Tagebuch, Montag 7. September

Damit ihr nicht so lange auf einen neuen Beitrag warten müsst, berichte ich euch mal was mir am Montag so alles widerfahren ist..
Da ich draußen auf der Baustelle gearbeitet habe, war es nicht ganz so langweilig wie sonst..

Vielleicht liest der ein oder andere von euch auch den Blog von Samurai Biker.
Nicht unoft hat er über stinkende Japaner am frühen Morgen berichtet. Nun war es auch bei mir so weit.. Ich habe morgens tatsächlich meinen Sitzplatz aufgegeben, weil ich den Geruch neben mir nicht ertragen konnte.. Normalerweise halte ich ziemlich viel aus, aber dieses Mal.. Mir blieb tatsächlich der Atem weg! Und es war nicht nur der normale Körpergestank, Herr links oder Herr rechts ließ im Minutentakt auch noch einen fahren.
Das ist in Japans Bahnen keine Seltenheit (stellt euch bitte kein Pupskonzert vor, man hört nichts, riecht es nur..), aber in so kurzen Abständen war das zusammen mit den Körperausdünstungen eines Mannes im Anzug! einfach nicht zu ertragen.

Als nächstes wechselte mein kakueki Zug – 各駅 (hält an jedem Bahnhof) eine Station bevor ich raus musste in einen kyûkô – 急行 (Express), ich bekam es nicht mit und er hielt natürlich an der nächsten Station nicht.
Was lernt man draus? Selbst wenn man richtig in den kakueki einsteigt sollte man nicht träumen oder schlafen.
Ich kam also 15 Minuten zu spät zur Arbeit. Das ist zum Glück nicht so dramatisch, außer mein Chef hat schlechte Laune. Hat er momentan aber wieder selten.

 

Wir machen das ganze Außendesign neu.

Die Baustelle war zum Teil recht eng. So Musste ich einen Baum ausgraben, der an drei Seiten von Mauern umgeben war. In 30-50 cm Abstand. Ich war kaum 20 Minuten am arbeiten, da schaffte ich es auch schon meinen Unterarm mit voller Wucht auf eine dieser Mauern zu knallen.
Ergebnis: ein fetter roter Streifen, geschwollener und blauer Unterarm..
Habe ich erwähnt, dass ich mich so gut wie jedes Mal verletze wenn ich draußen bin?
Danach verlief der Tag aber recht ruhig. Bis auf dass sich der Chef auf dem Weg zum Konbini verlaufen hat und wir 20 Minuten in die falsche Richtung gelaufen sind. Zum Glück mag ich Spaziergänge. Auch im Regen.
Dank einer äußerst seltsamen Taifunsaison haben wir in Japan grade so etwas wie eine zweite Regenzeit..

Der Gärtner, mit dem wir immer zusammen arbeiten, musste an dem Tag schon um 5 Uhr weg. Und da kaum noch etwas zu tun war, durfte ich mit. Normerweise fährt mein Chef mich nach Baustellenarbeiten nach Hause oder lässt mich unterwegs beim Bahnhof raus. So fuhr ich aber die ganze Strecke wieder normal mit der Bahn zurück.
Damit ich nicht ganz unangenehm roch, habe ich mich zumindest halb umgezogen und etwas frisch gemacht bevor ich in die Bahn stieg. In der Bahnhofstoilette.
Ich war gerade fertig und schloss meine Tasche, die auf dem Boden vor mir stand, als hinter mir eine Frau in die Toilette kam. Und erstmal wie angewurzelt stehen blieb. Sie sah mich nur von hinten und glaubte wohl beim Anblick meiner Bauarbeiterhose, dass sich ein Mann ins Damenklo verirrt hatte.
Ne, sorry.. Nur ne komische Ausländerin in dreckigen Klamotten..
Btw. sehe ich jetzt immer häufiger junge Frauen in Handwerkerberufen. Ob es der Gärtnerlehrling im Hamarikyu ist oder der Lehrling beim Zimmermann.
Man begegnet ihnen jetzt überall! Selbst auf dem Bau hab ich schon welche gesehen.
Ausländer in Handwerksberufen sehe ich auch immer häufiger.
Das ist recht ungewöhnlich, da es keine speziellen Berufe sind. Ich kenne viele, die zum Beispiel nach Japan kommen um die Schmiedekunst oder eben Gartenbau zu lernen. Aber auf ’ner normalen Baustelle erwartet man sie nicht. Denn dort landen eigentlich nur Leute ohne Oberschulabschluß oder welche, die kein Bock auf oder kein Geld für die Uni haben.
Oder eben doch wie ich irgendwie da rein rutschen XD
Ansonsten endete der Tag wie jeder andere und am nächsten Tag ging es wieder langweilig ins Büro.

P.s. Pustekuchen! Natürlich hatte ich am Abend noch Spaß! Als ich nach der regulären Arbeit nämlich noch Arbeitsmails nachguckte, erwarteten mich zwei dicke Überraschungen. Die Tollste war, dass eine Kundin von mir, jetzt nach Absegnung des Plans und kurz vor der Unterschrift auf dem Vertrag, der Meinung war die Hausregeln zu lesen und mir mitzuteilen, dass der Plan nicht den Regeln entspricht. Liebe Frau, sowas sollte man tun bevor man jemanden beauftragt, der dann wiederum jemanden beauftragt.. Vor allem wenn auf der Homepage, von der man behauptet sie gelesen zu haben, deutlich steht, dass man vorher bei der Hausverwaltung nachfragen soll..

Ja, ich hatte wirklich noch Spaß..

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