Warum mir Anpanman immer unsympathischer wird…

Anpanman ist in Deutschland nicht bekannt, aber in Japan kennt ihn jedes Kind.
Warum er in Deutschland und Umgebung nicht erfolgreich ist, werdet ihr sicherlich innerhalb dieses Beitrags erfahren…

Anpanman ist ein Ausserirdischer Wunschstern in Form eines Männchens mit einem Anpan als Kopf. Anpan ist ein süßes Brötchen gefüllt mit Bohnenpaste.

Dieser Anpanman kann fliegen und geht jeden Tag auf Patrouille um nach anderen Lebewesen Ausschau zu halten, die seine Hilfe brauchen. Wenn sie zum Beispiel Hunger haben, gibt er ihnen ein Stück aus seinem Kopf zu essen. Wenn er mehrere Stücke herausgebrochen hat, sieht er richtig gruselig aus. Deshalb mochte ich Anpanman von Anfang an nicht sonderlich. Ich fand die Idee jemandes Kopf zu essen der dann weiter lächelnd durch die Gegend fliegt einfach komisch..

Mit jedem Stückchen das ihm verloren geht, schwindet auch ein Stückchen seiner Kraft, weshalb er am Abend einen neuen Kopf von Jam-Ojisan (Marmeladen-Onkel) bekommt. Was mit dem alten Kopf geschieht, sieht man nie.. Ob er wohl noch gegessen wird? Ob er im Müll landet? Keine Ahnung..

Anpanmans Gegenspieler ist Baikinman. Baikin sind Keime. Der ist also von Grund auf Böse, wie Keime es nun mal so sind.
Manchmal sagt Anpanman zwar dass er nicht kämpfen möchte aber Baikinman greift an, aber oft ist es auch so, dass Baikinman einfach durch die Gegend fliegt, Anpanman ihn sieht, und angreift.

Die häufigste Situation ist aber, dass Dokin-chan, eine Mitbewohnerin von Baikinman diesem befiehlt ihr etwas zu Essen zu besorgen. Also fliegt Baikinman los um irgendwo etwas zu organisieren.

Die Bewohner der Welt sind eigentlich sehr freigiebig und geben jedem was umsonst. Nur Baikinman wollen sie nichts geben, weshalb er stiehlt. Dann kommt Anpanman und besiegt ihn und am Ende bekommt er auch noch von Dokin-chan eins auf den Deckel weil er nichts zu Essen mitgebracht hat. Er ist eine wirklich tragische Figur.


Während mir also bisher die Grundmessage aufstieß: Mädchen dürfen zickig sein und kämpfen ist das alleinige Heilmittel, habe ich heute eine Folge sehen dürfen (wir waren beim Arzt und es lief im Wartezimmer), in der es bei Jam-Ojisan zwei Varianten von Melonpan gab. Einmal das übliche schön rund geformte und dann noch ein paar missglückte, die keine schöne runde Form hatten.

Cheese und Melonpanman probierten erst das unförmige und verzogen die Gesichter. Dann aßen sie das „richtige“ und sofort kam ein oishii! (lecker).
Bekommen japanische Kinder also auch noch vermittelt dass Essen immer perfekt aussehen muss um gut zu schmecken? Echt jetzt?

Leider kommt man kaum um Anpanman herum, da es sogar in der Kita vorgelesen wird…

Ich bin froh, dass wir aus der Anpanman-Phase raus sind (das ist etwas für ganz Kleine) und ich jetzt etwas sinnvollere Sachen aussuchen kann (jaja.. in Ultraman wird auch gekämpft, aber wenigstens wird es dort oft genug in Frage gestellt -> siehe Ultraman Cosmos).

Interessant übrigens, dass bei Montessori ganz von „Fantasy“ abgeraten wird, da Kinder bis sie 5/6 Jahre alt sind, gar nicht zwischen echt und falsch unterscheiden können. Für die Kleinen ist es also möglicherweise selbstverständlich dass, wenn sie Hunger haben oder in Schwierigkeiten geraten, Anpanman kommt um sie zu retten.

Wir leben zwar nicht nach Montessori, aber mir war es von Anfang an wichtig von den Figuren als Fiktion zu sprechen und man… Das ist gar nicht so einfach…
Aber inzwischen hat der Lütte glaube ich auch verstanden, dass es keine lebenden Dinosaurier mehr gibt 😉

4 thoughts on “Warum mir Anpanman immer unsympathischer wird…

  1. Wir haben zwar keine Kinder, noch nach einiger Zeit in Japan kommt man um Anpanmann ja wirklich nicht herum. Es ist ein interessanter Artikel. Auch wenn ich oftmals sage, dass man wohl beinahe jede Serie für Kinder auf die eine oder andere Seite kritisch sehen kann. Einfach weil es so viele Wege gibt etwas auszulegen, finde ich besonders deinen Punkt mit den nicht schön aussehenden Melonpan sehr interessant. Vor allem, weil dies nicht nur eine falsche Message ist, sondern eigentlich ein völlig Sinnfreier Inhalt für eine solche Serie.

    Toll geschrieben und wichtige Gedanken.

    Liebe Gruesse

    1. Danke!
      Ja, genau diese Sache mit den Melonpan hat mich auch zum Schreiben des Artikels bewogen! Das war dann auch für mich zu viel des Guten…

  2. Ich habe meinen Schwiegereltern mitgeteilt, dass ich eine Anpanman-Allergie habe, und da wir keinen Fernseher haben kriegt unser Sohn wenn dann nur im Kindergarten etwas davon mit. Letztens beim Impfen wollte die Ärztin ihn mit einer Anpanman-Puppe aufheitern, er hat null drauf reagiert. Success!

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