört sich doch eigentlich gar nicht schlecht an^^

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