Tabi und Taisho

Meine Golden Week bestand zumindest zu einem kleinen Teil auch aus Kimono. Natürlich, wer kann schon einen Monat ohne Kimono auskommen?

So traf ich mich am 2. Mai mit Anji bei mir zum Tabi nähen.
Anji hatte mal einen kleinen Kurs besucht, bei dem sie gelernt hat wie man selbst Tabis macht und auf mein Drängen hin gab sie das Wissen nun an mich weiter.

Während so eine Friemelarbeit, die zu guten Teilen aus per Hand nähen besteht, genau das richtige für mich zum Entspannen ist, kann Anji die vielen Arbeitsschritte nicht leiden. Besonders wenn man dann auch nur so eine doofe Billignähmaschine wie ich hat.
Ganz fertig haben wir sie leider auch nicht bekommen. Es fehlte die abschließende Naht und die Knöpfe zum Schließen. Im Gegensatz zu anderen Tabi werden diese nämlich nicht mit Haken verschlossen.
Allerdings möchte ich solche Tabi auch gerne mal ausprobieren.
Fertig genäht habe ich meine übrigens gleich am nächsten Tag. Wobei sich das Knöpfe kaufen als Horror erwies..Aber wie schon gesagt war es mit den Tabi nicht genug.


Zwei Tage später ging es zu einem Taisho Kimono Event ins Yayoi Museum. Übrigens mit dem gleichen Leuten, mit denen wir auch im Shinjuku Gyoen zum „Black Kimono Day“ waren.
Übrigens verabschiedete sich mein einer Zori dieses Mal schon auf dem Weg zur Bahn. Zum Glück fand ich noch ein letztes Kaugummi in meiner Tasche und konnte ihn reparieren. Es hielt dann auch den ganzen restlichen Tag und dieses Mal taten mir die Füße nicht so entsetzlich weh wie beim letzten Mal und die Zori durften in meiner Sammlung bleiben.
Aber zurück zum Anfang.
Schon alleine die Auswahl des Kimonos fiel mir schwer.. Taisho.. Das ist die Zeit nach der Meiji Zeit und wohl eine der kürzesten Kaiser-Perioden. Die Taisho Zeit dauerte von 1912 – 1926.
In meinem Besitz befinden sich momentan genau zwei Antik-Kimono, wenn man meinen Furisode, der meiner Schwiegermutter gehörte und auf die Showa Zeit zurückgehen müsste, mal ausschließt.
Beide Antiks sind mir natürlich zu klein und sehen sich außerdem recht ähnlich.
Im Endeffekt entschied ich mich nicht für den aus Familienbesitz (irgendeine Tante von der Mutter meines Mannes hat ihn mir vermacht während wir im Krematorium darauf warteten, dass die Großmutter meines Mannes bis zu einem gewissen Grad verbrannt ist, damit die Familienangehörigen die Knochen einsammeln können.. Aber das ist eine andere Geschichte und gehört zu meinen nicht sehr guten Erinnerungen..).
Bei der Obi Auswahl war mir Anji dank Messenger und Fotos behilflich. Ich wollte gerne aus Bequemlichkeit einen Hanhaba Obi tragen, hatte jedoch keinen alten..
Also kombinierte ich den schönen Antik Kimono mit einem besseren Yukata Hanhaba, den ich allerdings gerne zu meinen Kimono trage. Vor allem die schwarze Seite. Dieses Mal wurde jedoch grün getragen!
Weil der Kimono selbst etwas düster wirkt, Taisho Coordinates aber gerne farbenfroh sind, peppte ich alles ein wenig durch ein knallgelbes Obijime auf.
Bis auf dass der Obi aus der Reihe fiel, gefiel mir das Outfit recht gut. Obwohl ich mal wieder nicht an all die anderen Teilnehmer herankam.

Im Yayoi Museum gibt es eine Dauerausstellung des Künstlers Takehisa Yumeji, der sehr gerne Frauen und vor allem Frauen im Kimono zeichnete.
Außerdem fanden sich die Kimono aus dem Buch „Die Makioka Schwestern“ von Tanizaki Junichiro.
Alles ungefähr auf die Taisho oder Showa Zeit datiert.
Natürlich waren Fotos nicht erlaubt.

Nach dem Museum ging es noch in den nahen Nezu Schrein, der bekannt für seine vielen roten Torii und seine Azaleen ist.
Die Torii nutzen wir auch ausgeblich für Fotos.
Dass man für den Azaleengarten extra zahlen muss wusste ich bis dahin nicht. Da sie noch nicht blühten oder schon verblüht waren, verzichtete ich auf den Besuch.

Zum Nezu Schrein führt übrigens eine Straße, die uns zumindest entfernt an Kyoto erinnerte. So konnten wir uns in Gedanken ausmalen in der alten Hauptstadt zum Inari Schrein unterwegs zu sein!
Und an der Straßenecke habe ich die bisher beste Wurst überhaupt in Japan gegessen.
Als Hotdog.. Im Kimono… Ist aber nichts passiert ^_-
Wenn ihr mal in der Gegend seid und eine gute Wurst braucht, probiert sie unbedingt!!!

Da Anji und ich noch länger Fotos im Schrein machten verloren wir den Anschluss an die Gruppe und fuhren zusammen nach Ikebukuro. Dort zeigte sie mir noch den Seibu Dachgarten, den ich bisher verschmäht hatte. Er ist allerdings toll! In einer Ecke gibt es einen Monet-Garten und der Rest der Anlage ist mit grünen Wänden und Pflanzkontainern begrünt.
Es herrscht eine tolle Stimmung, an dem Seiten gibt es kleine Essenbuden oder ein richtiges Restaurant und im hinteren Bereich ein Geschäft für Sukkulenten und ein paar saisonale Pflanzen und ein Goldfischgeschäft. Die Goldfische kann man übrigens das ganze Jahr auf Jahrmarktweise mit Papierkäscher fangen.

So ging dann ein schöner, langer, ein bisschen anstrengender Tag zu Ende.. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert