Kyoto mit Kind – Ein Bericht (Tag 1)

Ich hatte das Glück Anfang April nach Kyoto eingeladen worden zu sein und da der Lütte nicht alleine zu Hause bleiben konnte, wurde er kurzerhand eingepackt und mitgenommen.

Ich kannte Kyoto bereits von einigen Businesstrips zur Herbstfärbung und wusste: es wird voll! (Kirschblüte…)

KiWa oder TraHi?

Kyoto ist eine Stadt, die man normalerweise mit Bus navigiert, da das Bahnnetz nur wenige Sehenswürdigkeiten abdeckt oder untereinander schlecht vernetzt ist. Die Busse sind immer voll von Touristen und Einheimischen und die flachen, geräumigen Busse werden jetzt erst in Tokyo eingeführt.
So entschied ich mich für ein Wochenende ohne Kinderwagen/ Buggy/ Karre, wie auch immer ihr es nennen mögt.

Es wurde aufregend, das kann ich euch sagen!

Die Anreise

Chibi Mamo-chan und ich verließen am Samstag Morgen das Haus mit Tragehilfe (umgenähte Beco Butterfly 2) und einem kleinen Koffer. So ging es mit ein paar Mal Umsteigen zum Bahnhof Tokyo, damit wir im Nozomi zwei Plätze in den nicht reservierten Abteilen ergattern konnten. In Shinagawa waren dann auch wirklich schon alle Plätze auf der rechten Seite belegt und es gab nur noch zusammenhängende Plätze in den Dreierreihen!
(Chibi Mamo-chan ist umsonst gefahren, also hätte er in den reservierten Abteilen auf meinem Schoß sitzen müssen.)

Obwohl der Lütte gut gefrühstückt hatte, verlangte er im Zug noch mehr und ich war so blöd nachzugeben – es sollte sich noch rächen. Als er müde wurde, verlangte er die Tragehilfe. Und als ich sie fest zog, kam das Essen beim Lütten oben wieder raus…
Die ganze Tragehilfe, sein T-Shirt, und ich, voll mit Kotze im Shinkansen.. Ohne Handtuch und andere Tücher..
Nun ja.. in einer der Waschkabinen habe ich das Schlimmste entfernt und die Klamotten in eine Tüte gestopft.

Kyotos Münzwaschsalons

Aber Kyoto zwei Tage ohne Tragehilfe mit einem Zweijährigen, der momentan nur auf den Arm will? Ne Danke! Also wurde unser erstes Ziel, nachdem wir den Koffer in einem Schließfach verstaut hatten, ein Münzwaschsalon…
Während die Wäsche wusch wollte ich mir den Garten vom Nishi-Honganji ansehen. Leider sprachen die Internetseiten, die ich vorher besucht hatte, nicht davon dass der Garten nicht öffentlich zugänglich ist. Außer an bestimmten Tagen..
Also verbrachten wir die restliche Wartezeit auf einem Spielplatz. Zu dem kehrten wir auch zurück während die Wäsche im Trockner trocknete. Alles heil und in der ursprünglichen Größe geblieben!

Nishi Honganji-jiNishi Honganji-ji
Spielplatz

Planlos durch Kyoto

Nach diesem Münzwaschabenteuer ging es nun mit Tragehilfe aber einem vollgestopften Rucksack (nun saubere Klamotten, Windeln, Kamera etc.) weiter zum Mittagessen. Ich hatte keinen Plan, fand aber durch Zufall ein Restaurant, dass damit warb die gesamte Gemüseportion für einen Tag zu servieren. Salat und Gemüse, damit kriegt man mich immer. Der Lütte wollte noch nicht so richtig wieder essen nach dem Erlebnis im Shinkansen..

Ich hatte nun zwei Gärten zur Auswahl: Mibu-dera und Shōsei-en. Im Shōsei-en war ich schon einmal 2006 gewesen, also entschied ich mich für Mibu-dera.
Der Lütte wollte Bus fahren, also fuhren wir Bus!
Von der Haltestelle aus ging es vorbei am Shinsengumi Viertel und ihrem ehemaligen Hauptquartier zum Tempel meiner Begierde.
Mibu-dera, der Tempel mit faszinierender Pagode voller Figuren und einem Trockenlandschaftsgarten! Aber zuerst zu den Shinsengumi-Gräbern und dem Kirschbaum über der Drachenstatue! Wo Chibi Mamo-chan erstmal seinen Schuh im Matsch versenkte.. War nicht so schlimm Gottseidank. Ich holte mir ein Goshuin, einen Tempelstempel, und erfuhr dabei dass der Garten nicht öffentlich zugänglich ist. Super..

Mibu-deraMibu-dera

Attraktionen für Kinder (und Mama)

So ging es zu Fuß weiter, der schwere Rucksack auf dem Rücken, der schwere Lütte vor dem Bauch. Mein Ziel war ein Park und das Aquarium von Kyoto, die nahe dem Bahnhof von Kyoto liegen.
Da wir erst um sieben ins Hotel wollten, Gärten aber immer schon um vier / halb fünf schließen und es dann auch dunkel wird, sah mein Plan einen Besuch im Aquarium vor, das übrigens auch schon um 18h schließt. Anschließend wollten wir dann Abendessen und ins Hotel.
Aber zurück zum Park. Selbstverständlich schlief der Lütte auf dem Weg ein und verpasste das Bahnmuseum, bei dem man auch von aussen einen Blick auf einen alten Shinkansen werfen kann.
Wir gingen nicht hinein, das sparen wir uns für ein anderes Mal!
Dafür wollte ich ins Eco Haus nebenan, das ebenfalls einen Garten besitzt, jedoch einen modernen.
Noch vor dem Eingang im Haus (dort wo man bezahlen muss) gibt es eine unglaublich schön gestaltete Fläche mit Steinen und Wasser. Sie hat mich absolut verzaubert. Hinter dem Eingang liegt ein Tal mit Ahornbäumen. Wenn man im Restaurant isst, kann man die Szenerie von unten betrachten anstatt nur von oben.
Vor dem Restaurant liegt ein moderner Bereich mit viel Wasser und Stein und einem furchtbar hässlich bepflanztem Dreieck, das den Ausblick für mich verschandelte.
Geht man weiter erreicht man eine Aussichtsplattform in Form ala Kiyomizudera, nur in klein. Wenn man dort hinabsteigt kommt man zu einem riesigen Wasserfall mit Moosüberzogenen Steinen und wunderschönen Ahörnern.
Der restliche Teil des Gartens ist eine luftig lockere Anlage mit einem Bach, der sich lustig munter einen grasbewachsenen Hügel hinunterschlängelt.
Hinter dem Garten befindet sich noch ein Naturreservat, das man zu großen Teilen nur von einem sehr Hochgelegenen Rundgang aus betrachten kann. Hier wird die Natur fast so gelassen wie sie will.

Direkt vor diesem Haus liegt ein riesiger Spielplatz und ab und zu fährt wohl sogar eine kleine Eisenbahn zwischen Aquarium und diesem Spielplatz hin und her.
Gegenüber vom Aquarium dann findet man eine riesige Wiese. Dies ist wohl der Ort, an den die Einheimischen gerne am Wochenende gehen. Touristen habe ich fast keine gesehen. Außerdem ist es ein echt toller Ort wenn man Kinder im Gepäck hat! Meiner hat es leider verschlafen.

Ins Aquarium wollte ich trotzdem und der Lütte ist zum Glück grade aufgewacht als ich unser Gepäck verstaute. Was er leider nicht wollte war selber laufen.. Nur eine kurze Strecke konnte ich ihn dazu bewegen.
Japanische Aquarien kann ich im Gegensatz zu Zoos besuchen, da die meisten Becken internationalen Standards entsprechen. Nur Delfinshows sehe ich mir nicht an und über das Halten von Walhaien, Walen und Mondfischen bin ich auch nicht glücklich. Die traurigste Kreatur im Aquarium von Kyoto war ein großer Krake, der immer die Scheibe hoch lief, sich runter sinken ließ um wieder auf die gleiche Weise hochzuklettern: von links nach rechts, wieder nach links, wieder nach rechts und dabei immer ein Stück nach oben.

Kyoto Aquarium

Mehr Pech beim Abendessen

Auch für das Abendessen hatte ich keinen Plan. Auf dem Weg zum Bahnhof lockte mich ein Schild zu einem Restaurant mit japanischem Schnitzel (Tonkatsu). Ich war erst ein wenig skeptisch, weil die meisten dieser Restaurants rauchen erlauben, aber ich hatte Glück: unten war alles Nichtraucher! Nicht so viel Glück hatte ich mit meiner Bestellung.. die nahm die Oma der Familie auf und vergaß prompt sie an die Küche weiterzugeben. Irgendwann fiel das natürlich auf und meine Bestellung wurde dann tatsächlich in Windeseile nachgeholt. Dennoch hätten wir es nicht mehr pünktlich zum Checkin im Hotel mit dem Bus geschafft, weshalb wir vom Bahnhof aus, wo wir noch unser Gepäck holten, die holprigste Taxifahrt unseres Lebens hatten.

Keine Empfehlung!

In der Unterkunft dann noch die letzten Überraschungen des Tages: kein Frühstück trotz Buchungsoption (können die mir das nicht vorher in einer Mail schreiben?) und ein Futon mit einem großen nassen Fleck! Zum Glück war noch Staff da, der ihn mir tauschen konnte…
Dennoch… in Zukunft werde ich mich vom U-Stay fern halten…

Das war Tag 1 in Kyoto mit Kind. Tag 2 gibt es in einem gesonderten Beitrag.

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