冬の小石川後楽園 - Koishikawa Kōrakuen im Winter

Zuletzt geupdated: September 5th, 2018

Leider schon wieder fast ohne Schnee..

Weil ich es mir einfach nicht vorstellen konnte, fast das gesamte Wochenende zu Hause zu verbringen, beschloss ich mal wieder einen Garten zu besuchen.
Und weil man ja nicht immer alleine losziehen muss, fragte ich Y., ob er nicht mitkommen wolle..
Wollte er. Aber ich sollte bitte das restliche Bier mitbringen, das noch von der Bonenkai übrig geblieben war. Nun ja, da ich kein Bier trinke, wenn ich alleine bin, hatte ich dagegen nichts einzuwenden.
Erst am Samstag Morgen besprachen wir den endgültigen Zeitpunkt, wann wir uns treffen wollten. Es wurde 12h, so blieb mir noch genügend Zeit einen Kaffee zu trinken und meine Kamera fertig zu machen.
Dieses Mal nahm ich wieder beide Objektive mit, da ich eventuell mal etwas andere Bilder machen wollte. So richtig anfreunden konnte ich mich wie immer aber mit dem großen Objektiv nicht. Mein kleines 50mm ist mir einfach schon zu sehr ans Herz gewachsen. Das mit einem größeren Weitwinkel-Ausschnitt wäre wirklich optimal.
Vor Ikebukuro stand dann meine Bahn erstmal still. Der Zugführer nuschelte ein paar Mal irgendetwas ins Mikro, von dem ich nur „Bitte warten sie etwas“ beziehungweise „Bitte haben sie etwas Geduld“ verstehen konnte. Der Grund für die Verzögerung blieb mir dank meiner mangelnden Japanischkenntnisse und eben dieser Nuschelei unklar. Wahrscheinlich stand noch ein Zug im Bahnhof, das kommt auf dieser Strecke schon mal vor.
Da ich außerdem noch meine Suica aufladen musste bevor ich durch die Schranke gehen konnte, dachte ich, dass ich dieses Mal diejenige sein würde, die zu spät kommt. Aber natürlich nicht. Während ich etwa 5 Minuten nach 12Uhr am Bahnhof „Kōrakuen“ stand, bekam ich eine Nachricht auf’s Handy, dass Y. erst gegen halb 1 dort sein würde.
Auf ihn ist wirklich Verlaß, ich wäre enttäuscht, wenn ich mal unpünktlicher wäre als er..

Im Garten wählten wir dann irgendwie keinen Rundweg, sondern liefen ein bisschen kreuz und quer. Verfolgten einen Weg von Japan nach China um dann doch wieder in Kyoto zu landen und tranken in den Bambusbergen (小廬山 – Shoro-zan, dem chinesischen Mount Lushan nachempfunden) Bier, wobei ich mir sicher bin, dass dies nicht gerne gesehen wird. Aber was soll man sagen, Y. ist halt irgendwo kein typischer Japaner und ich kann nichts dagegen tun, ich bin auch keine Japanerin..


Wir belegten dabei übrigens ein Podest, von dem aus man auf den Garten hinab blicken kann. Obwohl ich bei jedem anderen Besucher, die jetzt deutlich mehr wurden, Platz machte, schreckte unsere Anwesenheit die meisten ab und so gingen wir doch weiter und sahen uns noch den Rest des Gartens an.







Beim 九八屋 – Kuhachi-ya, einem kleinen Häuschen, das früher zum Sake trinken benutzt wurde, wollte ich unbedingt ein Foto machen. Sah diese Kulisse doch wirklich winterlich aus.
Allerdings machte direkt vor dem Gebäude ein Pärchen Fotos, also hieß es warten. Irgendwann waren sie auch fertig und bewegten sich ein Stückchen weiter. Ich hob schon die Kamera als die beiden stehen blieben..
Ein Blick zur Seite zeigte mir drei Japaner mit ebenfalls schon halb erhobenen Kameras, die sichtbar stöhnten. Wir tauschten kurze Blicke und alles war klar: wir dachten exakt dasselbe.
Das Pärchen, beide sicher über 50 Jahre alt, betrachtete nun seelenruhig direkt vor dem Kuhachi-ya ihre eben gemachten Bilder. Die Erleichterung war groß, als sie doch endlich das Bild frei machten und wir unsere Fotos schießen konnten.

Bei der 円月橋 – Engetsu-kyo (Vollmondbrücke) zeigte sich wieder einmal, dass Y. kein typischer Japaner ist. Ich habe ihm allerdings versprochen niemandem zu erzählen oder zu zeigen weshalb.

Die Vollmondbrücke heißt übrigens so, weil durch ihre Spiegelung im Wasser ein perfekter Kreis entsteht. Etwas, das in China in der Gartengestaltung sehr beliebt ist. Dort findet man in den Mauern auch immer runde Fenster oder Tore.

chinesischer Garten im Botanischen Garten Bochum

Nachdem wir unsere Runde vollendet hatten, ging es dieses Mal anders herum zur Korakuen Station zurück. (Diese Station liegt dem Eingang des Gartens übrigens direkt gegenüber. Sie ist nicht am geeignetsten um den Garten zu besuchen. Näher liegt zum Beispiel die Iidabashi-Station.)
Auf dem Rückweg gab es aber noch einen Becher Amasake (der Bericht dazu kommt auch noch irgendwann..). Als wir ein Stück gegangen waren, bog die Straße plötzlich ab und wir waren uns nicht sicher, ob wir direkt an der Mauer weiter entlang gehen könnten. Es gab zwar einen Weg, aber der führte durch ein Tor.
Wäre ich alleine gewesen, hätte ich sicherlich gedacht, er führt zu einem Haus und wir düften ihn nicht benutzen.
Das ist allerdings ein Irrtum gewesen. Dieser Weg ist sehr wohl für alle zugänglich, wenn auch nur tagsüber.
Ich muß gestehen, dass dieser kleine Pfad es mir sehr angetan hat. Er war nämlich gärtnerisch gestaltet worden und es gab einen Dachgarten, der zu einem nahen Hochhaus führte. Wir fragen uns immer noch, weshalb dieser Garten angelegt wurde, doch nicht nur für die Raucher aus dem Hochhaus?
Ein kleines Stück weiter gab es dann noch ein kleines Gebäude mit Fotos und Fundstücken aus dem Kōrakuen. Ein Museum im Miniformat sozusagen.
Niemals hätte ich hier so etwas erwartet! Weshalb ich jedem Besucher empfehlen würde, diesen Weg entlang zu gehen.




Er endet übrigens hinter dem Tokyodome in einer Ladezone.
Wieder waren wir uns nicht sicher, ob man dort entlang gehen darf, aber niemand hielt uns auf. So umrundeten wir noch einmal den Tokyodome, in dem gerade eine Ausstellung zu verschiedenen Matsuri stattfand, und gingen zum Bahnhof. Auf Y. wartete noch ein Essen in einem französischen Restaurant. Ich war ein wenig neidisch..
Aber auch auf mich wartete an diesem Abend ja noch leckeres Essen!
So machte ich mich aber erstmal auf den Weg nach Ikebukuro. Eigentlich wollte ich in Sunshine City noch die Organisation besuchen, dank der ich in Japan bin. Aber die Ausstellung, bei der sie einen Stand hatten, war leider schon zu Ende und so verbrachte ich die Zeit bis zu meiner nächsten Verabredung im Starbucks mit Recherchearbeiten bei Kaffee und Kuchen.

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