Heiraten in Japan Teil 2 – Die Heirat

Zuletzt geupdated: November 27th, 2019

Die Heirat

Kommen wir zu dem Teil, der in Japan stattfindet. Die eigentliche Heirat.
Die nimmt man im Rathaus vor. Das nennt sich dann 市役所-Shiyakusho oder 区役所-Kuyakusho.
Hätten wir in Asaka geheiratet, wäre es die Shiyakusho gewesen, weil Asaka nur eine kleine eigenständige Stadt ist. Wir haben aber in einem Stadtteil von Tôkyô geheiratet, also wurde es das Stadtteil-Rathaus, eben die Kuyakusho..
Je nach Amt ist es verschieden, welche Unterlagen benötigt werden. Man sollte sich also wirklich vorher entscheiden wo man heiratet und dort gezielt nachfragen, was benötigt wird.

Was man für die Heirat braucht

Unser Amt in Japan hatte übrigens selbst keine Ahnung, welche Unterlagen es von einem Ausländer benötigt. Wir sollten doch bitte die Deutsche Botschaft fragen, ob ich eine Geburtsurkunde brauche..
Ähem.. ja…
Wenn die Botschaft (das Konsulat) nicht mal eine Ahnung hat was in Deutschland benötigt wird (siehe Falschauskünfte mir gegenüber), wie sollen die denn wissen, was das Rathaus eines Tôkyôter Stadtteils für Unterlagen von mir braucht?
Naja, immerhin durften wir die Übersetzung des Ehefähigkeitszeugnisses selbst machen. Das ist auch nicht schwer. Erstens bekamen wir einen komplett auf das deutsche Ehefähigkeitszeugnis zugeschusterten Vordruck, und zweitens ist das Ehefähigkeitszeugnis ein Witz.. Da steht so gut wie nichts drin außer Name, Geburtsort, Wohnort und Geburtstag..
Vielleicht meinte das Amt übrigens, dass das Zeugnis von der Botschaft kommt (siehe Beitrag Heiraten in Japan Teil 1), wenn man es von dieser übersetzen lässt. Von Deutsch nach Japanisch machen sie es nämlich. Allerdings zahle ich in Deutschland lieber 10€ für ne Apostille als 35€ für ne Übersetzung.
Also. Das japanische Amt brauchte von mir das Ehefähigkeitszeugnis (Koninyoukengubi shoumeisho 婚姻要件具備証明書) mit Apostille und von uns selbst gemachter Übersetzung, meinen Pass (+ von uns selbst gemachter Übersetzung), meine Geburtsurkunde (ohne Übersetzung, sie wollten wohl nur die Namen meiner Eltern geschrieben sehen..), meine Wohnortsbescheinigung (Juuminhyo 住民票),  und meine Residence Card.
Die drei letzten Sachen haben wir zusaetzlich abgegeben um auf Nummer sicher zu gehen. Ich wohnte nicht in Tokyo, deshalb war meine Wohnortsbescheinigung wichtig.
Die anderen Sachen haben wir gezeigt um etweigigen Problemen aus dem Weg zu gehen.. Denn.. die Angaben der Kuyakusho waren ja auch nicht das gelbe vom Ei.. (siehe oben)
Von meinem Mann brauchten sie nur das Familienregister (Koseki Touhon 戸籍謄本). Dazu natürlich das ausgefüllte Antragsformular (Konin todoke 婚姻届). Auch in Japan braucht man übrigens zwei Trauzeugen. Das sind nur zwei Personen, deren Namen und Adresse auf dem Formular eingetragen werden und die eine Unterschrift leisten müssen. Man muss sie nicht mal wirklich kennen.. Auch andere Ausländer sind erlaubt.

Trauzeugen

Das war bei uns ganz witzig, denn den Trauzeugen meines Mannes trafen wir in deren Stammkneipe.
Die Besitzer wussten schon Bescheid, dass wir kommen würden, und so wurden wir mit Glückwünschen zur Heirat überhäuft und es wurden auch Fotos mit Antragsformular geschossen.
Absolut genial! Ich mag Stammkneipen und Lokale ja sowieso.. Da fühlt man sich immer ein bisschen zu Hause.
Meine Trauzeugin hatte ich verpflichtet am besagten Tag mit ins Rathaus zu kommen um hinterher noch Fotos von uns zu machen.
Ihre Unterschrift konnte sie also gleich vor Ort leisten.
Außerdem war es wirklich ein Glück, dass sie dabei war!
Denn…

Im Rathaus

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass heiraten in Japan ganz schnell ginge. Ins Rathaus rein, Nummer ziehen, Unterlagen abgeben, fertig!
Ganz so läuft das allerdings nicht ab…
An einem kleinen Tisch irgendwo in der Ecke der Kuyakusho neben dem Baby-Versorgungs-Container, füllte Tabea die Unterlagen aus.
Auf Japanisch. Komplett auf Japanisch. Sogar mit Hanko! (Damit war ich die Einzige, die nicht mit Hanko „unterschrieb“, dabei habe ich sogar einen…)
Als das erledigt war überreichte ich ihr die Kamera und wir zogen los Richtung Schalter für Familienstandsänderungen.
Hier stimmten die Berichte von anderen Seiten wieder. Man sitzt tatsächlich direkt neben Leuten, die grade ihre Scheidung einreichen oder einen Sterbefall melden. Hatten wir auch beides. Aber auch andere Heiratseinträge.
Nun kam der große Moment! Als unsere Nummer aufgerufen wurde, gingen wir nach vorne und gaben unsere gesammelten Unterlagen ab.
Ich hatte wahnsinnige Angst, dass irgendetwas nicht in Ordnung wäre und wir noch einmal wiederkommen müssten..
Schließlich hatten wir alle für den Tag frei genommen und ich habe mich in Schale geworfen…
Aber eigentlich sollte alles in Ordnung sein. Schließlich war Mamoru eine Woche vorher beim Amt und hat die Unterlagen überprüfen lassen.
Übrigens kann man auch alleine heiraten. Er hätte theoretisch schon an dem Tag die Ehe registrieren lassen können, wenn meine Trauzeugin schon vorher unterschrieben hätte.
Da ja alles unterschrieben und abgesiegelt ist, ist die Anwesenheit beider Beteiligter nicht von Nöten!
Daran kann man schon mal sehen, wie unfeierlich so eine Registrierung in Japan von statten geht..
So saßen wir da also nun und sahen dem Beamten beim Überprüfen der Unterlagen zu.
Und dann…

Kleine Problemchen

Er deutete auf den Bereich, wo Tabea ihre Daten eingetragen hat.
Sie sei ja Ausländerin, also müsse sie bitte ihr Geburtsdatum westlich eintragen! Ähm…. Ok?
Da weiß man als Ausländer wirklich nie was richtig ist. Manchmal verlangen sie das japanische Format, hier nun musste zwingend 19… stehen. Zum Glück durften wir durchstreichen und korrigieren.
Dann blätterte der Beamte noch ein wenig weiter und verschwand.
Aber er kam kurz darauf zurück und meinte, es gäbe ein weiteres Problem..
Die Apostille meines Ehefähigkeitszeugnisses sei ja nur auf Deutsch. Damit können sie nichts anfangen. Ob wir es mal eben schnell auf Japanisch übersetzen könnten? Einfach mit Kuli daneben schreiben sei in Ordnung.
Zum Glück hatten wir Tabea dabei, denn Behördenkrams übersetzen ist sehr schwer, weil es einfach keine 1:1 Übersetzung für die Worte gibt.
Schon allein „Behörde für Inneres und Sport“ bereitete uns Kopfzerbrechen.
Und außerdem.. Eine Apostille ist eine Überbeglaubigung für internationalen Urkundenverkehr. Sie soll bestätigen, dass das Dokument echt ist.
Was soll bitte eine Apostille für den internationalen Gebrauch ausschließlich auf Deutsch?? Hallo?
Wenn sogar die Japaner das auf Englisch hinbekommen?
Genauso wie der Reisepass der Japaner komplett auf Englisch ist, unser aber, sobald man einen anderen Namen angenommen hat, ein GEB. aufweist, von dem niemand, wirklich niemand im Ausland eine Ahnung hat was das bedeuten soll. Hallo? Deutschland? Internationaler Gebrauch??
Das GEB. bereitet in Japan übrigens große Probleme, aber dazu später an anderer Stelle mehr…
Falls dies hier aber jemand liest, der auch GEB. Probleme hat, bitte gerne bei mir melden. Es gibt eine Lösung.
Aber zurück zum Heiraten…

Geschafft!

Nach etwa einer Stunde hatten wir es geschafft. Der Beamte kam zurück und erzählte uns, dass der Eintrag gemacht sei und wir somit offiziell verheiratet sind!
Ach war das schön!
Der ganze Mist mit den Behörden und Dokumenten war vergessen und es machte sich einfach nur Erleichterung und Glück breit.
Tabea hielt den Fotoapparat griffbereit und verewigte unsere strahlenden Gesichter.
Bis der Beamte zurückkehrte…
Nein, er überbrachte keine schlechten Nachrichten. Er händigte uns nur die Bestätigung unserer Eheschließung aus, die wir am nächsten Tag in der Botschaft brauchten, um ein Dokument für den Visumsantrag zu bekommen.
Dann wurde noch ein wenig drüber gesprochen wann das neue Koseki Tohon fertig sein würde, das brauchten wir ja nämlich auch…
Aber dazu mehr in Teil 3, dem Teil über meinen Visumsantrag!

Den restlichen Tag verbrachten wir mit Fotoshooting durch unsere Trauzeugin, Übersetzerin und Fotografin!
Tabea, du bist so gut!
Und Essen zu dritt in einer etwas seltsamen Yakiniku“kneipe“.
Ein bisschen konnten wir dann noch zu zweit entspannen bevor es früh ins Bett ging, denn am nächsten Tag stand ja der Botschaftsgang an. Terminvergabe natürlich nur vormittags!

6 thoughts on “Heiraten in Japan Teil 2 – Die Heirat

  1. Oh, das lese ich ja jetzt erst! ^^
    Es war mir eine große Ehre und Freude, in dem Moment dabei zu sein, von dem an ihr offiziell verheiratet wart. Das kann ich dann euren Kindern erzählen – Tabea war dabei!! ^o^

  2. Oh wow, ich hab gerade beide Beiträge zu deiner Hochzeit und den Vorbereitungen dafür gelesen und konnte deine Verzweiflung zwischendurch richtig spüren …
    Das ist ja wirklich eine Odyssee vom Feinsten!
    Wenn alles gut läuft, dann habe ich den selben Behördenstress spätestens nächstes Jahr auch vor mir … Da kommt Freude auf ^^

    Aber schön, dass im Endeffekt trotz der vielen Bürokratie doch alles so gut geklappt hat 🙂

    1. Ja. Im Endeffekt ging ja zum Glück alles glatt!
      Wenn möglich besorge dir alles was du aus Deutschland brauchst in Deutschland. Es erspart glaube ich schon mal eine Menge Stress wenn man alles persönlich mit den Beamten dort besprechen kann.

  3. Hallo ?
    Ich bin in einer ( fast ) selben Situation zur Zeit.
    Alles hier zu äußern wäre ein halbes Buch , aber scheinbar hast du bereits alles gut überstanden. Das freut mich ?
    Ist es möglich persönliche email Adressen auszutauschen?
    Ich hab eine Menge fragen und weniger als 2 Monate Zeit ?

    Lg Rina

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