Warum?

Zuletzt geupdated: Juli 23rd, 2019

Ich wusste nicht WIE schlimm diese Phase tatsächlich sein kann und dass sie SO früh kommt!

Es ist unglaublich! Habt ihr junge Kinder in eurem Umfeld? Habt ihr es schon mal erlebt?

Warum ist die Sonne weg? Warum ist der Mond da? Warum regnet es? Warum regnet es nicht? Warum geht der Mensch da? Warum gehen so viele Menschen hier? Warum ist hier der Kindergarten? Warum wollte ich auf den Arm? Warum wollte ich malen? Warum wollte ich Tomaten essen?
Warum, warum, warum!?

Jeder zweite Satz des Lütten beginnt momentan mit „nande“ – warum.

Ich bemühe mich ehrlich ihm jedes Mal zu antworten. Selbst wenn er die Frage bereits zum dritten Mal hintereinander stellt, wie an jedem der letzten 5 Tage. Gerne variiere ich meine Antworten, jedoch mit gleichem Wahrheitsgehalt, in der Hoffnung ihn zufrieden zu stellen. Meist klappt es nicht.
In einem verzweifelten letzten Versuch antworte ich mit „darum“! Seine Antwort: Warum darum?

10 thoughts on “Warum?

  1. Oh, dann wird das bei meinem Zwerg bestimmt auch bald losgehen. Bisher dominieren noch das japanische „Wo“ und „Was“. Einerseits freue ich mich darauf, andererseits mache ich mich jetzt schon auf so einiges Kopfzerbrechen und Googeln gefasst. Und die Frustmomente, weil man dieselbe Sache schon fünfmal erklärt hat. ^^° Und na ja, manchmal ist es vielleicht auch nicht verkehrt, einfach zuzugeben, dass Mama das auch nicht weiß.

    1. Ich glaube, bei meinem Lütten ist es wirklich extrem ausgeprägt… Und wenn ich etwas nicht weiß, gebe ich es auch zu. Nur leider weiß ich die meisten Sachen… Aber ihm den Regenkreislauf mit Verdunstung und so zu erklären… Dafür ist seine Aufmerksamkeitsspanne zu gering ? Trotzdem hat er das Grundprinzip inzwischen glaube ich verstanden…
      Und die deutsche Raumfahrtgesellschaft hat ganz tolle Videos auf YouTube wie das Universum funktioniert. Also wie sich die Erde um die Sonne dreht und so. Vielleicht noch etwas schnell für sein Alter, aber immerhin sieht er so schonmal dass die Erde rund ist. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen einen Globus anzuschaffen ?

      1. Das Regenthema. Die Frage stellt wohl jedes Kind. „Warum regnet es?“ und „Warum gibt es Wind?“ Das mit der Verdunstung würde ich versuchen, mit dem heimischen Kochen zu verbinden und dazu sagen, dass die Sonne und das Meer wie ein „riiiieeeeesiger Kochtopf“ sind und hoffen, dass nicht mehr Nachfragen kommen. Beim Wind hat es mal (mit einem anderen Kind) geklappt zu sagen: Die Sonne macht den Boden ganz schnell warm. Aber das Wasser wird nicht so schnell warm. Da ist es schön kühl. Und wenn es einen warmen und einen kühlen Ort gibt, will die Luft das wieder gleich machen. Das ist Wind.“ (funktioniert mit Farben ja auch wunderbar: ein paar Tropfen Tinte oder irgendwas anderes Buntes in ein Glas mit Wasser und man kann gut beobachten, wie die zwei unterschiedlichen Flüssigkeiten sich sofort mischen. Außer das eine ist auf Ölbasis. XD)

        1. Leider stimmt die Winderklärung nun so gar nicht. Bzw ist extrem und damit verfälschend verkürzt. :-/ Abgesehen davon, dass die Luft (genauso wie Natur im weiteren) nichts „will“ – noch nichteinmal alles „gleichmachen“ (siehe zb Organisation von Gewitterzellen).

          1. Von Luftströmungen und Wind habe ich tatsächlich keine Ahnung mehr, obwohl ich das natürlich auch mal gelernt habe. Bisher fragt der Lütte nur warum sich die Windmühlen drehen, aber die explizite Frage warum der Wind weht gab es zum Glück noch nicht.
            Yanosh, hast du für diesen Fall vielleicht eine einfache und kurze Erklärung parat?

          2. Naja, mit Erklärungen für dreijährige hab ich’s nicht so – ich kämpfe schon damit, so was meiner (durchaus auch studierten) Verwandschaft oder meinen Studenten zu erklären. Und ich zweifle ja auch, dass Kinder in der Warum-Phase wirklich an der Naturwissenschaft im Detail interessiert bzw. dazu aufnahmefähig sind und daran, dass die Warum-Phase dem reinen Erwerb von (naturwissenschaftlichem) Wissen dient (sondern mindestens ebenso dem Testen/Ausloten/Erlernen von Grenzen – in erster Linie der der Erwachsenen). Dennoch (oder ausserdem?) empfinde ich in dem Zusammenhang die Verbreitung falschen „Wissens“ eher kontraproduktiv. Wobei ich das dann auch als schwer empfinde, abzugrenzen wo (nötige) Verkürzungen/Vereinfachungen aufhören und wo „falsches Wissen“ anfängt.

            Aber doch mal ein Versuch zum konkreten Fall „Wind“: Mit Temperatur hat Wind nur mittelbar zu tun. Dass „Und wenn es einen warmen und einen kühlen Ort gibt, will die Luft das wieder gleich machen. Das ist Wind.“ nicht wirklich hinhaut, sollte beim Öffnen des Gefrierschrankes auffallen – da sollte nämlich sonst eine recht deutliche Brise wehen, nicht nur ein laues Lüftchen (denn die Temperaturunterschiede da sind deutlich grösser als sie zwischen z.b. Land und Meer sind).
            Wind ist Druckausgleich (von Gebieten hohen in Gebiete niedrigeren Drucks). In diesem Sinne: ein Ausgleich findet hier in der Tat statt.
            Wo kommen Druckunterschiede her? Hier kommt dann doch noch die Temperatur ins Spiel: Warme (bzw. wärmere) Luft steigt auf. D.h. dort, wo die wärmere Luft war, fehlt jetzt was – es entsteht ein (leichter) Unterdruck. Und dieser wird nun durch Zufliessen von Luft aus der Umgebung ausgeglichen – voila, der Wind.
            Und warum ist es an einer Stelle wärmer als an anderer? Auch da lagst du ein bisschen richtig – das resultiert in der Tat in erster Linie aus Unterschieden in Wärmeaufnahme und -leitfähigkeit der Oberfläche. Dunkle Flächen heizen mehr auf als helle (dunkle absorbieren Licht aka elektromagnetische Strahlung, eine Form von Energie; helle reflektieren es eher). Wasser nun wiederum ist eher eine dunkle Oberfläche – sieht mensch, wenn mensch mal aus dem Flugzeug schaut und nicht grad in Spiegelrichtung der Sonne. Warum wird es trotzdem langsamer warm als Landoberflächen? Weil Wasser flüssig ist und damit der Abtransport der aufgenommenen Energie relativ einfach ist – es durchmischt sich mit umgebendem kälteren Wasser (z.B. aus tieferen und i.a. kälteren Wasserschichten). Landoberfläche ist fest, dort wird die aufgenommene Energie nur durch Wärmeleitung transportiert, was viel langsamer ist als turbulente Durchmischung. Damit verbleibt die Energie (in Form von Wärme) in einer recht flachen Oberflächenschicht der Landoberfläche, während sie im Wasser weiträumiger verteilt wird. Gerne mal vergleichen den Temperaturunterschied von Erdboden oder Sand an der Bodenoberfläche und in, sagen wir, 30cm Tiefe (Kinder! buddeln!) und den von Wasser an der Oberfläche und in 30cm Wassertiefe.

            Und noch ein Beobachtungsexperiment zum Thema „(nicht) Gleichmachen“: Mal die Oberfläche von heissem Kakao beobachten. Da bilden sich netzartige Muster drauf (nein, nicht die Haut. Die sollte noch nicht ausgebildet sein.) – helle Linien zwischen dunkleren flächigen (oft sechseckigen) Gebilden. Gleich ist das nicht, oder? 😉
            Das ist im übrigen eine Folge von Konvektion – in den Flächen steigt der warme Kakao auf (und bringt dunkleren Kakao von unten mit), in den Linien sinkt der erkaltende Kakao wieder ab (und die dunklen Kakaoteilchen sinken schneller als die Milch, daher sind die Linien heller). Warum organisiert sich das so? Die Aufstiegsregionen „konkurrieren“ quasi um Platz, „zwingen“ die Abstiegsregionen in enge dazwischenliegende Breiche, „drücken“ sie quasi zusammen (irgendwo muss der Kakao ja wieder absteigen…). Und die engste Flächenpackung wird über Sechsecke realisiert.
            Ein ähnliches „Organisierungsphänomen aus Konkurrenz“ sind übrigens Eis- und Schneekristalle – dort konkurrieren die Kanten des Kerns ums Andocken von Wasserteilchen. Die Gewinner werden dann die (sechs) „Arme“ des Kristalls, die Verlierer sind die Lücken dazwischen, aus denen die Wassermoleküle von den „Armen“ regelrecht rausgesaugt wurden. (Die Sechseckigkeit ist hier allerdings zuvorderst durch die Struktur der Wassermoleküle bedingt – Eis anderer Stoffe, z.B. CO2-Eis bildet andere, z.b. würfelartige, Kristallformen)

          3. Ok, DAS muss ich jetzt erstmal verarbeiten?
            Danke für deine tolle Erklärung, die ist echt genial!
            Vor allem wenn der Lütte älter ist kann man das mit dem Kakao sicher mal verwenden.

            Es ist unglaublich was bei den Kindern hängen bleibt. Auch in dem Alter schon. Ich denke, dass “korrektes” Wissen auch jetzt schon hilft wenn das Kind später größer ist und in die Schule geht. Aber klar, er testet meine Grenzen. Und das ziemlich aktiv ?
            Man merkt schon ziemlich deutlich wann er wirklich was wissen will und wann er nur Aufmerksamkeit braucht oder einen ärgern will.

          4. Es kommt wahnsinnig spät, aber auch von mir vielen Dank für deine große Mühe und die ausführlichen Vorschläge, wie man das Thema „Wind“ fachlich sensibler näherbringen kann! Vom Bauchgefühl her vermute ich, dass Erklärungen in dieser Richtung ungefähr ab dem Grundschulalter wahrscheinlich verstanden würden. Und ich finde auch, man sollte sich so gut es geht um Genauigkeit und Korrektheit bei seinen Erklärungen bemühen, je älter das Kind wird. Z.B. dann auch den Aspekt des Drucks nicht mehr einfach auslassen (mein Junge wird bald 4, da würde er die Erklärung mit dem Druck noch nicht verstehen. Und die Corioliskraft, die du bereits angedeutet hast, ebenfalls noch nicht. Die wird aber noch sehr wichtig, wenn es um Themen wie die Entstehung von Taifunen geht, die hier in Japan ja auch sehr lebensnah sind). Und ich finde, man sollte als Elternteil auch eingestehen, wo das eigene Wissen an seine Grenzen stößt. Ich sage meinem Jungen beispielsweise auch offen: „Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute …“ oder „So genau kenne ich mich da leider auch nicht aus. Da müssen wir uns mal belesen.“ Aber prinzipiell möchte ich dennoch so gut es geht auf die Fragen meines Kindes antworten, selbst wenn sie teilweise vielleicht mehr diesem Spiel heraus entspringen, bei dem Grenzen ausgetestet werden, als dass da echtes Interesse an der Sache an sich dahinter steckt.
            Übrigens (auch an Anika): Meiner fragt nach wie vor nur ganz selten nach dem „Warum“ von irgendwelchen Sachen – und wenn, dann sind es keine Naturphänomene, sondern eher, warum zu Hause gerade bestimmte Regeln greifen (warum er jetzt noch kein Video gucken kann oder warum er nicht mit zum Einkaufen gehen kann z.B.). Mal gucken, wann die „wissenschaftlichen“ Fragen bei ihm kommen.

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