Schwanger in Tokyo – Die ersten Tage im Kindergarten

Chibi Mamo-chan ist jetzt seit Anfang April im Kindergarten und hat die Eingewöhnungszeit hinter sich.
Die Eingewöhnung war leider nur eine Woche, aber Dank seines Alters muss er immerhin noch nicht die ganz volle Zeit dort bleiben.

Ich weiß nicht warum, aber ich höre immer wieder, dass Ausländer nicht so glücklich mit japanischen Kindergärten sind..
Ok, im Sommer gibt es immer wieder Berichte von Kindern, die an Überhitzung gestorben oder erstickt sind, weil sich die Erzieher nicht ordentlich gekümmert haben (während des Mittagsschlafs weinende Kinder unter so vielen Futons versteckt, dass sie am Hitzschlag gestorben sind etc.), aber das waren meistens nicht von der Stadt überprüfte und gelistete Kindergärten.

Kein Wunder also, dass wir uns nur bei von der Stadt gelisteten Kindergärten angemeldet haben.
Die sind außerdem auch am billigsten für uns, da der Beitrag nach Gehalt berechnet wird.

Letztes Jahr habe ich mir elf oder zwölf Kindergärten angesehen und angemeldet haben wir uns für sie Ende November, weil wir ab Januar auf einen Platz gehofft hatten.
In Japan vergrößern sich nicht die Chancen auf einen Platz je früher man anmeldet, für alle gelten die gleichen Anmeldezeiten und entschieden wer einen Platz bekommt wird nach anderen Kriterien: ist die Mutter festangestellt und macht nur Pause? Alleinerziehende Mutter? Niedriges Einkommen?

Für all das gibt es einen Punktekatalog und je mehr Punkte man einheimsen kann, desto wahrscheinlicher bekommt man einen Platz.
Man hat sogar schon von Paaren gehört, die sich haben scheiden lassen, nur um einen Platz zu bekommen.
Kein Wunder! Scheiden und wieder Heiraten kann man innerhalb von ein paar Minuten wenn man es drauf anlegt…
Zumindest wenn beide Japanisch sind..

In Tokyo bekamen alle am 17.2. Bescheid ob sie einen Platz ergattern konnten.
Am 25.2. folgte eine gesundheitliche Untersuchung im Kindergarten und eine kurze Einführung in was alles benötigt wird. Am 25.3. dann noch ein kurzer Informationsvormittag und am 3.4. ging es los…

Was man alles benötigt:
Zwei große Taschen, Plastiktüten wie man sie (in Deutschland kaum noch) im Supermarkt bekommt, Mini-Plastiktüten, kleine Handtücher, große Handtücher, ein Matratzenbezug, einen Deckenbezug, einen Hut, zwei Lätzchen, 4x Wechselkleidung, Windeln und zwei mit Stoff beklebte Pappdeckel für ein Notizbuch.

Meine Mutter war so lieb und nähte den Matratzenbezug. Ich nähte den Deckenbezug und außerdem Namensschildchen an alle Kleidungsstücke, die eventuell mal im Kindergarten landen könnten.
Außerdem mussten wir üben, dass Chibi Mamo-chan Anrührmilch aus der Flasche trinkt.
Das war ein Chaos!! Aber eine Woche vor Beginn des Kindergartens haben wir es doch noch geschafft!

Auch in Japan gibt es Eingewöhnungszeit. Für Chibi Mamo-chan nur eine Woche, für andere Kinder länger, je nachdem wann die Mutter wieder anfängt zu arbeiten.
So standen wir am 3.4. um 9h auf der Matte, hörten uns an was morgens alles zu erledigen ist und richteten alles ein.
Dann gab es die obligatorische Vorstellungsrunde, danach „Mittag“ um halb 11 und danach konnten wir schon wieder nach Hause.
Der nächste Tag sah ganz ähnlich aus, nur gab es keine Vorstellungsrunde, sondern wir gingen mit den Kleinen raus.
Mittwoch durfte der Lütte zum ersten Mal alleine dort bleiben, von 9h – 10:45h…
Am Freitag kam dann aber die große Premiere und meine erste große Freiheit: Chibi Mamo-chan sollte von 9h – 13h im Kindergarten bleiben!
Das nutze ich für Dinge, die nur sehr schlecht mit Kind in Tragehilfe zu erledigen sind: Friseur, Ramen essen und Putzen mit fiesen Putzmitteln.
Beim Abholen dann das Grandiose…
Dem Lütten ging es gut, aber er könne am nächsten Montag nicht die ganze vereinbarte Zeit bleiben, von 8h – 18h, sondern dürfe nur acht Stunden im Kindergarten bleiben, weil er noch keine acht Monate alt ist.
Sobald er die erreicht hat, kann er die ganzen zehn Stunden dort bleiben.
Ja super, dass einem das so früh gesagt wird!!
Ich meine, irgendwann muss man so etwas ja auch noch seinem Chef beipulen…

Aber ich muss ja gestehen, dass mir die Regelung ganz recht ist. Mir war nämlich bei dem Gedanken, dass er so lange „alleine“ ist, ein bisschen mulmig.
Jetzt hat er noch ein bisschen mehr Zeit sich einzugewöhnen bevor dann das harte Leben losgeht.
Aber auch so fällt es ihm sichtlich schwer die acht Stunden im Kindergarten zu bleiben.
Er liebt es andere Kinder anzugucken, das Essen findet er toll, das Spielzeug ist neu und viel interessanter als seins zu Hause und die Erzieherinnen spielen tolle Sachen mit ihm. Aber das Schlafen fällt ihm schwer und abends darf ich es nicht wagen ihn mal kurz hinzulegen um auf’s Klo zu gehen oder mir Essen aufzufüllen. Dann geht das Gebrüll los.. Und gelacht wird erst wieder wenn der Papa nach Hause gekommen ist.
Verübeln kann ich ihm seine Anhänglichkeit aber nicht… Schließlich war er vorher nie so lange von mir getrennt und muss sich erst mal dran gewöhnen.
Wenn er gemerkt hat, dass ich jeden Nachmittag wiederkomme um ihn vom Kindergarten abzuholen und der Kindergarten viel viel spannender ist als mit mir einkaufen und spazieren zu gehen, hört er sicher von selbst auf zu klammern 🙂

2 thoughts on “Schwanger in Tokyo – Die ersten Tage im Kindergarten

  1. Hallo Anika,
    wie macht Ihr das eigentlich mit der Erziehung ? Japanisch ? Deutsch ? Gemischt nach Bedarf ? Gibt es überhaupt große Unterschiede in der Kindererziehung zwischen Deutschland und Japan ? Vielleicht kannst Du ja da mal nen Blogeintrag drüber machen 🙂
    VG aus Berlin
    Christian

    1. Also ich spreche Deutsch, Mamoru spricht Japanisch.
      Ich kann gerne ein wenig über Unterschiede zwischen Japan und Deutschland schreiben, wobei ich mich in den typischen Erziehungsstilen nicht auskenne.
      Ich mache alles so wie ich es für richtig halte und nicht was andere für richtig halten.
      Trotzdem fällt mir ab und zu das eine oder andere auf…
      Werde mal eine Liste anfangen, und Unterschiede sammeln 🙂

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