Geschäftlicher Schreinbesuch die Zweite
Vor einiger Zeit habe ich an einer shintoistischen Zeremonie teilgenommen.
Obwohl ich schon viele Schreine besucht habe, war es das erste Mal, dass ich einem Shinto-Priester so nahe gekommen bin.
Normalerweise habe ich lediglich Glücksbringer oder dergleichen von Miko, den Schreinhelferinnen, gekauft.
Schon das Ausfüllen des Anmeldeformulars war ein Abenteuer.. Aber eher nur, weil niemand aus meiner Begleitung die Geduld hatte mir mal ordentlich was zu erklären. Sprich: mich in einem ganzen Satz zu fragen, ob ich das Formular ausfüllen möchte oder mein Chef das tun soll.
Dann hieß es Formular abgeben und Größe des „Segens“ aussuchen. Je nach Größe variierte der Preis und natürlich auch die Wirksamkeit…
Punkt 12 Uhr wurden wir in einen abgetrennten Raum geführt und die Zeremonie mit Taiko eröffnet.
Ein Priester in Türkis reinigte uns (o-harai) und wedelte dabei mit den wohlbekannten weißen Papierstreifen (ô-nusa) vor uns, bevor der Priester in Weiß kam und die Gottheit herbeirief.
Dessen Aufgabe waren nun die richtigen Fürbitten. Dazu musste er aber vorher alle Bittsteller singen. Das war beim Firmennamen meines einen Begleiters sehr amüsant, da die Hälfte des Namens aus einem eingejapanischten Englisch bestand und der arme Priester musste zwei Mal neu ansetzen..
Als er nun das Gebet (norito) über uns sprach, hieß es nicht nur zugucken, sondern brav das Haupt senken und klatschen.
Das typische Händeklatschen bei Japanern besteht übrigens meist nur aus zwei mal in die Hände klatschen, also nicht zu verwechseln mit Applaudieren.
Zwei Mikos tanzten nun. Ich bin mir nicht sicher, aber es ist möglich, dass dies der Auftakt zur Übergabe der Opfergaben war.. Der Tanz der Mikos war komplett synchron, nur tanzte eine spiegelverkehrt. Kein mal patzte eine von den Beiden, was mich sehr faszinierte.
Nach dem Tanz durften alle Anwesenden (es waren natürlich nicht nur die Leute aus meinem Büro bei der Zeremonie) ihre vorher gekauften Segen abholen. Die waren in der Zwischenzeit beschriftet worden.
Dann gab es noch ein Schälchen Sake zum Abschied (das soll wohl ein gemeinsames Mahl mit den Göttern darstellen und nennt sich naorai) und es ging wieder Richtung Firma zurück.
Es gibt übrigens viele unterschiedliche Segen, Glücksbringer, Amulette und Co. für alle möglichen Gelegenheiten, sowohl aus Schreinen als auch aus Tempeln.
Wir haben zu Hause ebenfalls viele in der Wohnung, schaden kann es ja nicht..
So gibt es an jeder Außenwand gen Norden, Osten, Süden und Westen einen Schutz gegen Böses und Feuer.
Auf ihnen ist die Adresse unserer Wohnung geschrieben, funktioniert also wirklich nur für diese Wohnung.
Nach einem Umzug muss man neu kaufen..
Neu in diesem Jahr sind die Schutzschriften gegen das schlechte Jahr, versehen mit unseren Namen.
Ich hatte bereits erwähnt, dass mein Mann dieses Jahr sein schlechtes Jahr hat und ich nächstes Jahr, weshalb dieses auch schon ein bisschen schlecht ist..
Wow, das ist doch mal echt ne seltene Erfahrung! So was würde ich auch gern mal selbst miterleben.
Melde dich doch einfach mal an 🙂 Darf ja jeder dran teilnehmen^^
Gegen Feuer hilft im übrigen auch ein Feuermelder, und den kann man beim Umzug auch mitnehmen 😛
Sowas haben wir natürlich auch. Selbstverständlich immer vormontiert in der Wohnung.
In Japan haben alle Angst vor Feuer, bedingt durch ihre Geschichte…