Magenkrebs Untersuchung mit Barium

Wer länger in Japan lebt und hier brav Steuern, Rente und Krankenversicherung zahlt, sowie im richtigen Stadtteil wohnt und das richtige Alter hat, der wird irgendwann Informationen zur (fast) kostenlosen Krebsvorsorge erhalten.

Die regulären Krebsunterschungen sind dabei Darmkrebs (für Frauen ab 30 jedes Jahr bis 39) und ab und zu auch Magenkrebs (einmal in 3 Jahren ab 30). Man muss sich dabei um das Timing keine Gedanken machen, bekommt man die Anmeldeunterlagen zugesendet, ist man für die Untersuchungen qualifiziert und darf sich anmelden.

Während ich die Darmkrebsuntersuchung dieses Jahr bereits zum dritten oder vierten Mal mitgemacht habe, war die Magenkrebs Untersuchung neu für mich und unbedingt einen Bericht wert. Für all diejenigen, auf die das Prozedere auch bald zukommt..

Bisher wurde bei diesen Untersuchungen nie mein Wunschdatum berücksichtigt, weshalb ich an einem Wochentag um 9:45 Uhr im Einwohnerzentrum meines Stadtteils auf der Matte stehen sollte.
Wie immer war ich zu früh da. Das machte jedoch nichts, ich konnte mich dennoch schon anmelden.

Bewaffnet mit dem Fragebogen, der mir zugesandt wurde, und den 400 Yen für was auch immer, ging ich also zur Anmeldung. Ein kleines Tischchen mit vielen Zetteln darauf, Wasserflaschen und Tabletten, die ich allerdings erst später wiedersehen würde. Die Frage ob ich gegessen oder getrunken hätte, verneinte ich wahrheitsgemäß. Ich durfte ab dem Vorabend um 21 Uhr nichts mehr essen und auch die zwei Stunden vor der Untersuchung nichts mehr trinken. Davor war es mir gestattet 200cc Wasser zu trinken.
Zufrieden drückte mir der Mitarbeiter meinen Beleg über die 400 Yen in die Hand, und noch einen Zettel zu einer Informationsveranstaltung über Brustkrebs am kommenden Samstag, an dem ich aber nicht in Tokyo sein würde.

Nacheinander wurden die Wartenden aufgerufen. Immer, nachdem eine Frau einen blauen Krankenhauskittel in einen Sack neben dem Tischchen gestopft hatte.

Endlich war ich an der Reihe. Durch eine Tür ging es hinaus zu einem versteckten Parkplatz, auf dem ein großer grüner Bus auf mich wartete. Vor dem Bus hieß es Schuhe ausziehen und durch zwei dicke Vorhangspaare ins Innere schlüpfen.
Hier war es eng und sehr warm, denn jede Frau musste sich bis auf Unterhose und Socken ausziehen und erwähnten Kittel überwerfen. Der Umkleidebereich bot grade mal Platz für zwei Frauen. Wer genug Zeit hatte, konnte ein Informationsvideo zur Untersuchung ansehen. Leider war es mir nicht möglich das Video ganz zu sehen, weshalb ich auf meine Japanischkenntnisse vertrauen musste.

Weiter ging es durch einen anderen Vorhang. Hier wartete ich bis die Frau vor mir mit ihrer Untersuchung fertig war, bevor es für mich hieß: runter mit dem Zeug!
Man bekommt ein kleines Fläschchen mit weißen Kügelchen, die man sich weit in den Rachen schütten soll. Danach muss man eine etwas dickflüssige Flüssigkeit aus einem Becher trinken. Die Frau, die mir beides überreichte, betonte immer wieder, dass ich ein eventuelles Aufstoßen bitte unterdrücken sollte, ich hatte also ein wenig Angst vor dem, was da auf mich zukam. Vor allem, weil selbst mein Mann es für wichtig befunden hatte mir das extra vorher nochmal zu sagen – nicht kotzen!
Für mich war das aber reine Panikmache. Sowohl die Kügelchen (Brausepulver) als auch die Flüssigkeit (Bariumbrei) schmeckten beide nicht schlecht. Wie Medizin, die man so bearbeitet hat, dass sie süß schmeckt.

Kaum war alles in meinem Magen, ging es hinein ins Röntgenzimmer. Ja, genau, das, was man da schluckte, war ein Kontrastmittel, das man später auf den Röntgenbildern sieht. Die Liege ist faszinierend, denn man wird ordentlich durchgeschüttelt, damit sich das Mittel auch gut verteilt und alle Bereiche ausgeleuchtet werden. Man stellt sich also aufrecht mit dem Rücken an die spätere Liege und hält sich gut an den Griffen zu beiden Seiten fest. Nun geht es in die Waagerechte und man bekommt verschiedene Befehle von der Frau hinter der Steuerung. So heißt es im Liegen zweimal um die eigene Achse drehen, sich mal nach Links oder Rechts drehen und tief einatmen, halten, Foto schießen, entspannen. Am Ende geht das ganze nochmal anders herum: ausatmen, halten, Foto schießen, entspannen. Einatmen heißt übrigens “sutte”, ausatmen “hatte”. Begriffe, die ich glücklicherweise schon vom Yoga kannte.
Trotzdem untermauerte die Frau an der Kontrolle mehrfach was sie meinte, indem sie auf Englisch ein “breath” oder “breath out” in denn Raum warf. Sämtliche Befehle das Umdrehen betreffend kamen allerdings auf Japanisch. Zum Glück waren alle relativ geduldig, wenn mein Kopf, verlangsamt durch fehlenden Kaffee, etwas länger brauchte um zu begreifen was von mir verlangt wurde.

Im Großen und Ganzen hatte ich mit dieser Untersuchung keine Probleme. Mir ist weder schlecht geworden, noch habe ich, was die Anweisungen anging, komplett gefailt.
Ich kann aber auf jeden Fall jedem raten Worte wie “umdrehen”, “auf den Bauch drehen”, wieder nach oben drehen”, “auf die Seite drehen”, “einatmen” und “ausatmen” vorher zu lernen, wenn man sich seines Japanisch nicht sicher ist. Außerdem bitte immer gut festhalten, denn man wird auch gerne fast senkrecht auf den Kopf gestellt und man hält sich alleine mit seinen Händen an den seitlichen Griffen fest.

Nach erfolgreichen Röntgenaufnahmen darf man hinaus und sich wieder anziehen. Der Kittel wird am Empfang in den Beutel gestopft und man erhält vier Tabletten, die das Barium aus dem Körper befördern sollen und eine Wasserflasche. Zwei Tabletten sind zum sofortigen Verzehr, zwei sollte ich nachmittags gegen fünf Uhr nehmen. Das erste Mal zur Toilette rennen musste ich etwa zwei Stunden nach der Untersuchung.
Und damit endete mein Barium-Abenteuer.

Wie seht ihr solche Untersuchungen? Toll, weil man Magenkrebs so frühzeitig erkennen kann, oder steht ihr dem ganzen eher skeptisch wegen dem Röntgen und dem Barium gegenüber?
Gibt es solche Untersuchungen auch in Deutschland und habt ihr schon eine machen lassen?
Freue mich über Kommentare mit eurem Wissen und euren Erfahrungen!

6 thoughts on “Magenkrebs Untersuchung mit Barium

  1. Boah, ich will das auch machen!!

    Ich krieg immer nur Gebärmutterhalskrebs-Vorsorgeuntersuchungen. Da muss ich 1000 Yen bezahlen und hab hinterher nicht so was spannendes zu erzählen.

    1. Gebärmutterhalskrebs müsste ich eigentlich auch noch machen. Aber da muss man sich selbst drum kümmern und ich kann es nicht in meiner Stammklinik machen lassen, weil die in einem anderen ku liegt.. Also müsste ich dafür ins Krankenhaus und dann wenn es am Samstag geöffnet hat und … und… nerv -.-

  2. Ich krieg die Untersuchung jedes Jahr über meine Firma auch angeboten, hab sie aber bisher nicht gemacht. Zum einen macht mich das Barium skeptisch – Kontrastmittel nimmt man in Deutschland nur bei einem schon bestehenden Verdacht und nicht einmal im Jahr einfach so -, und zum anderen muss ich nach der Untersuchung wieder zur Arbeit und will nicht mit Abführmitteln im Körper am Schreibtisch sitzen XD Einigen meiner Kollegen ist von dem Zeug übrigens tatsächlich richtig schlecht geworden, es scheint also von der Person abzuhängen.

    1. Ich habe im Internet gelesen, dass Barium früher auch in Deutschland die Regel war, bis man den Kameraschlauch eingeführt hat. Der ist einfach praktischer, weil man gleich Proben nehmen kann. Aber das Barium soll eigentlich total unbedenklich sein.

      Ich hätte mir auch gewünscht mein Mann hätte mich auf das NACH der Untersuchung vorbereitet! Dann hätte ich mir nämlich den ganzen Tag frei genommen >.>

      Und dann bin ich wirklich froh, dass ich zu den Personen gehöre, die das Zeug eher lecker finden ?

  3. Latha math, Anika.
    Ich lasse eher ungern an mir „herumfummeln“ ? Dies zumal wenn die Untersuchung selbst einem bereits bald wie eine Operation anmutet. Nope. Ich mag auch keine Krankenhäuser sonderlich.
    Richtig genial ausgetüfftelt ist ja, dass man/frau nach der stationären Achterbahnfahrt mit einem Abführmittel intus zur Arbeit entlassen wird. ?

    bonté

    1. Hallo Robert,
      ich habe auch nicht unbedingt Lust auf sowas, aber ich habe es meiner Großmutter versprochen. Sie ist an Krebs gestorben.
      Jedes Mal wenn also so ein Brief ins Haus flattert, schiebe ich die Anmeldung bis zum äußersten vor mir her, dann erinnere ich mich an das Versprechen, trete mir in den Allerwertesten und melde mich an….

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