Viele Premieren

Obwohl ich nun schon 2 1/2 Jahre hier bin, gab es in den letzten Wochen doch einige Premieren..

Angefangen mit Kino..
Was einige von euch vielleicht nicht wissen, ich habe meine Arbeitslaufbahn mit einem Nebenjob im Kino begonnen, weshalb ich Kinos immer noch unglaublich gern mag.
10 Jahre lang konnte ich jeden Film, höchstens mit Ausnahme von 3D, Blockbuster in den ersten Wochen und Vorpremieren kostenlos im Kino ansehen.
In Japan war ich bisher kein einziges Mal im Kino.

Zum einen schreckten mich Horrorgeschichten darüber ab, wie schwer es angeblich sei im richtigen Film zu landen, zum anderen macht es alleine einfach keinen Spaß.
Mein Mann kann leider gar nicht mit Kino und außerdem haben wir einen total unterschiedlichen Filmgeschmack. Da wäre ein Kinobesuch für einen von uns nur rausgeschmissenes Geld und Kino in Japan ist, wie in Deutschland, nicht gerade billig..
Aber da ist ja mein lieber Kohai Kato-chan. Kato-chan hat mir an einem Sonntag geholfen den neuen großen Teppich (natürlich von Nitori) auszulegen, hat noch die restlichen zwei Stühle aufgebaut und ist dann noch mit mir ins Kino gegangen. Was mache ich nur wenn Kato-chan nicht mehr in Japan ist??

Die Filmstartzeiten sind in Japan leider etwas bunt zusammen gewürfelt, weshalb wir auch keine sehr große Auswahl hatten.
In Japan ist es so, dass normale Filme aus dem Ausland nicht synchronisiert, sondern nur untertitelt werden. Ausnahme sind Filme, die viel von Kindern gesehen werden.
Im Fernsehen gibt es aber später auch oft eine synchronisierte Version.
Da unser Japanisch bei weitem noch nicht ausreichend ist, wollten wir also gerne einen ausländischen Film sehen. Zu der Uhrzeit, zu der wir das Kino erreichen konnten, etwa 20h, lief nur Dracula Zero im IMAX.
Yeah! 2 Karten für 4000¥, das macht Spaß!
Das Kaufen und Finden des Films war übrigens kein Problem.
Zur Kasse gegangen, Dracula Zero IMAX 2 Karten verlangt und bekommen. Dann Schildern zum richtigen Saal gefolgt, fertig!
Nur hatten wir das Schild mit dem „Einlass erst 10 Minuten vor Vorstellungsbeginn“ übersehen und mussten noch 2 Minuten im „Vorkino“, also vor einem riesigen Screen auf dem Trailer gezeigt wurden, Platz nehmen.
Im Kino liefen ebenfalls Trailer und nur zwei blöde Werbespots.
Die Sitze waren etwas durchgesessen, aber es gab Getränkehalter!
Die haben zwar soweit ich weiß inzwischen sogar in meinem alten Kino welche eingebaut, aber zu meinen Zeiten habe ich immer neidisch zum UCI geschielt, die schon lange Getränkehalter hatten.
Was ich feststellte, was wirklich gleich ist, ist die extreme Lautstärke. Total bescheiden..
Bei uns wurde die Lautstärke damals vom Verleiher vorgegeben. So wie es aussieht ist das weltweit gleich.
Allerdings haben wir die Lautstärke immer runter gedreht wenn sich jemand beschwert hat.
Hier habe ich mich nicht getraut..
Zum Film hab ich nicht viel zu sagen..
Hell wurde es erst wieder nach dem Abspann, ich musste tierisch auf’s Klo, musste aber auf die total entspannten und demnach sau langsamen Sitznachbarn warten, weil ich meinen Regenschirm unter ihren Sitzen vergessen hatte.
Dann rannte ich aber!

Premiere Nummer 2: Stadtonsen

onsen
Foto von Pinterest

Das Kino liegt etwa 10 Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Fast nebenan gibt es ein Onsen, ein Bad gespeist durch eine heiße Quelle.
Onsen verbinden Ausländer meist mit kleinen urigen Herbergen in den Bergen, von deren Freiluftbad man einen traumhaften Blick auf die umliegende Natur hat.
Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Auch in Stadtgebieten gibt es Onsen, meist sogar aus natürlichen Quellen, gekennzeichnet mit 天然 – ten’nen – „natürlich“.
So auch das Onsen bei mir um die Ecke.
Als Lotte mir bei einer Übersetzung half, zeigte sie mir einen Flyer des Bades und fragte, ob wir nicht zusammen gehen wollen.
Natürlich wollte ich!
Ich liebe Onsen.. Und abends kam man auch vergünstigt ins Bad.
Trotzdem bleibt Onsen ein Spaß, den ich mir nur ab und zu mal gönnen darf.
Stadtonsen sind eine Wellnessoase. So wie bei uns Spabäder.
Es gab 2 Becken im Innenbereich.
Eins war eventuell eisenhaltig, nach der Farbe zu urteilen..
Dort gab es auch in einer Ecke Massagedüsen.
Das andere Becken war sehr Kohlensäurehaltig. Etwas, das man wohl normalerweise in deutschen Thermen findet? Stand zumindest auf dem Infoschild.
Im Außenbereich gab es zusätzlich ein Eisenbad und zwei Ein-Personen-Zuber, die wir leider nie leer fanden.
Dann fand man im Damenbereich noch eine finnische Sauna und ein Hammam. Dazu natürlich Tauchbecken, Eiswassereimer und Kaltwasserdüsen.
Aber das ist noch nicht alles!
Vom Onsenbereich kann man direkt in den Badeanzugbereich wechseln.
Im Onsen ist man natürlich nackt, aber es gibt noch ein Gemeinschaftsschwimmbecken zwischen Männer- und Frauenbereich und auch noch einen gemeinsamen Außenpool.
In der oberen Etage dann der Entspannungsbereich mit Schlafliegen, Fernsehsesseln, Massagesesseln (für die man dummerweise nochmal 315¥ extra zahlen sollte) und Fußmassagebädern, die natürlich auch extra kosteten..
Außerdem gibt es hier den Zugang zum japanischen Garten, einen Massagebereich (einen anderen gibt es im Frauenbereich unten) und das Restaurant sowie Imbiss und Omiyageshop.
Man kann also wenn man möchte, durchaus einen ganzen Tag im Onsen verbringen.
Dabei kann man überall bargeldlos einkaufen, es wird auf die Schlüsselnummer gebucht und man bezahlt am Ende.
Handtücher werden zwei vom Onsen gestellt und einen einfachen Jinbei, grün für Männer, rosa für Frauen, gibt es auch.

Premiere Nummer 3:
Ich hatte überraschend einen Samstag Zeit und auf meine Frage wer Lust auf nen Spaziergang hätte, meldete sich Lotte. Sie hätte von 15-16:30h Zeit. Zwischen zwei Vorlesungen..
So fuhr ich nach Ushigome-Yanagichō und lief bis Ichigaya zu Fuß.
Auf dem Weg fand ich das wahrscheinlich schrägste Wohnhaus Tokyos..

Nach etwas Verwirrung bezüglich des Treffpunktes, konnten wir uns schließlich aber doch in die Arme fallen und unseren Spaziergang beginnen.
Ich kenne mich in der Gegend gar nicht aus, war bisher nur in der nahen Kagurazaka unterwegs.
Also orientierte ich mich komplett an Lotte.
Irgendwann kamen wir an einen großen Schrein und als sie etwas im Scherz fragte, ob ich ins Museum wolle, schreckte ich etwas auf.
Da waren wir doch glatt am umstrittenen Yasukuni Schrein!
Bisher habe ich einen Bogen um ihn gemacht, weil er eben umstritten ist. Als ich jedoch erfahren hatte, dass es dort auch einen Garten gibt, stand er doch auf meiner Liste.
Jedoch habe ich diesem Ort gegenüber immer noch gespaltene Gefühle.
Ich werde in einem anderen Beitrag, der aufgrund des schweren Themas schon seit über einem Jahr in der Warteschleife hängt, genauer auf den Yasukuni Schrein eingehen.
Nur so viel.. Wenn das japanische Staatsoberhaupt den Yasukuni Schrein besucht, was öfter vorkommt, denkt man jedes Mal, dass es wieder Krieg mit den asiatischen Nachbarn geben wird..
Lotte hatte mich also gradewegs zu einem Ort gebracht, der seit kurzem auf meiner Wishlist stand, obwohl ich ihn nie besuchen wollte.

Wir gingen auch zum Garten, ich machte viele Fotos und danach liefen wir durch die Anlage zum Haupteingang, tranken in einem nahen Café einen Kaffee und gingen noch kurz zum Kita no maru Park. Das war keine Premiere, da war ich schon mit Mamoru.
Auf dem Weg kommt man am Budokan vorbei. Einer Halle für Kampfsportveranstaltungen.
Und es kamen uns soo viele Leute entgegen, dass wir richtigerweise auf ein Event schlossen.
Leider handelte es sich um eine Ausstellung der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte.
Ich kann Panzer, Kampfflugzeuge und den ganzen Kram nicht leiden, weshalb ich auch beim Anblick der Informationstafeln ziemlich das Gesicht verzog.
Man konnte Videos, CDs, Poster und allen möglichen Merchandise Kram kaufen.
Und Fotos machen. Mit Armee-Maskottchen, amerikanischen Seargents, japanischen Marines..
Wir wurden auch eingeladen, aber nein danke!
Durch den dahinter gelegenen Kita no maru Park konnten wir leider nur ganz kurz laufen, genossen aber die Dämmerung und Herbstfärbung noch etwas, bevor Lotte zurück musste.

Ich lief wieder bis Ushigome-Yanagichō um von dort nach Hause zu fahren. Ein kleiner Spaziergang am Samstag 🙂

samstag
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4 thoughts on “Viele Premieren

  1. Am Kino in Japan mag ich am liebsten das Karamell-Popcorn;) Mittwochs ist in den meisten Kinos, soweit ich weiss, uebrigens Ladies‘ day, da kostet der Eintritt dann nur 1000 Yen fuer Frauen (3D – Filme sind davon aber wohl leider ausgeschlossen).

  2. Yasukuni Schrein… der Park dazu ist schön!
    Und ich war auch einmal dort, man muss sich ja schließlich angucken, worüber da immerzu geredet wird. Ich war sogar in dem Musuem, einfach damit ich mir selbst ne Meinung bilden kann.

    1. Ich will grundsätzlich eigentlich nichts mit Krieg zu tun haben…
      Auch wenn es ein nicht umstrittenes Museum zu Kriegsopfern wäre, würde ich nicht rein gehen..
      Aber ja. Die Anlage des Yasukuni Schreins ist schön 🙂

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