Yoyogi Park von Andreas Neuenkirchen

Rezension erstmals veröffentlicht: 05.07.2014
Infos zum Buch:
Yoyogi Park
von Andreas Neuenkirchen
Verlag: Conbook
352 Seiten
Erscheinungsjahr: 2014
ISBN: 978-3943176629
12,95€ bei Amazon

 

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Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Conbook Verlag zur Verfügung gestellt.

 

Klappentext:
Fünf Leichen in drei Tagen, eine Metropole voller Glanz und Gift – und ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit Frühling in Tokio: Im Yoyogi Park nimmt das jährliche Kirschblütenfest ein jähes Ende – die Leiche einer jungen Frau wurde gefunden. Es ist der erste große Fall für Inspektorin Yuka Sato und ihr Team. Schnell stellt sich heraus, dass der Mord Teil eines größeren, weitaus dunkleren Geheimnisses ist. Eine tote Familie auf einem Dachboden, ein scheinbarer Selbstmord in einem Wohnheim, ein Internet-Forum für jugendliche Ausreißer, eine mäßig erfolgreiche Fernsehserie und eine hoffnungsvolle junge Schauspielerin sind Teile eines Puzzles, das Sato schnell zusammensetzen muss. Denn weitere Leben stehen auf dem Spiel – auch ihr eigenes. Die junge Polizistin ermittelt in Tokios bunten und bizarren Subkulturen von Harajuku und Akihabara, in den glänzenden Wolkenkratzern und namenlosen Nebengassen des Business- und Vergnügungsviertels Shinjuku sowie in den trügerisch verschlafenen Vororten am Rande der Mega-City. Doch letztlich führen alle Wege zurück an den Ort, an dem alles begonnen hat. Im Yoyogi Park liegt der Schlüssel zu einem grausamen Geheimnis. Yoyogi Park nimmt den Leser mit in das moderne Tokio mit all seinen Verlockungen und Gefahren, seiner Pracht und seinen Abgründen. 35 Millionen Einwohner. Einer ist der Mörder. Und sein nächstes Opfer kennt er bereits.
[Quelle: Amazon]

 

Es dauerte einige Zeit, bis ich in das Buch eintauchen konnte. Der Schreibstil ist zu Beginn des Buches etwas unausgereift. Die Gespräche wirken unnatürlich und aufgesetzt. Dabei sollen sie von Anfang an nur die Vertrautheit zwischen den beiden Polizisten zeigen.

Bald schon aber gewöhnte ich mich an die Art, wie der Autor sein Wissen über Japan in die Erzählung einfließen lässt und empfand dann auch die Unterhaltungen nicht mehr als unnatürlich, so dass ich mich ganz auf den Fortgang der Geschichte konzentrieren konnte.

Dann genoss ich auch Überschriften wie „Staba oder Doto“. Etwas, das wohl nur Leuten sofort etwas sagt, die einige Zeit in Japan gelebt und Kontakt zu Japanern hatten.
Solche Erlebnisse hatte ich oft in diesem Buch. So war die Ampel nicht grün, sondern blau – in Japan sagt man „Ao shingo“ nicht „Midori Shingo“. Also blau nicht grün.
Oder fuhr ein Mann einen Toyota Vitz. Würde man das ins Deutsche übersetzen, führe er einen Toyota Yaris.
Manchmal wirkten diese Kleinigkeiten aber zu gewollt. Als wolle der Autor sein gesamtes Szenewissen irgendwie in das Buch quetschen, komme was wolle.

Ich bin mir nicht sicher, wie Leser darauf reagieren, die über dieses „Insiderwissen“ nicht verfügen. Ob es sie freut so viel über die japanische Kultur zu lernen, was man in Reportagen, Reiseführern der anderen Büchern nicht präsentiert bekommt, oder ob es diese Leser irgendwann nervt, weil es den Erzählfluss manchmal stört.
So dachte ich das ein oder andere Mal bei mir: „Junge.. komm zum Punkt. Das reicht langsam..“.
Einmal hatte ich das Gefühl, der Autor hätte beim Schreiben Japan 151 neben sich liegen gehabt und aus den dort beschriebenen Begriffen einen Roman zusammengeschrieben. Das glaube ich nicht wirklich, aber es amüsierte mich, dass die beiden Autoren Wert auf die Erklärung der selben Begriffe legten.

Dieser Krimi erschien unter dem Label „Länderkrimi“ als „Frühling“. Der Autor selbst kündigt weitere Bücher an, die den Jahreszeiten folgen werden.
Man darf also noch mehr von Inspector Yuka Sato und ihrem Assistenten Shun Nakashima lesen.
Ich gehe davon aus, dass sich diese Bücher von Anfang an besser lesen lassen und nicht so holprig beginnen wie der Frühling.
Persönlich hoffe ich, dass der Autor zwar weiterhin sein Wissen über Japan einfließen lassen wird, aber er nicht so viel davon in ein Buch quetscht. Er hat noch mindestens 3 Bücher zur Verfügung, vielleicht sollte er dieses Wissen gleichmäßig auf alle verteilen.


Hier und da eine Bemerkung (wie die blaue Ampel oder die Beschreibung des Biergebäudes, mit der ich übrigens nicht ganz einverstanden bin.. Sie passt eher auf das Nachbargebäude zur Linken als zu dem schwarzen Klotz mit der Asahi Flamme auf dem Dach..), reicht mir völlig aus.
Etwas schade fand ich die Erwähnung der Lolitas, die allsonntäglich über die Brücke beim Yoyogi Park flanieren. Das tun sie schon lange nicht mehr, doch der Mythos hält sich hartnäckig. Es wäre schön gewesen, wenn damit mal jemand aufgeräumt hätte.

Insgesamt mochte ich das Buch. Es las sich schnell und einfach, sobald ich über den Anfang hinaus war.
Als ich es beendet hatte, war ich etwas traurig, weil ich nun wieder zu meinem schweren Schinken, den ich vorher gelesen habe, zurückkehren musste. Keine einfache Unterhaltungskost mehr.
Was das „Krimi“ angeht, so habe ich schon bessere gelesen, auch Japanbezogene. (Zum Beispiel die Fälle von Hamada Ken von Gert Anhalt). Aber Yoyogi Park bietet einfache und gute Unterhaltung und man kann vieles über Japan lernen.

Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr. Es ist eine Premium-Paperback-Ausgabe, die aber trotzdem bei einem Preis von 12.95€ sehr günstig ist.
Die Pappklappen habe ich gleich als Lesezeichen benutzt, sind jetzt aber trotzdem nur leicht aus der Form. Die Regenzeit hat das Buch ebenfalls unbeschadet überstanden. Die Ecken und Kanten sind kaum in Mitleidenschaft gezogen und das Buch sieht auf den ersten Blick fast wie neu aus.
Das soll bei mir etwas heißen, denn sobald ich ein Buch in meine Tasche tue, sieht es normalerweise nach 1 Tag wie 5x gelesen aus!
Von der Qualität bin ich also wirklich überzeugt.

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