Umziehen in Japan
Ist gar nicht so leicht, wenn man mit gewissen Vorstellungen an die Sache ran geht..
Mit großem Interesse habe ich die in letzter Zeit auftauchenden Blogposts dazu verfolgt und machte mir eigentlich keine großen Sorgen, dass es zu Problemen kommen könnte.
Auf die enorm hohen Kosten, die bei einem Umzug entstehen, war ich auch schon vorbereitet.
Die Realität für uns sah dann etwas anders aus..
Bis jetzt wohnten mein Mann und ich noch nicht zusammen. Natürlich wollten wir das gerne ändern.
Also suchten wir nach einer Wohnung an der Oedo Linie westlich von Shinjuku.
Die deckt ein recht großes Gebiet ab, obwohl wir lieber in der Nähe unseres Bahnhofes geblieben wären.
Oedo Linie wollten wir beibehalten, weil wir beide mit ihr direkt zu unserer Arbeit kommen.
Wer die Tokyoter Rushhour kennt wird verstehen weshalb wir keine Lust auf Umsteigen haben.
Es sollte nach Möglichkeit eine Zweizimmerwohnung mit etwas größerer Küche werden.
Ich kann dazu leider Tatamigeruch nicht ertragen, weshalb wir nach einer Wohnung ohne Tatami suchten.
Die Wohnungssuche in Japan läuft immer über einen Makler. Privatvermittlung gibt es nicht.
Da man seine Vorstellungen an den Makler weiter gibt und er dann was passendes raussucht, hatte ich mit geringen Problemen gerechnet. Falsch gedacht!
Wie konnte ich auch nur annehmen, dass bei uns mal irgendetwas ohne Probleme klappt?
Es gab schlichtweg keine passenden Wohnungen!
Eine war sehr vielversprechend, aber als wir mit dem Makler zur Besichtigung kamen, war die Tür verschlossen und der Schlüssel nicht am gewohnten Ort versteckt.
Nach einigem Herumtelefonieren stellte sich dann raus, dass die Wohnung bereits vermietet war.
Die Wohnungen sind meistens bei vielen Maklern aufgeführt.
Trotzdem bleibt einem oft nichts anderes übrig als Makler zu wechseln, da nicht alle Makler alle Wohnungen im Katalog haben.
Es entstand für uns ein zweimonatiger Wochenendmarathon wo wir fast täglich die Angebote im Internet durchsuchten um diese dann beim Makler abzuliefern, damit er uns die passenden Karten heraussuchte und wir die Wohnungen eventuell besichtigen konnten.
Die Besichtigungen fanden natürlich immer zusammen mit dem Makler statt und man wurde im Auto bis vor die Tür gefahren.
Wir waren am Ende so verzweifelt, dass wir uns sogar Wohnungen mit Tatami ansahen und nach Einzimmerwohnungen mit Wohnküche suchten. Aber auch hier war nichts zu machen.
Entweder die Wohnungen waren dunkle Löcher oder stanken unglaublich nach Müll. Oder beides. Und dafür dann über 100.000 Yen im Monat hinblätten? Nein danke!
Warum ich darauf drängte umzuziehen und nicht noch warten wollte?
Ich hatte die Schnauze voll!
Fast 10 Jahre lang hatte ich meine eigene Wohnung, meine eigenen vier Wände. Auch wenn ich nie ganz alleine wohnte, war es doch meine eigene Wohnung.
In Japan sah das anders aus..
Das erste Jahr ging es noch. Ich hatte mein Zimmer und meine Küche und teilte gelegentlich Badezimmer und Klo mit Sohn, Schwiegertochter und Enkelsohn meiner Gasteltern.
Probleme traten dann mit der neuen Praktikantin auf und hier fing es auch an, dass ich mich nicht mehr im Haus erwünscht fühlte.
Das wurde so schlimm, dass ich kurzerhand auszog.
Erstmal ins Sharehouse um einfach dort weg zu kommen.
Zu der Zeit begannen mein Mann und ich mit der Suche nach einer eigenen Wohnung.
Ich wollte zwar unbedingt mit ihm zusammen ziehen, dachte aber wir hätten noch Zeit.
Bis der Schimmel in meinem Zimmer auftauchte..
Ich lüftete täglich, mehrfach.. Trotzdem war die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass die Wände und Fußleisten Schimmelflecken bekamen.
Ich war begeistert!
Den Schimmel war ich in Deutschland grade losgeworden..
Und dann waren da meine Mitbewohnerinnen..
Zwischenzeitlich hatten sie es sich zur Gewohnheit gemacht von 24h bis 1h nachts in der Küche rum zu rumoren. Die lag direkt vor meinem Zimmer und Nachtruhe war ab 23h. Begeisterung meinerseits..
Und dann meine direkte Zimmernachbarin, die einen unglaublichen Schmutz verbreitete!
Nein danke, ich wollte raus!
Endlich wieder eigene vier Wände, endlich meine Ruhe! Ich hab’s echt nicht mehr ertragen..
Deshalb entschieden wir uns schlussendlich für eine Wohnung kurz vor der Endhaltestelle. Mein Mann schweren Herzens, denn er hängt sehr an seinem alten Viertel.
Die Wohnung fand auch nur Zustimmung weil ich ihm versprach in zwei Jahren wieder nach einer Wohnung im alten Viertel zu suchen.
Und es war die einzige passende Wohnung, die uns 5 verschiedene Makler zeigen konnten..
Unser Vertrag läuft jetzt zwei Jahre und hat mit Dankesgeld, Kaution, Maklergebühr, Schlüsselgeld und Co. unsere halben Ersparnisse gefressen.
In Zukunft wird sie monatlich unser Gehalt verschlingen, denn übrig bleiben wird nach den ganzen Abzügen wie Miete, Nebenkosten, Essen und co. nichts.
Und das kurz vor der Endhaltestelle.. Tokyo ist wahrhaft teuer!
Immerhin wohnt ihr endlich zusammen und in den eigenen vier Wänden. 🙂
Ja.. Jetzt treffen nur erstmals japanische Wohnvorstellungen auf deutsche Wohnvorstellungen.. Aber das bekommen wir auch noch hin ^_-
Oh ja, das Gefühl hatte ich auch: je zentraler gelegen, desto schrottiger die Wohnungen, die sie einem andrehen wollen. Also entweder arschlange Fahrtzeiten oder eine halbwegs runtergekommene Wohnung :/ Aber schön, dass ihr doch noch was zufriedenstellendes gefunden habt!
Was da mit deiner Gastfamilie war musst du mir bei Gelegenheit doch mal ausführlich erzählen. Das klingt ja schrecklich!
Oh.. Das erzaehle ich dir gerne ^^ Und auch noch den neusten Klatsch von meinem neusten Kohai und was der Gastvater noch nach meiner Kündigung abziehen wollte^^
Totaler Wandel… Von netter Familie zum Horrorhaus..
oh man, das klingt ja schrecklich. auch wenn ich japan toll finde bin ich nach dem ich so diese gesichten von, dir anika, claudia und anderen gelesen habe echt froh hier mein haus zu haben, in dem ich alleine wohne. ich hab 100qm für mich und meine tiere (hund und katze) plus nebengelass. bekommen wir denn bilder von deiner neuen wohnung zu sehen, anika?
Kleine Wohnungen haben den Vorteil, dass die zu putzende Fläche überschaubar ist.
Ehrlich gesagt ist mir diese Wohnung fast zu gross… 1 Zimmer mit Wohnküche / Wohnzimmer hätte es auch getan.
Allerdings ist hier alles zu eng gebaut..
Und natürlich vermisse ich Gartenfläche.
Oh ja, Bilder würde ich auch gerne sehen. Und was genau ist Tatamigeruch ?
Ich weiss nicht ob es Bilder geben wird.. Momentan gibt’s eh nur Kisten und keine Möbel..
Vielleicht später mal vom Balkon und meiner Flowerbox vor dem Fenster ^_-
Otsukaresama deshita.
Willkommen im neuen Heim!!
Danke schön 🙂