Familienbesuch in Hamamatsu

Nach der Heirat mussten wir die Familie in Hamamatsu besuchen, das gehörte sich so.
Die Zeit nutzten wir um uns wieder einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung anzusehen.
Einige davon kannte Mamoru bis dahin selbst noch nicht.
Wir fuhren am Freitagmittag in Tōkyō los und besuchten gleich nach unserer Ankunft in Hamamatsu den ACT Tower.
Das ist das höchste Gebäude in der Präfektur und hat eine Aussichtsplattform auf der 45. Etage.
Wir kamen an nachdem sie geschlossen wurde. Aber die gesalzenen 500¥ Eintritt hätte ich dafür sowieso nicht bezahlt. Wir hatten gehofft ein öffentliches Fenster zu ergattern, konnten jetzt aber nur aus dem Fahrstuhl auf die Stadt blicken.
Etwas, das ich absolut nicht mag: verglaste Fahrstühle..

Danach ging es mit der Bahn zur Familie.
Am nächsten Tag fuhren wir zum Ryuyokaiyo Park, der fast direkt am Meer liegt.
Es gibt einen Campingplatz, einen Barbequeplatz, Schwimmbad, Restaurant, einen kleinen Hafen und den eigentlichen Park. In ihm kann man Fußball oder Baseball spielen, etliche Spielgeräte nutzen, die Sommerrodelbahn runter rutschen oder spazieren gehen und Picknick machen.
Auf der anderen Seite findet sich außerdem eine Tennishalle.
Wenn man, so wie ich als Kind, Wohnmobiltouren macht, ist dieser Ort sicher super für 1-2 Übernachtungen geeignet. Nur im Sommer wird man auf dem Campingplatz bestimmt gebraten, denn Schatten gibt es nicht wirklich.

 

 

 

Danach ging es in die Dünen (中田島 – Nakatajima)!
In Hamamatsu gibt es richtige Sanddünen, sie sind die drittgrößten Japans und hier findet man Dünen eher selten. Ich kam mir wirklich vor wie in Holland! Vor allem weil beim Parkplatz auch noch eine Windmühle steht..
Hier gibt es übrigens auch das Museum zum berühmten Drachenfest von Hamamatsu. Das haben wir aber nicht besucht. Als wir aus den Dünen zurückkamen, ließen aber ein paar Leute just 4 fun Papierdrachen steigen.
Die Dünen haben mir aber wirklich gut gefallen. Und nicht nur mir. Ich habe viele Leute gesehen, die dort Fotos voneinander gemacht haben oder Barfuß spazieren gegangen sind.
Es ist erlaubt wie es einem gefällt durch die Dünen zu spazieren. Sie sind übrigens leicht durch niedrige Bambuszäune befestigt. An einigen Stellen schauten aber nur noch die Spitzen heraus, an anderen zerfiel der Zaun schon.
Wir sind einmal bis zum Meer gegangen, haben uns an den schönen Wellenmustern auf dem Sand erfreut und sind dann etwas abseits in den Dünen zurück gegangen. Das war unser Kurztrip nach Europa.

Am nächsten Tag ging es ein wenig weiter weg.
Es ist irgendwie cool wenn man durch einen Tunnel fährt und dahinter das Schild „Aichi Präfektur“ sieht, auf dem Rückweg hingegen dann „Hamamatsu City“. Und das mitten in der Pampa zwischen zwei Bergen..
Seit einer Landreform 2005, bei der viele kleine Dörfer und Städte in Hamamatsu eingemeindet wurden, reicht das Stadtgebiet von den Bergen bis zum Meer und ist jetzt die 2. größte Stadt Japans.
Wir fuhren also nach Aichi.
Und das alles für einen kleinen abgelegenen Tempel..
Mein Mann ist immer unglaublich lieb und sucht ständig nach Gärten, die ich noch nicht kenne. Und so verschlug es uns dieses Mal zum Mankōji.
Trotz seiner geringen Größe ist der Mankōji ein historisch bedeutender Tempel.
Hierhin zog Tokugawa Ieyasu sich zurück, als er die Schlacht gegen Takeda Shingen verlor.
Dieser folgte ihm jedoch und wollte Tokugawa beim Mankōji festsetzen.
Durch eine glückliche Begebenheit, durch den Ruf eines Hahns des Tempels, wurde Ieyasu gewarnt und entkam der Falle von Shingen.
Deshalb werden im Tempel auch immer noch Hühner gehalten.
Außerdem kann man am Fuß des Tempels, an einem kleinen Rastplatz, 三石五平もち essen.
Sie sehen ein bisschen aus wie Dango, sind aber platt und nicht rund. Sie erinnern an Tokugawas Dankesgeschenk an den Tempel und die Bauern der Umgebung.
Sie mussten weniger Reissteuer zahlen als die übrigen Gebiete. Normalerweise musste ein Dorf 40% der Ernte abgeben. Entweder jährlich oder 5x im Jahr.
Tokugawa senkte die Steuer für den Tempel und das Dorf auf 30%.
Die „3 Steine“ bzw. „3 Körner“ erinnern an den Reis und die 5 an die 5 maligen Abgaben im Jahr.
Deshalb bekommt man jetzt 3 „Körner“ als Mochi.
Wir aßen natürlich eine Portion, allerdings erst nach dem Besuch des Tempels.
Wir wussten zuerst nicht recht wo wir den Garten suchen sollten.
Hinter dem Eingang befand sich eine Spendenbox, in die man einen angemessenen Betrag als Eintritt werfen konnte. Aber wo es zum Garten ging, stand nirgendwo.
Links oder rechts?
Wir wandten uns zuerst nach links und betraten die Gebetshalle. Sie war geschmückt und im dahinterliegenden Raum sahen wir eine Trauergesellschaft. Als wir also den Rückweg antraten, wurden wir auch schon von der Hausherrin abgefangen und zum Garten geleitet.
Wir kamen recht unpassend, da die Trauergesellschaft im Raum, der zum Garten raus geht, noch Tee trinken würde, trotzdem wurden wir äußerst freundlich behandelt. Bis die Gesellschaft rüber kam bewirtete die Frau uns mit Tee, gab uns Sitzkissen, drückte mir ein englisch sprachiges Buch über die Tempel der Umgebung in die Hand und schaltete ein Tonbandgerät ein, von dem Informationen über den Garten abgespielt wurden.
Das kannten wir schon vom Ryōtan-ji, den wir zum vorletzten Neujahr besucht hatten.
Wir saßen übrigens draussen auf der Veranda, weshalb wir auch bleiben konnten während die Trauergesellschaft ihren Tee bekam.
Ich hatte in der Zwischenzeit schon einige Fotos gemacht und betrachtete schließlich den Garten nur noch in Ruhe.
Der Karetaki – der große trockene Wasserfall, beeindruckte mich sehr.
Als wir uns zum Gehen rüsteten, fing uns die Hausherrin ab und zeigte uns noch ein anderes Zimmer.
Sie bekommt wohl selten ausländischen Besuch und wollte mir unbedingt den alten Kotatsu zeigen, der noch mit Kohle betrieben wird. Wegen ihm sind die 300 Jahre alten Holzbalken an der Decke auch komplett verrußt.
Zum Abschied schenkte sie uns noch je zwei Mikan und empfahl uns einen Fotospot, den wir leider nicht fanden.



Auf dem Rückweg fuhren wir noch kurz zum Nukumori no mori – ぬくもりの森. Leider hatten wir dort nicht mehr so viel Zeit, weil wir vor der Abfahrt noch im Familienrestaurant Udon essen mussten.
Und wir standen soo lange an um überhaupt einen Parkplatz zu bekommen!
Ich empfehle sehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Nukumori no mori zu fahren oder etwas weiter weg zu parken!
So hatten wir dann tatsächlich nur noch kurz Zeit einmal durch alle Häuser zu laufen und ganz wenige Fotos zu machen.
Eigentlich wollte ich mich dort nämlich ins Café setzen und Kuchen essen, aber das wurde jetzt auf ein anderes Mal verschoben..

Fuji Fanservice!

3 thoughts on “Familienbesuch in Hamamatsu

  1. > Es ist erlaubt wie es einem gefällt durch die Dünen zu spazieren.
    Danke fuer den Lacher! Soll mal vorkommen, so rumlaufen ganz ohne Regeln 😉
    Das verstehen wohl nur Leute, die (zu lange) in Japan waren. Andere eher so „ja warum nicht, wie es einem gefaellt?“

    1. Weil es in Deutschland normalerweise nicht erlaubt ist in den Dünen die Wege zu verlassen, weil die Dünen meistens gleichzeitig Naturschutzgebiet sind.

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