Wie man einen Gartendesign Lehrling wahnsinnig macht..

Als wenn ich im Moment nicht schon genug Stress hätte, hatte ich letzte Woche auch noch Spaß bei der Arbeit.
Ich durfte endlich mal wieder ein Design machen, was mich zu Beginn sehr freute. Nach 3 groben Idee-Entwürfen änderte sich das aber schon langsam..
Ich gab mir Mühe möglichst die Punkte zu verbessern, die bei den letzten Designs angemerkt wurden.
Nicht zu viel Farbe bei der Perspektivansicht. Hauptpunkte durch Details betonen, den Rest möglichst nicht hervorheben. Ansonsten hielt ich mich an das letzte Design, das ich gemacht hatte. Insgesamt waren es bis dahin ja nur 2 1/2, wobei ich bei 1 1/2 nur die Pflanzen im Grundriss einzeichnen musste..
Das letzte Design bestand dann aus Grundriss, Perspektivansicht und ein paar Extrazetteln mit Pflanzen und Materialien.

Grundriss des letzten Designs

Soviel dazu..
2 meiner Ideen fielen gleich flach. Eine nicht ausführbar, die andere beinhaltete Bambus. Bambus war nicht erwünscht.. Hätte ich mir ja denken können, wenn ein Plastik-Bambus-Zaun ersetzt werden soll. Dann ist lebender Bambus, nicht als Zaun, natürlich auch verboten..
Die dritte Idee bot also die Grundlage für eine Verfeinerung des Designs. Meine Idee war eine Moosküste (weil testweise Moos eingearbeitet werden soll), ein Streifen „Strand“ davor und Meer in Form von schwarzem Pflaster.
Die Linien waren nicht schön genug und die Moosküste mit einzelnem Ahorn zu langweilig.
Dann hatte ich in die Perspektivansicht zwei senkrechte Streben eingezeichnet, die sich vor dem Fenster befinden..
Die würden zu sehr ablenken und man würde ja das Design nicht mehr richtig sehen..
Außerdem wollte ich schwarze Wände statt des Bambuszauns verwenden.
Das Pflaster war wie gesagt auch schwarz und diese Kombination wurde als nicht positiv angesehen.
(Bei dem Design handelt es sich um einen kleinen abgetrennten Garten, den man nur von einem japanischen Bad aus ansehen kann.
Da stelle ich mir den Kontrast von Schwarz mit leutendem Moos sehr entspannend vor.. Aber nun gut..)


Oben Grundriss
Unten Perspektive. Farbversion habe ich leider nicht mehr..

Schon bei vorigen Designs gefiel mir beim Durchblättern eines Katalogs ein bestimmtes Element.
Ein langer schwarzer Granitblock, der gleichzeitig als Brunnen fungierte.
Das wollte ich gerne benutzen, wenn auch nicht ganz 1:1. So versenkte ich das Ende in einem kleinen Hügel und verwendete statt des Pflasters und des Strandes nur noch blau-schwarze runde Steine. diese sollten verstreut auch im Moos zu finden sein und unter dem Granitbrunnen um die Wasserbox zu verdecken. Im Original befinden sich zwei verschiedenfarbige Steine im Layout. Also nur ein kleiner Unterschied, aber was soll’s…
Die Wand machte ich dann dunkel grau mit braunen Elementen, die ein bisschen wie verwittert-rostig wirken. Also nicht mehr einfarbig..
Außerdem sollte in die eine Ecke noch was typisch Japanisches. In meinem Fall einfach eine Steinlaterne.


Oben Grundriss. Leider keine Perspektivansicht mehr vorhanden..
Unten das Bild aus dem Katalog.

Dieser Entwurf bot nun nach Aussagen meines Chefs eine gute Basis. Aber der eine Granitblock in der Mitte (nein, nicht ganz Mitte, denn dort sind die Streben und man soll das Element ja sehen..), sei zu flach und langweilig. Er bräuchte mehr Volumen.
Deshalb saß ich einen kompletten Abend zu Hause bis spät nachts und suchte nach Möglichkeiten den Block interessanter zu gestalten.
Das Ideenfinden ist natürlich nicht so schwer.. Was schwer ist, ist das Finden von Beispielbildern. Die müssen immer angefügt werden, damit der Kunde das gut visualisieren kann. Zusätzlich zur Perspektivansicht.
Ich erdachte mir also so einige Möglichkeiten für den Granit und suchte in 3 Sprachen nach passenden Bildern und wurde nur bedingt fündig.
Meine Idee: den vorderen Teil des Blocks so einschneiden, dass es aussieht, als wären es 4 Blöcke, die unterschiedlich breit sind. Die Oberflächen der Vorderseite wollte ich unterschiedlich bearbeiten. Mal polieren, mal rau – grau belassen..
Um die Umgebung interessant zu gestalten, wollte ich verschiedenfarbige Heuchera verwenden.
Dazu sollte ich den Ahorn besser ausarbeiten. Mein erster Ahorn würde nicht wie ein Ahorn aussehen, sondern wie ein Osmanthus. Also versuche ich in etwa einen Ahorn aus dem Design meines Chefs zu kopieren.

Ahorn vom Chef, leider nur schwarz weiß..

Ende vom Lied am Tag der Deadline: Ahorn ist ein Hauptsichtpunkt und muss sorgfältiger ausgearbeitet werden.
Wand hat zu wenig Farbe. Frontansicht beim Brunnen ist in der Perspektivansicht nicht in Ordnung. Einarbeitung der Visualisierungsbilder ist nicht in Ordnung.
Ich musste ausserdem noch einen Querschnitt zeichnen. Der war bis auf den Ahorn auch fast in Ordnung. Ich hatte nur eine Linie vergessen und die Zahlen falsch positioniert.
Einige Tage vorher wurde mir eingebläut, der Querschnitt sei wichtig und muss als 2. Schritt angefertigt werden (war bei keinem vorigen Design der Fall..). Ich weiß nicht, wie ich das nicht von allein hätte wissen können..

So… war also klar, dass mein Chef nochmal ran musste, da ich nach 2 Monaten also offensichtlich noch nicht in der Lage war eine perfekte Präsentation für einen reichen Kunden alleine zu erstellen. Was für ein Wunder!
Hab ich erwähnt, dass ich absolut keine Zeichenbegabung habe? Ich muss das alles durch Zugucken lernen.. Lehrbücher kann ich zwar kopieren, aber denn Sinn dahinter und die richtige Vorgehensweise lerne ich dadurch nicht.. Gibt aber leider nichts zum Zugucken..
Also… Deadline vergeigt (wollte auch definitiv nicht länger arbeiten, war mit den Nerven durch hatte nur an diesem einen Abend einen Termin, der schon seit Monaten feststand. Entschuldigung, ich bin halt doch noch keine Japanerin.. und er meinte ich soll so weit machen wie ich komme.. Selbst Schuld!)

Heute habe ich dann das Endprodukt meines Chefs betrachtet. Und? Schwarze Wand. Schwarze Steine. Schwarzer Granitblock nur einfach, so wie er zu Beginn war. Ledigliche Veränderung: Nicht mehr senkrecht zur Scheibe, sondern etwas schräg und 1:1 Kopie vom Design aus dem Katalog.
2 Streben eingearbeitet in die Perspektivansicht. Kein Querschnitt, kein Grundriss.. Sehr kräftige Farben.
Das Design sieht sehr gut aus. Die Perspektivansicht natürlich nicht so dilettantisch wie meine. Mein Chef ist Profi und ein sehr guter Designer. Das sieht man auch. Mir aber erst sagen, dass ich Dinge ändern soll, an denen ich dann 1/2 bis 1 Tag sitze um das dann doch am Ende nicht zu beachten? Dann auch noch sauer auf mich sein, weil ich so langsam bin?
Sich vorher über das Design der Schülerin einen Kopf machen erspart beiden Seiten glaube ich eine Menge Stress..

4 thoughts on “Wie man einen Gartendesign Lehrling wahnsinnig macht..

  1. Man man, Gärtner in Japan habens echt schwer..

    Aber wie ich das sehe ist das schwarze Pflaster ja nicht mehr vorhanden, somit wäre die schwarze Wand ja auch wieder in Ordnung(?). Eine aufgelockerte (dunkle/schwarze) Kiesfläche wirkt vll nicht ganz so erschlagend wie wenn sie komplett gepflastert ist. Einiges scheint hier ja nur Aufgrund von mangelnder Kommunikation bzw Einweisung schiefgelaufen zu sein (Bambuszaun).

    Der Ahorn sieht nicht aus wie ein Ahorn? So ein Käse, der Kunde wird den Unterschied in den meisten fällen sowieso nicht erkennen und zur Visualisierung können immernoch Bilder aus nem Pflanzenkatalog oder dem Internet herhalten. Der von deinem Chef besteht auch nur aus paar Linien und verwischten Blättern.
    Aber so eine Perspektivansicht (mit den Fenstern, etc.) sehe ich im Gartenbau zum ersten Mal. Interessant. Zumindest wird sich bei uns im Betrieb nicht damit rumgeschlagen.

    Aber deine Pläne gefallen mir, vorallem die letzte Ausarbeitung. Schön hell und aufmunternd. Mit dem Granitbrunnen hat dein Chef aber recht. Es wirkt besser wenn man solche sachen leicht dreht, damit man das Objekt auch in der Tiefe sieht (vorallem wenn man den Garten wie hier anscheinend garnicht betreten kann/darf). Somit hebt sich das bissel ab und wird eher wahrgenommen weil es aus der Umgebung heraussticht.
    Hätte man btw. nicht eigentlich auch unterschiedlich bearbeitete und große Platten (mit irgend ner Art ganz dünner Abstandshalter zwischen jeder Platte) aufeinander legen können? Würde dann in etwa auch so aussehen wie auf deinem letzten Entwurf.

    Lass dich nicht unterkriegen. Schaffst du schon 🙂

    1. Danke Xarasas!

      Naja.. Ich glaube, in Deutschland ist es ähnlich, wenn man ganz am Anfang steht..
      Nur kommt hier noch das Sprachproblem dazu.
      Wahrscheinlich lief es deshalb auch mit der Kommunikation schief.
      Das Sprachproblem ist auch ein Grund dafür, dass mein Chef mir unterstellt, ich würde nur Sachen zeichnen, die mir selbst gefallen.. Ich meine.. So blöd bin ich nun auch wieder nicht..

      Das mit dem Granitblock… Ja.. Abstandshalter ist theoretisch möglich. Wenn man deutsch denkt.. Ich denke leider oft deutsch, auch zu Hause, und dann kommt immer „aber wenn ein Erdbeben kommt, muss das auch halten..“
      Ich denke einfach nicht an Erdbeben.. Und ob eine Konstruktion mit Abstandhaltern dann so erdbebensicher ist, weiss ich nicht. Allerdings ist es ja eigentlich gang und gebe Granitblöcke einzuschneiden. Oft sieht man das bei Brunnen und bei Lichtblöcken.

      Ihr macht gar keine Perspektivansicht? Nur von oben?
      Interessant^^ Ich habe nie in einem normalen Galabau Betrieb in Deutschland gearbeitet und weiss deshalb überhaupt nicht wie das dort läuft. Hier ist die Perspektivansicht irgendwie wichtig. Ebenso die Beispielbilder aus dem Internet. Grundriss ist nur da um die Proportionen zu sehen und den Aufbau, glaube ich… Wichtig ist, dass der Kunde es sich bildlich vorstellen kann.

      Ich habe doch nochmal andere Bilder gefunden.. Das Bambusdesign und Pflaster in Perspektive und Farbe ^_-

      1. An die Erdbeben hatte ich garnicht gedacht, das stimmt natürlich. Wobei so ne 80x40x~10 Platte schon ordentlich was wiegt. Denke nicht dass die so einfach verrutscht, was aber auch wieder aufs Erdbeben drauf ankommt. Wenn dann bricht sie wahrscheinlich eher wegen nem kleinen Harrriss den man nicht gesehen hat. Aber is n guter Punkt, sollste Recht ham. 🙂

        Das mit dem lebenden Bambus sieht hammer aus, vorallem mit dem weißen Kies und den Lichtern. Aber bin ja eh so n schwarz und weiß liebhaber. Nur die Rhizomsperre müsste man tief genug einbuddeln, damit der sich nicht ins Pflaster verirrt.
        Mir fällt grad auf dass du Kurven anscheinend voll geil findest. Nur beim Einschneiden vom Pflaster später is das leider nicht mehr so geil, ist echt schwer das später gut aussehen zu lassen. Würde unserem Planer gerne jedes mal eine auf den Deckel geben wenn er so viele Kurven reinplant ^^

        Unsere Kunden bekommen in der Regel einen Plan wie im ersten Bild, meist aber von Hand gezeichnet und mit Copic Markern schön alles bunt gemacht, die ganzen Details (soweit möglich) reingemalt, etc. Selbigen Plan (nur ohne dem geschnörksel) mit Höhen und allem drum und dran was für uns eben wichtig ist bekommen wir dann auf die Baustelle und dürfen werkeln.
        Es wird aber auch viel mit dem Kunden kommuniziert und meist ist dann nach 1-2 Gesprächen in etwa klar was er so haben will. Falls er noch Vorstellungshilfe braucht werden ihm die verschiedenen Materialien dann im Katalog gezeigt. Oder paar Bilder von schon fertigen Gärten wo das zu bauende Objekt von uns schonmal gebaut wurde (Trockenmauer aus Muschelkalk zb).
        Falls nötig vll nen Querschnitt, aber so eine Perspektivansicht hab ich noch nicht begutachten können. Dabei sieht das schon schnieke aus.

        1. Sehr interessant!
          Die anderen Sachen gibt es bei uns auch.. Also Beispiele aus dem Katalog, Steine zum Anfassen, Fotos..
          Ich muss mit Copics noch üben, weshalb ich beim Draufblick die Outlines mit der Hand zeichne und den Rest dann mit Photoshop coloriere.
          Die Präsentationen werden dann mit Illustrator gemacht.

          Beim Bambusbild hatte mein Chef zum Beispiel gesagt, dass meine Lampen mal gar nicht gehen.. Die wären total unproportional..
          Kurven, na klar.. Gibt kaum einen japanischen Garten mit graden Linien^^;; Und ja… Ich bin halt jetzt Designer.. Das schneiden der Steine ist nicht mein Problem^^;;

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