Japaner und Gemüse – oder: mein Kaufverhalten…

Wenn man Deutsche danach fragt, was sie mit Japan und Gemüse, beziehungsweise Obst assoziieren, werden wahrscheinlich viereckige Wassermelonen, der hohe Preis und das perfekte Äußere genannt.

Jetzt möchte ich kurz meinen Eindruck zu Obst und Gemüse schildern. Auch wenn ich leider in Deutschland selten auf Preise geachtet habe und diese somit so gut wie nicht vergleichen kann..
Aber vielleicht ist das auch gar nicht schlecht, denn so kann ich euch einfach und ohne Vorurteile erzählen, wie und was ich so einkaufe und ob mein Geld, das ich dafür zur Verfügung habe, reicht oder nicht.

Kurz vorweg: Ich bekomme Taschen- und Essensgeld. Das Taschengeld wird auf mein Konto überwiesen, das Essensgeld bekomme ich in Bar von meinem Gastvater. Dabei handelt es sich um 36000¥, also umgerechnet etwa 360€.
Wenn man bedenkt, dass ich allein lebe, und dieses Geld wirklich nur für Essen bekomme, erscheint es dem Deutschen sicher sehr viel.. Als ich gerade ausgezogen war, habe ich für Essen und Trinken etwa mit 100€ gerechnet. Ich habe jetzt also etwa dreimal soviel zur Verfügung.

In Deutschland habe ich so gut wie nie gekocht. Das musste ich jetzt ja zwangsweise. Das einfachste wäre sicher gewesen, wenn ich mich von Instantnudeln und Fertiggerichten aus dem Supermarkt und dem Konbini ernährt hätte, aber das wollte ich nicht. So habe ich von Anfang an viel Gemüse gekauft.

Als erstes fiel mir auf, dass man bei weitem nicht alles bekommt, was man aus Deutschland so gewohnt ist. Vor allem eins meiner Lieblingsgemüse, Zucchini, suchte ich anfänglich vergebens.
Später merkte ich aber auch, woran das zum Teil lag. Japaner achten bei Gemüse sehr auf die Jahreszeiten. Viele Sorten gibt es tatsächlich nur in der entsprechenden Jahreszeit. Wenn ein Lebensmittel gerade keine Saison hat, steigen die Preise auch gleich um ein vielfaches an.
Das konnte ich jetzt gerade wieder bei Gurken beobachten.
Im Sommer zahlte ich für eine Minigurke etwa 30¥. Also 30cent. Das letzte Mal, als ich welche sah, waren sie bei 80¥ pro Stück. Weil ich noch zwei zu Hause hatte, kaufte ich keine. Als ich das nächste Mal in den Supermarkt ging (2 Tage später), waren überhaupt keine Gurken mehr zu finden.
Bei Obst verhält es sich mit den Preisen ähnlich. Hat etwas Saison, ist es billig. Wenn nicht, unglaublich teuer. Wobei Obst im allgemeinen schon teurer ist. Trotzdem habe ich auch hier immer etwas gekauft, Obst ist schließlich wichtig und gesund! Allerdings hielt ich nach kleinen abgepackten Angeboten Ausschau. Oft gab es zur Traubenzeit ein kleines Schälchen, das für zwei Tage reichte, für 100¥.
Obst esse ich allerdings nur in der Mittagspause aus der Lunchbox. Es ist also wirklich nicht viel.
Jetzt gerade gibt es noch viele Kaki und dann natürlich Mikan!
Und Gurken werde ich jetzt wohl gegen Karotten tauschen, da diese momentan gerade relativ billig sind. So kann ich auch wieder Japaner erschrecken, für die es ziemlich unüblich ist, Karotten roh zu essen.
Auch bei Gemüse kaufe ich oft kleinere Portionen. Also statt eines ganzen Daikon ein Viertel, oder einen halben Brokkoli statt eines ganzen. So spare ich zum einen Geld und das Essen reicht trotzdem für zwei Tage und eine Lunchbox (Bento).
Eine Möglichkeit billig an Gemüse oder Obst der Saison zu kommen, sind die kleinen Verkaufsautomaten, die man oft in ländlicheren Städten findet.
Mein Gastvater nennt sie „Farmer’s little Market“.
Hier kann man das ein oder andere Schnäppchen machen, muß aber aufpassen. Manchmal ist der Supermarkt billiger.
Der Vorteil ist aber natürlich, dass man genau weiß, wo die Produkte herkommen. Wenn man Japanisch beherrscht, kann man mit den Familien, die sie anbauen, ein Pläuschchen am Straßenrand halten und sich über den Anbau, Pestizide oder Gott und die Welt unterhalten.

So schaffe ich es, mich fast komplett über das Essensgeld zu finanzieren. Mein Taschengeld muß ich nur anbrechen, wenn ich einen Monat zu viele Events geplant habe. Sonst reicht das Essensgeld auch für wöchentliche Fahrten nach Tokyo (meist an die 10€ Fahrtkosten) und was sonst noch so anfällt.
Auch mehrere Besuche der Jidohanbaiki (120¥ für einen warmen Kaffee oder Kakao) täglich und ab und an ein fertiges Bento zum Mittag aus dem Konbini sind drin (ca. 400¥).
So schaffe ich es tatsächlich für meinen Abschlußurlaub nächstes Jahr im März ein wenig zu sparen. Obwohl ich immer noch nicht weiß was ich da machen soll..

Aber wie ihr seht, ist das „Gehalt“ hier an die Preise der Lebensmittel angepasst. Wenn ich nicht sparen wollen würde, dann könnte ich mir auch noch mehr Luxus leisten. Mehr Fleisch, mehr Obst und das ein oder andere Schmankerl.

Allerdings scheint das Geld, das ich zur Verfügung habe, doch relativ wenig zu sein, denn sobald meine Kollegen mitbekommen haben, wieviel es genau ist, wurde ich plötzlich mit Geschenken überhäuft. Seien es Socken, warmer Kaffee oder Essen..

Ps. In meinen Supermärkten habe ich übrigens weder viereckige Wassermelonen gesehen, noch sieht das Obst oder Gemüse so perfekt aus, wie alle Reportagen immer behaupten. Das „normale“ Obst/Gemüse sieht genauso aus wie in Deutschland. Einzig die Produkte, die als Geschenke gedacht sind, wie Melonen, sehen toll aus.

11 thoughts on “Japaner und Gemüse – oder: mein Kaufverhalten…

  1. Mit den Prteise in deutschland verhält es sich genauso wie mit denen in Japan.Minigurken im Sommer 30 cent und jetzt 1 Euro. Also der pure Luxus.

    1. Ein Bento ist eine Lunchbox. Aber auch in Deutschland ist Bento nicht gleich Sushi.
      Sushi findet man normalerweise nicht im Bento, da alle Speisen darin sich laenger halten muessen.
      Ein Bento wird ja morgens zubereitet und erst in der Mittagspause oder noch spaeter gegessen^^

          1. Just Bento habe ich über eine Buch-Rezi gefunden, da die Autorin auch ein Buch veröffentlicht hat.

            Ich möchte von Weizen- / Geteideprodukten weg bzw. sie so stark reduzieren wie möglich und Bentos sehen als Lunch so lecker aus.

            Richtig toll wäre das blog, wenn Rezepte dabei wären 🙁 .

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