Tokyo Garden Tours

Seit Anfang 2018 ist es möglich auch ohne Lizenz Touren für Geld in Japan anzubieten. Das kommt vor allem uns Spezialisten zugute, die nicht ganz so spezialistisch auf dem Gebiet der japanischen Sprache sind..

Die Lizenz konnte bis dato nur durch eine Dolmetscher Prüfung auf Japanisch erlangt werden. Selbst wenn ich mir zutraute vom Inhalt her zu bestehen, so wäre ich höchstwahrscheinlich am Lesen der Kanji gescheitert. Denn ja, auch wenn ich im Alltag und bei der Arbeit mit meinem Japanisch zurecht komme, unter Prüfungsbedingungen reicht es leider nicht.

Aber kommen wir zum Thema!
Ich bin, soviel kann ich wohl behaupten, Spezialistin auf dem Gebiet japanische Gärten, insbesondere der Gärten in Tokyo. Als Koryphäe kann man mich zwar nicht bezeichnen, da fehlt mir der wissenschaftliche Hintergrund, aber ich weiß zumindest mehr als normale Menschen, vor allem mehr als japanische Tourguides, außer sie stammen zufälligerweise vom Fach.

Nun gut. Lange Rede kurz. Ich wollte schon lange Touren durch die Gärten Japans anbieten. Einfach, weil ich unglaublich gerne über Gärten spreche und sie erkläre. Das in einem professionellen Umfeld zu tun würde mich sicherlich davon abhalten meinen armen Mann und meine Freunde damit zu nerven.

Also machte ich mich 2018, nachdem ich das Großprojekt Buch auf Amazon abgeschlossen hatt, daran eine Homepage zu basteln auf der ich meine Touren anbiete.

Obwohl ich bereits mehrere Touren gegeben habe, die meisten unentgeltlich, wollte ich doch alles in trockenen Tüchern haben. So lud ich mir eine gemischte Gruppe von Leuten ein, ein paar vom Fach, viele nicht, und Leute, die ich bisher noch nie getroffen habe, um ihnen eine kostenlose Probetour im Tausch gegen Feedback zu geben.
Ich Dummerchen suchte mir ausgerechnet den größten Garten Tokyos aus, weshalb die Recherche (ja, weshalb alles VOR Launch der Webseite fertig haben?) sehr üppig ausfiel und mich leicht fertig machte. Aber hey, so hab ich’s hinter mir!

Versteht mich jetzt nicht falsch. Eine Tour kann ich auch spontan geben. Schließlich habe ich zu jedem der Gärten ein Buch veröffentlicht. Aber ich will dass diese Touren etwas besonderes bieten. Besonderes Wissen, das man nicht einfach überall nachlesen kann. Bestenfalls selbst nicht in den von mir geschrieben Büchern. Also hieß es neben Austüfteln der Route, Vorzeigematerialien erstellen, etwas für die Teilnehmer zum Mitnehmen basteln, auch extra Recherche.

Im Endeffekt hat sich alles gelohnt! Die Tour ging glatt!
Ich hatte ein paar Hänger, vor allem bei Jahreszahlen (ich kann einfach nicht mit Zahlen), aber selbstverständlich hatte ich Notizen für den Notfall.
Ich gebe ja ganz offen zu, dass mein Gedächtnis nicht das beste ist und meiner Meinung nach muss der Spezialist nicht alles im Kopf haben, oder? Schließlich haben Orchestermusiker auch die Noten vor sich 😉

Egal. Ich habe mitbekommen woran ich noch arbeiten muss, das werde ich natürlich tun, und habe ausschließlich super Feedback von meinen Testobjekten bekommen.
Froh war ich auch von einer Kollegin, einer zertifizierten Tourguide für Tokyo (spezialisiert auf Architektur), zu hören, dass ein freiwilliger Guide in einem anderen Garten Bäume verwechselte. Das zeigt mir doch, dass der tolle Lizenzausweis halt doch nicht alles ist. Und ja, auch besagte Kollegin konnte noch etwas von mir lernen und freut sich nun ihren Kunden ein wenig mehr über den Garten erzählen zu können.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass alles so gut geklappt hat und habe nun beschlossen, dass ich mein Tourenangebot noch erweitern werde. Bald wird es zu den privaten Touren auch Touren mit gemischten Gruppen geben.
Denn ich konnte noch etwas Tolles bemerken: obwohl sich keine der Frauen kannten sprachen sie sofort alle miteinander. Es war wie ein Treffen alter Freundinnen + jemand, der sie ständig damit nervte jetzt mal weiter zu gehen (wir haben doch keine Zeit!)
Wenn ich mit meinen Touren also nicht nur die Gärten den Leuten näher bringen kann sondern auch die übrigen Menschen, dann ist es doch das Schönste was passieren kann.

Also, ran an den Speck!
Ne, ich meine natürlich die Vorbereitung der nächsten Tour 😉

Teilnehmer:

Uncover Japan – Japan Blogger und Reiseberatung (engl.)

Kichijoji Parkside – Tokyo AirBnB Kichijoji

Haruka Soga – English sprachiger Tokyo Tour Guide

Jacqui Miyabayashi – Business & Marketing Beratung aus Osaka/ Japan (engl.)

Minanda Landscape Design – Landscape Design in Kalifornien/ USA (engl.)

11 thoughts on “Tokyo Garden Tours

  1. Ohayo gozaimazu, Anika *
    Eine gute Idee, quasi einen Beta-Test durchlaufen zu laßen. Denn selbst bei der besten Vorbereitung, bleibt es immer ein anderes Ding, wenn sich der Vorhang vor zahlendem Publikum hebt.
    Wie ich an den gut eingemantelten & verschaalten jungen Damen (wie am Rasen daneben) sehe, sind die Temperaturen noch ein wenig entfernt von frühlingshaft. Aber bekanntlich ist ein Garten zu jeder Jahreszeit mit Besonderheiten bestückt.
    Ich bewundere Deinen Ehrgeiz des Besonderen, wenn Du die Details der vorbereitenden Planung erwähnst. Anmerkenswert (zumal das gängige Klischee von Tourguides das des Ableierns von Fakten-Päckchen wäre).
    Freut mich für Dich, daß es gut anläuft!
    Die Einsprengsel an Selbstironie adeln den Post wieder.
    bonté

    *eine Frage, die ich schon länger stellen wollte – gibt es eine weibliche Entsprechung für „san“? Wenn ich nicht gerade „Hallo“ auf japanisch schreibe, verwende ich bei der Anrede der jeweiligen Bloggerin gerne das „san“ hinter Ihrem Namen; von daher meine Frage

    1. Hallo Robert,

      momentan dauert bei mir alles ein wenig länger, entschuldige bitte.

      Die Tour war Anfang Februar. Es war ein wenig kalt 😉
      Aber nicht so kalt wie in Deutschland und inzwischen haben wir schon Tage mit 17 Grad plus.

      Fakten runterleiern kann ja jeder 😉
      Wenn man sich meine Preise ansieht kann man auch schon eine Vorstellung davon bekommen, dass meine Touren eben nicht wie alle anderen sind…

      Zu deiner Frage:
      -san ist geschlechtsunabhängig. Genau wie das noch höflichere -sama.
      Im normalen Sprachgebrauch benutzt man immer -san. In Businessmails -sama. Im sehr vertrauten Umgang -kun (männlich) oder -chan (weiblich), wobei die beiden auch nicht immer klar festgelegt sind.

      Zum Beispiel betiteln auch viele ihre Ehepartner mit -san, um Respekt auszudrücken. -chan und -kun kommt eher bei Leuten vor, die sich aus der Schulzeit kennen.
      Ich bekomme weder ein -san, noch ein -chan, noch ein -kun.
      Das passt auch einfach am besten zu mir ^_-

      Hoffe ich konnte deine Frage zu deiner Zufriedenheit beantworten.
      Viele Grüße Anika

      1. …ist keine Sache nicht, wenn Du länger brauchst; wie immer es Dir zufliegt!
        Merci für die Erläuterungen aus kundiger Hand. Ich hänge das „san“ gerne an, wenn ich schon förmlich auf japanisch Grüße.
        Ich erlaube mir dann auch ein „Anika san“ zu verwenden.

        Anmerkenswerterweise empfange ich seit Anfang des Jahres einen englischsprachigen Infotainment-Sender aus Japan. Fand ich einen guten Zufall. ?

        Dann, einen angenehmen Tag, Anika san!
        bonté

        1. Oh! Das ist interessant! Kannst du mir sagen welcher Sender das ist?
          Für gewöhnlich kann man aufgrund der ungünstigen Satellitenstellung in Europa nur NHK World empfangen.
          Handelt es sich bei deinem um einen anderen Sender?

          1. …es ist NHK World. Ein breites Spektrum an Themen findet sich dabei. Historie bis Gegenwart. Derzeit öfter erwähnt – die Kirschblüte. ?
            bonté

          2. Natürlich, Japan und seine Kirschblüte 😉
            Aufgrund des seltsamen Wetters dieses Jahr übrigens nicht so hübsch..
            NHK World ist gut, aber hyped sich gerne selbst.

  2. Auf Deutsch schreibe ich oft mit Duzen, wie Hallo Anika, aber auf Japanisch schreibe ich wie konnichiwa, Anika San.
    Ab und zu meine ich das komisch, aber auf japanisch ohne San zu schreiben meine ich zu unhöflich, außer den Freundinnen, die ich seit der Schüler oder Studentinzeit kennengelernt habe.

    1. Genau! Auf Japanisch ist es seltsam ohne -san.
      Aber selbst wenn ich auf Deutsch über meinen Chef spreche, sage ich automatisch „sein Name“+san.

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