Der Kampf um einen Pappbecher…

Wenn Kulturen aufeinander prallen…

KaffeeDieses Erlebnis hatte ich heute mal wieder. In der Mittagspause war ein Seven Eleven in der Nähe und mein Kollege und ich verbrachten die Zeit vor dem Laden. An einem netten Holztisch mit zwei Bänken unter einer Markise.
Ich konnte absolut nicht wiederstehen und kaufte einen Kaffee für 100¥. Dafür liebe ich die Seven Elevens in Tokyo. Die meisten sind mit einer Hightech-Kaffeemaschine ausgestattet. Mit frischen Bohnen und der Option auf kalt oder warm.
Ich wurde schon mal schräg angesehen, als ich einen warmen Kaffee orderte. Meine Bestellung: „Und außerdem einen heißen Kaffee, Regular Size.“ Antwort: „Ja, dazu einen Kaffee. Heiß oder kalt?“ Na gut, dann wiederholt man es eben nochmal. Ich habe schon festgestellt, dass mein Japanisch noch schlecht genug ist, um alles wiederholen zu müssen, bzw. dass man mir einfach nicht richtig zuhört, weil mein Gegenüber der Meinung ist, er weiß schon was ich sagen möchte. Wenn dann doch etwas anderes dabei heraus kommt, ist er erstmal verwirrt und muß halt nochmal nachfragen..
Aber zurück zum Kaffee..

Ich war glücklich! Er schmeckte zu gut! Also musste ich mir nach der Hälfte der Pause noch einen Kaffee kaufen. Ich meine.. 100¥…
Nun bin ich aber Deutsche. Die meisten Deutschen sind negativ verblüfft von dem Müll, den Japaner produzieren. Alles wird doppelt und dreifach eingepackt.
Normalerweise kann man damit ganz gut leben. In meinem Supermarkt gibt es extra Kärtchen an der Kasse, die man vorzeigt und die bedeuten, dass man keine Plastiktüten braucht. (Sonst wird man automatisch mit ihnen versorgt und nicht zu knapp.) Ich nehme aber trotzdem gerne ab und zu Plastiktüten, weil ich sie dann einfach als Mülltüten verwende. Kommt nichts um bei mir!
Auch wenn man im Konbini oder Supermarkt nur eine Kleinigkeit kauft, wird man oft gefragt, ob es reicht, wenn sie ein Tape drauf kleben. Als Zeichen, dass es bezahlt wurde. Nutze ich oft.
Neulich allerdings kaufte ich im Supermarkt ein Wasser und ein Eis. Das Eis wollte ich sofort essen (logisch) und das Wasser so in meine Tasche tun. Ich sagte der Kassiererin, dass ich keine Plastiktüte brauchte. Ende vom Lied: Ich bekam keine normale Plastiktüte, sondern eine Tüte ohne Griffe, in die normalerweise Frischfleisch-Packungen etc. nochmal extra eingepackt werden.. Weil sich ja an der kalten Flasche Kondenswasser bildet.. Naja…
Aber zurück zum Kaffee..
Also, ich wollte Müll sparen und ging nun mit meinem schon benutzen Kaffeebecher in den Seven Eleven, legte 100¥ auf den Tisch und sagte zu der Kassiererin, dass ich keinen neuen Kaffeebecher brauche, ich benutze den alten noch einmal.
Nun verfiel das Mädchen in Panik. Ich sah es ihr an und wartete brav an der Kasse bis ein Kollege von ihr kam. Mit ihm sprach sie kurz, ich bewegte mich schon mal unauffällig zur Kaffeemaschine. Der Angestellte folgte mir. Mit einem neuen Pappbecher in der Hand.. Währenddessen nahm das Mädchen die 100yen; und kassierte sie ab.
Ok, also auf ein Neues. Ich erklärte dem Angestellten, dass ich Müll sparen wolle und deshalb den alten Becher noch einmal benutzen würde.
Woraufhin er etwas seltsam guckte und nach kurzem zögern erklärte, dass Refill nicht möglich ist. Ich müsste einen neuen Kaffee kaufen.
Daraufhin sagte ich ihm, dass ich schon einen neuen Kaffee gekauft hätte und ihn jetzt doch bitte einfach in den alten Becher füllen wolle.
Er glaubte mir nicht und fragte dreimal nach, ob ich Kaffee gekauft hätte. Ich fühlte mich wie eine hängengebliebene Platte はい、もう買いました。Ja, ich habe ihn schon gekauft.
Dann lief er endlich zu dem Mädchen und fragte sie, ob ich Kaffee gekauft hätte. Ja, sagte sie, hab ich gemacht.
Na wunderbar! Vielleicht würde ich jetzt noch zu meinem Kaffee kommen, bevor die Pause zu Ende war?
Ja! Ich durfte endlich meinen Becher unter die Maschine stellen. Aber erst, nachdem ich dem Angestellten versichert hatte, dass es wirklich ok ist, dass ich einen alten Becher benutze.. Und ich meinerseits auch noch einmal fragte, ob es ok ist, wenn ich meinen alten Becher benutze. Ordnung und Höflichkeit muß schließlich sein!
Nun war alles kein Problem mehr und ich bekam endlich meinen zweiten Kaffee..

Das habe ich vorher in einem anderen Stadtteil von Tokyo übrigens schon mal gemacht. Der Angestellte dort hatte mich sehr skeptisch angesehen, aber keine Einwände gehabt.. Ob es daran lag, dass er keine Lust hatte sich mit einer Ausländerin abzumühen, weiß ich aber nicht.

Ich bin gespannt wie es das nächste Mal läuft. Denn ich mache es sicher wieder.. Ich kann einfach nicht so verschwenderisch sein >.< Das geht meiner Natur zuwider..

Aber so etwas passiert mir äußerst selten. Eigentümlichkeiten, die anderen Ausländern sofort auffallen, übersehe ich häufig, denn für mich ist es ganz normal. Kommt davon wenn man sich schon sein halbes Leben mit einem Land beschäftigt… Hätte ich die gleiche Zeit doch nur auch genutzt um Japanisch zu lernen…
Aber wer hätte gedacht, dass es mich wirklich mal hier hin verschlägt.

7 thoughts on “Der Kampf um einen Pappbecher…

    1. Oh man, das ist ja nen Argument -.-
      Wie wäre es denn andersrum ? Wenn sich jeder ein Beispiel an Anika nehmen würde, geben es weniger Müll in Japan und das finde ich durchaus erstrebenswert.
      Und wozu überhaupt Ökostrom ? Wenn alle anderen weiter Ihre Atomkraftwerke benutzen ?

      1. Oh man, das ist ja nen Argument -.-
        Wie wäre es denn andersrum ?

        Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, nicht wahr?

        Mich schockieren Videos wie dieses hier auch sehr und ich benutze seitdem auch nur noch Papptüten. Aber trotz allem ist es im Grunde Quatsch, denn die Anstrengungen Deutschlands sind ein Tropfen im Ozean.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert