Verkehrsdelikt mit Folgen – die letzte Episode?

Wer mag schon wissen, ob ich jetzt wirklich damit durch bin.. Ich hoffe es ja, aber vielleicht fällt ihnen in drei Monaten ja doch noch ein, dass sie mich jetzt nur für das Fahren ohne Führerschein belangt haben und sie doch die 6000 Yen für eine Person zu viel auf der Ladefläche wieder haben wollen, die sie mir erst zurück überweisen mussten, bevor sie die Strafe für mein anderes Delikt festlegen konnten. Und das dauerte..
Wer überhaupt keine Ahnung hat wovon ich grade schreibe, empfehle ich folgende drei Artikel:
1. Akt , 2. Akt , 2,5. Akt
Aber Vorsicht, sie sind lang..

Also, im Juni erreichte mich endlich der langersehnte Brief mit meiner Strafe.
Alle Personen, Polizei, Dolmetscher etc., hatten mir vorher versichert, dass die Strafe schon nicht so hoch ausfallen würde, schließlich sei das mein erstes Vergehen und es gab keinerlei Personen- oder Sachschäden.
Als mein Mann dann einen Blick auf den Brief warf und ihn mir erklärte, wurde ich jedoch blass…
Mein Strafmaß sieht wie folgt aus: 19 Punkte und Vernichtung meines Führerscheins, sowie eine einjährige Sperre ihn erneut zu beantragen.
Zuerst dachte ich noch, nach diesem einen Jahr müsste ich den Führerschein komplett neu machen, das ist jedoch nicht der Fall und hätte eindeutig mein Budget gesprengt.
Bei Japanern ist es so, dass sie einen Test für etwas mehr als 30000 Yen ablegen müssen..
Nun brauche ich den Führerschein allerdings für die Arbeit. Ohne mich als Fahrer klappt oft die Fahrzeugaufteilung nicht, wenn die beiden Saisonkräfte nicht da sind.
Längerfristig werde ich mich also nach einem neuen Job umsehen müssen. Ist vielleicht gar nicht schlecht, weil mein Chef anfängt im Alter zu spinnen und mein einer Kollege in letzter Zeit einfach doof ist, weshalb ich ständig mit ihm aneinander gerate.
Während mich die Nachricht zuerst sehr sehr fertig gemacht hat, habe ich mich inzwischen einigermaßen damit abgefunden.
Schließlich muss ich den Führerschein nicht ganz neu machen, womit er und meine Pläne Wochenendausflüge mit dem Auto zu machen weggefallen wären.
Außerdem habe ich selbst noch etwas recherchiert. Die Höchststrafe sind 25 Punkte, was eine noch längere Zeitspanne ohne Führerschein nach sich zieht (3 Jahre, glaube ich..).
Ich kann also durchaus dankbar sein.

Im Brief war ein Datum, eine Uhrzeit und ein Ort angegeben, wo ich zu erscheinen hätte.
Das Polizeihauptrevier von Saitama in Urawa.
Am Anmeldeschalter gab es kurz Aufregung, weil ich inzwischen in Tōkyō wohne und somit Tōkyō für mich zuständig wäre. Aber da der Führerschein in Saitama ausgestellt wurde, meine Saitama-Adresse auch noch drauf steht und mein Verkehrsdelikt in Saitama stattgefunden hatte, haben sie mich zum Glück akzeptiert.
Ich wartete im Wartezimmer, bis ich aufgerufen wurde. Das geschah zu meiner Verwunderung durch meinen Dolmetscher, den ich schon von meinem 1. Verhör her kannte.
Er fragte mich, ob ich aufgeregt sei.
Warum sollte ich aufgeregt sein, fragte ich mich, ich sollte ja nur meinen Führerschein abgeben..
Pustekuchen! Ich bekam eine Anhörung, eine ganz tolle Anhörung..
Meine Daten wurden überprüft (Name und Geburtsdatum), dann verlas ein Polizist meine Anklagepunkte und der Ober-Anhörer fragte, ob das so stimme. Jup!
Dann wurde ich gefragt, nochmals, ob ich von der 3-Monatsregel gewusst habe. Nope!
Jetzt wurde ich gefragt, ob ich die 19 Punkte, die Führerscheinvernichtung und das Fahrverbot akzeptiere.
Natürlich akzeptierte ich die Punkte! Was soll man schon gegen das japanische Gesetz machen.. Ist halt so. Ich merkte aber an, dass mich die Führerscheinabnahme ziemlich treffe, da ich ihn für die Arbeit brauche.
Und das war es schon. Meine Anhörung..
Nun sollte ich bitte 1 1/2 Stunden warten, während sie meinen und andere Fälle besprachen.
Ich nutzte die Zeit zum Einkaufen und zum Ansehen der Gegend um den Bahnhof herum. Lohnte sich, denn ich entdeckte einen kleinen interessanten Tempel.

Kurz nach 11 Uhr wurden dann mehrere Personen im Warteraum aufgerufen. Ich als Ausländerin oder Führerschein-Auslösch-Fall, wurde extra gerufen und in ein anderes Zimmer gebracht als die anderen. Der Übersetzer war auch wieder dabei.
Nun wurde mir ein japanisches Dokument ausgehändigt und erklärt, mit Dolmetscher, was darauf stand.
Ich bekam 19 Punkte. Natürlich. Meine Verkehrsverbrechens-Aufzeichnung wurde auf 1 erhöht.
Tja.. Und dann erzählte er mir, dass sie beschlossen hätten meinen Führerschein nicht zu schreddern, sondern ihn mir lediglich zu entziehen. Für 120 Tage. Und das selbstverständlich ab dem Tag des Verkehrsvergehens. Daraus folgt, dass die Zeit schon vorbei ist (in der ich fast täglich gefahren bin, was mir von der Polizei ausdrücklich erlaubt wurde) und ich normal weiter fahren darf.
Weil ich ja meinen deutschen Führerschein dabei hatte und somit die Fähigkeit besaß ein Auto zu führen.
Dann griff der Polizist elegant in seine Hemdtasche und überreichte mir meinen darin versteckten Führerschein.
Die Polizei hat Humor..
Einen erst das Schlimmste befürchten lassen, dann den Führerschein nicht sichtbar bei sich tragen, mich also im Ungewissen lassen, und dann die Freude genießen wenn man die kleine Plastikkarte hervorzaubert.
Jetzt möchte ich nur trotzdem nicht mehr vor dem 25.11.2014 fahren, denn solange ich 19 Punkte und meine History auf 1 habe, darf ich mir echt nichts mehr erlauben, sonst ist der Führerschein wirklich weg!
Ab dem 25.11. ist meine History wieder auf 0 und meine Punkte verschwinden nach einiger Zeit auch wieder und ich kann sie zusätzlich durch Unterricht tilgen, wenn ich möchte.
Jetzt möchte ich aber erstmal eine Wohnung suchen und ’nen neuen Job. Damit werde ich vorerst genug um die Ohren haben..

19 thoughts on “Verkehrsdelikt mit Folgen – die letzte Episode?

  1. die geschichte war ja mächtig kompliziert, ich drück dir die daumen, das nichts wieder passiert.
    für die wohnungssuche wünsche ich euch beiden ganz viel glück.

    lg Carade

  2. Oh man, dass das dann doch noch recht „glimpflich“ ausgegangen ist. Einfach mal so einen neuen Job aus dem Ärmel zu schütteln wäre sicher nicht ganz so super.

  3. Und das ganze komplett ohne Geldstrafe? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich hatte den Lappen auch 3 Monate weg, allerdings wegen einem deutlich geringeren Strafbestand, musste aber zusätzlich mächtig tief in die Tasche greifen. Punkte sind ja auch immer an Geldstrafen gebunden. In meinem Fall waren es 14 Punkte. Aber bei mir kam auch erst die „Verhandlung“ und erst dann wurde die Strafe nach dem „Urteil“ bemessen.

    1. Ach was… Da kommt nix mehr! Finde ich jetzt einfach mal^^;;
      Die hatten Mitleid mit dem armen kleinen ausländischen Mädchen und fanden, dass die ganze Aufregung für sie reichte!

      Ne… die haben ja auch das Fahren mit einer Person zu viel vergessen… Ich hab echt Panik, dass da noch was kommt..
      Schau’n wir mal.. In 3 Monaten..

        1. Noch haben wir geteilte Haushalte ^_-
          Und in 3 Monaten finden die mich eh nicht mehr, weil ich innerhalb des Stadtteils umgezogen bin.. Sowas scheint die Behörden zu überfordern.. Zumindest nach dem, was ich bei einer kleinen Zwischenepisode des Polizeiproblems erlebt habe…
          Muss ich nur noch meine Handynummer ändern..

  4. Wow! Ich meine, es ist immer noch scheiße, aber wenigstens nicht ganz so scheiße, wie vorher angenommen. Puuuuh, ich bin gerade etwas erleichtert.

    1. Spätestens wenn du deinen Lappen verlängern lassen musst, taucht deine Story auf deren Bildschirm wieder auf. Da nützt dein Umzug innerhalb des Stadtteils überhaupt nix. Naja, hoffen wir mal das beste. Trotzdem bin ich gespannt, wie die ganze Sache weitergeht.

      1. Heute habe ich meine Adresse auf dem Führerschein geändert, da ist sicher auch schon was aufgetaucht…
        Zumindest 19 fette Punkte. Aber die nette Polizistin hat sich nichts anmerken lassen…

    2. Ne, überhaupt nicht so scheiße wie vorher angenommen! ^^
      Wenn ich möchte kann ich fahren, aber selbstauferlegtes Fahrverbot bis Ende November ist nicht so schlimm. Das überlebe ich. Vor allem wenn ich eh bald kein Auto mehr zur Verfügung habe und kein Geld für Wochenendausflüge ^_-

  5. Ein Glück, dass alles noch gut gegangen ist! 🙂 Zumindest erstmal, aber ich drücke dir die Daumen dass nichts weiter kommt. Und dass es weniger schlimm gewodern is als erwartet, dass ich j auch schon eine Menge wert.

  6. Ich habe deinen Bericht mit Interesse gelesen. Selbst lebe ich in Chiba, arbeite hier als Ingenieur. Das gleiche ist mir kürzlich genau so passiert. Mir wurde mit der Übersetzung des deutschen Führerscheins eine Erläuterung in Englisch mitgegeben. In diesem Dokument steht geschrieben, das die Führerscheinübersetzung nach jeder Wiedereinreise für ein weiteres Jahr ihre Gültigkeit behält. Von einer 3 Monats-Regelung steht dort nichts. Interessanterweise gibt es das gleiche Dokument auch in japanisch, dort ist die 3 Monats-Regelung genau beschrieben. Leider haben sie mir die japanische Version nicht mitgegeben. Nun werde ich angeklagt ohne gültigen Führerschein in Japan gefahren zu sein. Übrigens wurde ich bereits 3 Mal verhört, die Strecke von meiner Wohnung bis zur Arbeit haben sie mit mir zwei Mal abgefahren und zentimetergenau im Bericht beschrieben.
    Ich finde es sehr spannend wie Japan für ihre eigenen Fehler Ausländer büßen lässt. Mal sehen was bei meinem Fall herauskommt.

    Frank

    1. Das ist ja was!
      Zwischenzeitlich dachte ich wirklich, ich bin die einzige, der das passiert ist.
      Aber jetzt bin ich mir sicher, dass die Informationsweitergabe einfach nicht ordentlich funktioniert!
      Die Botschaft weiß ja davon, aber auf ihrer Webseite ist es anscheinend nicht offensichtlich genug beschrieben.
      So ein Dokument zusätzlich zur Übersetzung hatte ich nicht.
      Darf ich fragen wo du die Übersetzung hast machen lassen? Bei der Botschaft oder beim JAF?

      Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du genau so glimpflich davon kommst wie ich!
      Zeige dich reumütig und plädiere an ihr gutes Herz!

  7. Hallo Anika,
    die Beschreibung kam zusammen mit der Übersetzung, beides von JAF. Meine Version war von 2014, die aktuelle 2016’er Version hat immer noch die gleichen Fehler. Irgendwann sollte jemand die Herrschaften auf die Diskrepanzen aufmerksam mache, um zu vermeiden das noch mehr Deutsche in diese Falle tappen.
    Heute wurde meine Polizeiakte der Staatsanwaltschaft übergeben, die sich wohl zeitnah mit mir „unterhalten“ wird.
    Ich berichte dann wie es ausgegangen ist.
    Gruß Frank

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