Bilinguale Erziehung die Zweite

Seit dem letzten Beitrag über bilinguale Erziehung ist einiges an Zeit vergangen.

Inzwischen plappert der Lütte oft ohne Strich und Komma. Leider.. ..auf Japanisch!

Chibi Mamo-chan kann Deutsch. Er versteht alles was ich sage und kann auch selbst die meisten Wörter auf Deutsch sprechen. -Natürlich noch nicht perfekt, aber ich verstehe ihn.-
Wenn er allerdings Geschichten erzählt, dann passiert das meist auf Japanisch mit vereinzelten deutschen Worten.

Ich weiß, um ihn zum Deutsch sprechen zu bewegen, sollte ich konsequenter im „Nicht verstehen“ sein, aber es fällt so verdammt schwer nicht zu reagieren wenn er etwas auf Japanisch sagt.
Oft erwischt er mich, wenn ich nebenbei etwas tun muss. Ich höre nur mit halbem Ohr hin, und realisiere gar nicht, dass er Japanisch spricht und antworte automatisch.

Mit seinem zunehmenden japanischen Wortschatz merke ich allerdings auch, dass ich manchmal schon an meine Grenzen stoße. Denn japanische Wörter kann er selbstverständlich auch noch nicht perfekt aussprechen und so passiert es immer öfter, dass ich ihn tatsächlich nicht verstehe.

Das führt bei ihm natürlich zu Frust und ich bin mir fast sicher, dass die meisten Wutausbrüche in seinem verflixten zweiten Jahr wegen Mama passieren werden, die ihn einfach nicht verstehen will 😉
..und wegen entgleisenden Holzeisenbahnen.

Oft denkt man, wenn ein Elternteil, vor allem die Mutter, die nicht vorherrschende Sprache spricht, dann kommt das mit der Bilingualität von ganz alleine.
Dem ist jedoch nicht so!

Wenn das Kind viel Kontakt zur Landessprache hat, wie in unserem Fall durch die Kita, und das fremdsprachige Elternteil nicht von Anfang an strikt ist, dann kann es leicht passieren, dass das Kind zwar die andere Sprache versteht, aber nicht spricht.

Ich muss jetzt wirklich langsam auf der Hut sein! Bilinguale Erziehung ist kein Pappenstiel!

Kleine Story am Rande: eines Tages fing der Lütte an zu „singen“: a i ko, a i ko!
Na? Wer errät welches Lied dahinter steckt? Richtig! „Arukō, arukō“ aus „Mein Nachbar Totoro“.
Wie der Zufall es will, habe ich die deutsche DVD in meinem Besitz und zum Leidwesen meines Mannes wird sie auch nur auf Deutsch geguckt.
Nach ein paar Mal ansehen hat nun auch mein Mann damit seinen Frieden geschlossen, er sucht jetzt nämlich Unterschiede zwischen der japanischen und der deutschen Sprachfassung.
Und ich hoffe, dass die DVDs helfen den Lütten mehr auf Deutsch zu trimmen!

8 thoughts on “Bilinguale Erziehung die Zweite

  1. Mach dir keinen Stress. 🙂 Natürlich erfordert Bilingualität viel Zeit, aber wenn es mal nicht so klappen will, ist das eben so und er versteht dich ja. Ich glaube für Kinder ist Japanisch auch einfach einfacher auszusprechen, weniger Konsonanten.

    1. Es ist aber glaube ich tatsächlich besser, man ist von vornherein strikt. Sonst versteht er Deutsch später, kann es aber nicht sprechen.
      Tatsächlich ist Japanisch einfacher. Im Japanischen kann er schon einfache Sätze bilden und die Verben verändern.
      Zum Beispiel sagt er auf Japanisch: Anpanman mitai. Auf Deutsch jedoch einfach: Anpanman gucken.

  2. Reden du und dein Mann denn zu Hause Deutsch? Ich glaube, das würde ich versuchen, durchzusetzen, um wenigstens ein deutsches Umfeld zu schaffen. (Ist natürlich nicht so einfach, wenn man bei der Kommunikation eigentlich an Japanisch gewöhnt ist ^^;)

    1. Wir sprechen zu Hause einen Mix aus Deutsch und Japanisch. Manchmal spricht mein Mann auch Deutsch mit dem Lütten.
      Ehrlich gesagt möchte ich gerne weiter mit meinem Mann Japanisch sprechen, weil mein Japanisch sonst immer schlechter wird. Er ist so ziemlich meine einzige Möglichkeit Japanisch zu sprechen…
      Für Deutsch ist es auch viel schwieriger ein komplett deutsches Umfeld zu schaffen, weil wir komplett auf DVDs setzen müssen, während viele Programme im Fernsehen ja auf Englisch umgestellt werden können.
      Da wir oft alle gemeinsam fernsehen, ist es schwer da das Japanisch zu verbannen. Vor allem weil der Lütte im Moment immer nur Anpanman und seine japanischen Kinderlieder sehen möchte…

  3. Ich find das auch total schwierig, in einer Sprache zu bleiben. Zu Hause geht das ja noch, aber wenn man mit anderen Japanern unterwegs ist, die kein Deutsch sprechen, rutscht man irgendwie automatisch ins Japanische, um die nicht irgendwie auszuschließen.

    1. Ich kenne da nichts.. Ich spreche auch vor Japanern Deutsch mit ihm. Allerdings sage ich manche Dinge 2x wenn ich der Meinung bin es wäre besser wenn die Japaner verstehen was ich zu ihm sage. Das passiert zum Beispiel in der Kita wenn ich ihn abhole.

  4. Hallo Anika,
    Das ist mal wieder ein Eintrag der mir ganz aus dem Herzen spricht… es ist wirklich nicht einfach! Die „Verantwortung“ der bilingualen Erziehung träg sich auch bei mir schwer…
    Warum es nicht gut klappt – erstens ich denke das Kind merkt, welche Sprache ihm sozial Vorteile bringt = sich mit der Umgebung verständigen zu können… Die Mutter ist ja nicht mehr de einzige Mensch in seinem Leben 😉
    Kann sein dass ich faul bin, aber ich bin der Meinung das mit dem Deutsch sprechen wird nur was wenn man eine Weile auch in Deutschland lebt.
    Zweitens, man passt sich ja auch selber an seine Umgebung an. Ich habe mit meinem Sohn als er ein Baby war kaum Deutsch gesprochen weil es mir unangenehm war allein auf Deutsch rumzuquatschen.
    Irgendwann habe ich dann die Scheu überwunden weil ich ihn nicht um die Chance der Bilingualität berauben wollte. Und ja, auch damit er sich mit seinen deutschen Großeltern und Verwandten verständigen kann. Da geht im ja auch einiges ab wenn er das nicht kann.
    Drittens, mit Zwang wird es nichts, meine ich. Wenn ich merke, es ist ihm grad zu viel dann sprechen wir halt Japanisch. wenn er die deutsche Sprache als Zwang erlebt wird er sie nicht, oder nicht rechtzeitig als Chance sehen.

    Warum ich trotzdem Hoffnung habe.
    Erstens, ich habe die feste Vision von meinem Kind als multilingual, wir gehen das mit langem Atem an und irgendwie wird er schon was draus machen – was genau, das ist seine Freiheit.
    Warum ich da so zuversichtlich bin – meine Mutter war interessanterweise in der gleichen Situation wie ich jetzt. Also Ausländerin, aber mit guten Kenntnissen der lokalen Sprache und einem gewissen Anpassungsdruck… Das heißt sie hat mit uns, wenn auch hauptsächlich im privaten Rahmen, in ihrer Muttersprache gesprochen und uns einiges auch aktiv beigebracht. Die Familiensprache war aber Deutsch und wir sind in Deutschland aufgewachsen. Wir haben unsere Mutter dennoch verstanden und konnten laut unserem Vater auch die Muttersprache sprechen – nur kam dann einiges dazumischen und leider ist heute fast alles vergessen.
    Trotzdem bin ich der Meinung dass die Bilingualität in früher Kindheit mir z.B. das Japanischlernen sehr erleichtert hat.
    Zweitens, ich bin fest gewillt ein paar Jahre, und zwischendurch Wochen/Monate „Auslandsaufenthalt“ in Deutschland zu machen. Die gelebte Sprache ist denke ich die beste Motivation.
    Drittens, ausbildungs/arbweitsweise bin ich umgeben von Bilingualen und es gibt wirklich ein ganzes Spektrum, so viele individuelle und interessante Lebensläufe. Wenn ich es schaffe mein Kind zu einem selbstsicheren Menschen zu erziehen wird er irgendwann schon von alleine sich daran machen die große weite Welt zu erkunden, statt sich auf diese Inselnation am Ende der Welt zu beschränken :-]

    1. Hallo IP,

      danke für deinen ausführlichen Kommentar!

      Ich kenne Familien, in denen die Kinder von Anfang an Deutsch sprechen, trotz japanischer Kita. Einfach, weil die Mutter sehr konsequent war.

      Als mein Sohn ein Baby war, habe ich die ganze Zeit auf Deutsch mit ihm gesprochen. Es war ja niemand da, der mich hätte hören können 😉 Aber auch so habe ich natürlich den Vorteil, dass mein Mann Deutsch versteht. Bei weitem nicht alles, aber halt vieles..
      Ich kann mir schon vorstellen, dass es für Paare, wo der eine Partner nur Japanisch spricht, viel schwieriger ist.

      Ich bin auch immer noch traurig, dass ich nie unseren Dialekt gelernt habe, weder das richtige Hamburgisch (obwohl meine Großmutter übern spitzen Stein gestolpert ist – Hamburger wissen vielleicht wovon ich spreche ^_-), noch Plattdeutsch, obwohl meine Großeltern das auch konnten. Ich bin halb bei meinen Großeltern aufgewachsen und hätte es von ihnen lernen können. Ich glaube meine Mutter versteht nur Platt, kann es aber nicht fließend sprechen.

      Außerdem war ich immer grottenschlecht in gesprochenen Fremdsprachen. Ich hoffe, dass mein Lütter es da durch die Zweisprachigkeit einfacher hat.

      Als Zwang wird er das Deutschsprechen hoffentlich nie empfinden, weil ich auch sehr oft in Gesprächen mit meinem Mann ins Deutsche wechsle, weil mein Japanisch halt immer noch nicht ausreicht. Um den Lütten perfekt verstehen zu können, MUSS er also eh mit mir Deutsch sprechen und ich hoffe, dass es für ihn ganz normal sein wird.

      Bis auf in der Phase, wo es ihm vor seinen Freunden unglaublich peinlich sein wird ^_-

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