Wir kriegen nicht genug! — Schnee!
Ich hatte schon länger geplant dem Lütten dieses Jahr richtigen Schnee zu zeigen!
Eigentlich wollte ich nach Gifu, dort gibt es bis März jeden Samstag Feuerwerk, aber mit penetrant steigenden Covid Zahlen hatte ich mir dann doch ein Onsen Hotel mit Privatbecken im Sunroom in Yamagata rausgesucht. Mit JR East Pass, JCB Coupons und 5000 Yen Rabatt wenn man geimpft ist, wäre das gar nicht so teuer geworden.
Aber nachdem die Zahlen drastisch anfingen zu steigen, änderte ich auch diesen Plan für Februar zu einem zeitnahen Tagesausflug. Und wo findet man im Januar garantiert Schnee in Reichweite von Tokyo?
Jepp! In den Bergen von Nagano und Niigata!
Eigentlich wollte ich wieder etwas neues sehen, aber um es simpel zu halten, entschied ich mich nach Niigata zu einem Schnee-Resort bei Echigo-Yuzawa zu fahren. Ich war bereits einmal dort um mir das ryugon anzusehen.
In Japan Lebende mit ausländischem Pass können ja jetzt auch JR Pässe kaufen (nicht für den Tokaido Shinkansen Richtung Osaka/Kyoto!) und selbst für einmal hin und zurück hat sich der Tokyo Wide Pass gelohnt. Den Wide Pass kann man drei Tage lang nutzen und man erreicht auch beliebte Ziele wie den Kawaguchiko, Nikko, oder Atami auf der Izu Halbinsel.
Obwohl der Lütte erst fünf ist, (wo ist die Zeit geblieben?😭) und der Kinder JR Pass ab sechs angegeben ist, hätte der Lütte einen bekommen können. Allerdings hätte er beim Kauf dabei sein müssen was er nicht war.
Normalerweise können Kinder unter Grundschulalter umsonst fahren, aber Anspruch auf einen Sitzplatz haben sie nur auf den Plätzen ohne Reservierung.
Mit Platzreservierung hätte er hin und zurück mehr gezahlt als der Kinderpass kostet. Ich habe es trotzdem riskiert und ihn umsonst mitgenommen.
Denn wenn neben meinem reservierten Platz ein Platz frei bleibt, darf er dort auch sitzen.
Ich hatte eine SUPER freundliche Mitarbeiterin am Schalter die toll nachgedacht hat und uns nahe am Wagen mit den unreservierten Plätzen platziert hat. Wären die Sitze neben mir belegt gewesen, hätten wir schnell noch umdisponieren können. Brauchten wir aber nicht. Obwohl der Platz neben mir auf der Rückfahrt eigentlich belegt gewesen wäre…
Aber da der Lütte eh die ganze Fahrt auf mir geschlafen hat..
Aber weiter im Text.. Nach einem kurzen Schock in Shinjuku – die Bahn nach Omiya fuhr verspätet – verlief unsere Reise aber doch sehr angenehm und ohne Probleme.
In Echigo-Yuzawa angekommen hatten wir noch genug Zeit ins Chuka Soba Restaurant Ajiro zu gehen um zu Mittag zu essen. Wer Shoyu Ramen mag, dem kann ich dieses Restaurant sehr empfehlen. Auch von der Atmosphäre. Als wir fertig waren stand unser kostenloser Shuttlebus zum Skiresort Iwappara schon da und wir brauchten nur einsteigen und uns nach oben kutschieren lassen.
Am Service Center 2 liehen wir uns warme und wasserdichte Schuhe für den Tag, zogen uns um, und los gings!
Das Kids Paradise kostet nochmal 500¥ Eintritt aber dafür kann man den ganzen Tag rodeln wie man lustig ist.
Einen Aufenthaltsraum gibt es ebenfalls wenn man mal etwas snacken oder trinken möchte. Eine Toilette habe ich dort nicht gesehen.
Wir blieben einige Stunden um dann draußen vor dem Bereich etwas im tiefen Schnee zu spielen.
Bevor wir uns ganz vom Schnee verabschiedeten, gönnten wir uns noch einen Crepe am mobilen Crepe Stand. Ich glaube es war das erste Mal dass der Lütte sehen konnte wie Crepes eigentlich gemacht werden, nämlich auf zwei Platten.
Dementsprechend schmeckten die Crepe auch wirklich vorzüglich!
Da es direkt im Service Center 2 ein Onsen gibt (erwartet nicht zu viel, es ist lediglich ein Mini-Becken) ließen wir uns das auch nicht entgehen. Dem Lütten war das Wasser eigentlich zu warm, aber er plantschte mit den Füßen im Wasser und ließ mich mehrmals wissen dass er Onsen mag😉
Nun hetzte ich aber etwas, denn ich wollte einen Bus früher als geplant erwischen. Den Stress hätte ich uns nicht machen müssen.. Er bescherte uns leicht nasse Füße weil wir nicht so sehr auf Pfützen aufpassen konnten. Die Straßen werden mit Wasser besprenkelt damit sie nicht überfrieren. Leider bilden sich dann halt auch tiefere Pfützen und das Wasser spritzt teilweise recht hoch..
Außerdem kamen wir so spät zum Bus, dass wir nur noch stehen konnten.
Bis zum Service Center 1 saß der Lütte auf unserem kleinen Koffer, ab dort konnte er zum Glück sitzen weil viele ausstiegen.
Tja… und dann erreichten wir Echigo-Yuzawa Station..
Eigentlich wollte ich im Restaurant zu Abendessen, aber das hatte nur Tische und sah uns für Abends, erschöpft wie wir waren, zu ungemütlich aus. Also gingen wir in den Bahnhof um dort unser Glück zu versuchen.
Aber nicht nur der Bus war voll, auch vor den dortigen Restaurants hatten sich super lange Schlangen gebildet und der Rest vom Bahnhof war auch brechend voll.
Soviel zu meinem Plan: langes Wochenende, alle fahren erst am Montag heim, es wird nicht so voll…
Wir ergatterten einen Hochstuhl vor der Touristenauskunft und besorgten uns ein Croissant Set.
Der Lütte mit Eis gefüllt, ich nahm den Kaffee und ein normales Croissant.
Allerdings heißt es dort nicht Croissant sondern Gipfel. Weil Deutsch und so.. (Warum heißen die Skigebiete auf Japanisch eigentlich “Gelände” und die Pisten “Bahn”? Gibts dafür einen Grund? Klärt mich auf! Ich war zuletzt mit zehn Jahren Skifahren.)
Nur, dass Gipfel nicht Gipfel ausgesprochen wird, sondern Gippfeli. In welchem Teil Deutschlands/Österreichs/Schweiz sagt man Gipfeli? Ich bilde mich gerne weiter😅 So als Norddeutsche..
Der Lütte verschmähte das Croissant weil es mit einer klebrigen Soße verziert war und wurde sowieso äußerst quäkig. Wir kauften noch ein paar Omiyage, also Mitbringsel – zum Teil vom Lütten ausgesucht – bevor ich uns in einen ruhigeren Teil des Bahnhofs verfrachtete.
Dort packte ich den Ringsling aus, den ich bis dahin geheimgehalten hatte und band mir den Lütten vor den Bauch. Innerhalb von 3 Sekunden war er eingeschlafen. Wirklich!
Sorry, aber auch Kleinkinder zu tragen ist sowas von praktisch!
Wenn man alleine reist, mit der Karre kein durchkommen ist, man Gepäck hat und nicht mit dem Auto unterwegs ist. Einfach super!
Alternative wäre gewesen: ein übermüdetes, gnatschiges Kind oder so auf dem Arm tragen und irgendwie das Gepäck und die Fahrkarten händeln ohne dass das Kind runterfällt.
So hatte ich meine Ruhe, wenn ich es brauchte die Hände frei, und der Lütte hat seelenruhig fast die gesamte Fahrt mit dem Shinkansen verschlafen.
Stressfrei!
Tja.. und dann war unsere Reise auch schon vorbei. Und wir freuten uns auf zu Hause wo das verspätete Abendessen auf uns wartete!