Autofahren in Japan

Als ich 2012 nach Japan kam, durfte ich kein Auto fahren. Das verbot die Organisation über die ich hier war.
Aber ich fuhr 11 Monate jeden Tag als Beifahrerin mit.
Jetzt, nach meiner Rückkehr, muß ich selbst jeden Tag fahren.

Natürlich wird man immer gefragt, wie die Umstellung von rechts fahren auf links fahren ist.
Für mich nicht problematisch. Letztes Jahr brauchte ich ein paar Wochen um mich dran zu gewöhnen, aber da fuhr ich ja nur Fahrrad. Das eine Jahr als Beifahrerin übte auch sehr.
Als ich dann für den einen Monat nach Deutschland kam, hörte ich von meiner Beifahrerin immer „rechts fahren!“ Ja, es passierte mir tatsächlich.. Ich fuhr 2x links in Deutschland! Zum Glück einmal auf einem leeren Parkdeck und das andere Mal in einer nur leicht frequentierten 30 Zone.
Da fährt man also 10 Jahre auf Deutschlands Straßen und nach nur einem Jahr kommt man aus dem Trott..

Zurück in Japan musste ich nun also selbst fahren.
Es machte mir absolut keine Probleme links zu fahren. Was mir Probleme bereitete war der zweite Gang und der Blinker.
Eine Woche lang habe ich Ausversehen ab und zu den Scheibenwischer statt des Blinkers bedient und ab und zu habe ich das Getriebe gequält, weil ich statt in den 2. in den Rückwärtsgang schalten wollte. Man gewöhnt sich halt dran den Schaltknüppel zu sich ran zu ziehen.

Wenn man kein Jahr lang Übung als Beifahrer hat, sollte man übrigens besonders auf die Ampeln achten. Sie befinden sich nicht wie bei uns vor der Kreuzung, sondern dahinter.
Außerdem gibt es vor Ampeln, die schlecht einsehbar sind, Ampeln, die zeigen, welche Farbe die eigentliche Ampel gerade zeigt, damit man nicht Ausversehen rüber fährt. Das ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig. Außerdem sieht man sie oft nicht wenn man hinter einem LKW her fährt. Auch etwas lustig, Rote Ampeln mit einem grünen Geradeaus- und Abbiegepfeil.
Desweiteren sollte man immer die Roller und Fahrradfahrer im Auge behalten, weil die sich immer gerne links und! rechts an einem vorbeischlängeln. Also nicht auf die Idee kommen Slalom in der Spur zu fahren!

Sonst ist Autofahren in Japan aber extrem entspannend! Viel entspannender als in Deutschland. Nur die ewigen Staus nerven etwas.
Aber wenn zum Beispiel auf der linken Spur ein Auto parkt und man auf die rechte Spur wechseln muß, ist das ohne Probleme möglich. Man wird eigentlich immer vorgelassen. Man bedankt sich bei dem hinter sich fahrenden Auto übrigens mit einem kurzen Nutzen der Warnblinkanlage.
Sonst gelten eigentlich die gleichen Kommunikationsmittel wie bei uns.
Das „sumimasen“ also das „Danke“ und „Entschuldigung“ in einem Wort, wird mit Heben der Hand und/ oder einem Kopfnicken ausgedrückt.
Gehupt wird wenn jemand an der Ampel eingeschlafen ist oder mit seinem Smartphone spielt und um sich zu bedanken oder um auf sich aufmerksam zu machen, wenn man denkt ein anderer Verkehrsteilnehmer sieht einen nicht.
Am Stauende wird ebenfalls Warnblinker genutzt.
Bei Dunkelheit fährt man nach Möglichkeit mit Standlicht und Nebelschlußleuchte. Möchte man aber gesehen werden, zum Beispiel von Radfahrern, schaltet man das normale Licht an. Wartet man an der Ampel, blendet man ebenfalls ab.
Wie oft habe ich mich auf dem Fahrrad schon erschrocken, als ein Auto plötzlich aufblendete, weil es mich gesehen hat! Diese Sitte werde ich nie verstehen..
Eingeparkt wird übrigens immer Rückwärts. Angeblich um beim Abfahren die neu ankommenden Autos nicht zu behindern. Da allerdings nicht alle perfekt im Einparken sind, frage ich mich ernsthaft ob das Sinn macht. Ich kann zum Beispiel perfekt mit dem Keitora rückwärts einparken, weil ich in ihm alles sehe (außer ich bin für den Müllabtransport zuständig). Mit einem normalen Auto habe ich immer noch ein paar Probleme..

Eine andere Sache, die das Fahren auf Japans innerstädtischen Straßen sehr angenehm macht, sind die Winkemänner.
Wenn irgendwo eine Baustelle ist, was sehr selten vorkommt, da sie meistens nachts reparieren, werden sicherlich an den Enden Winkemänner stehen um den Verkehr zu regeln. Wird an den Stromleitungen gearbeitet, regeln auch Winkemänner den Verkehr. Ebenso bei Baumschnittarbeiten.
Man muß sich also nicht darum kümmern, dass man an den großen Autos irgendwie vorbei kommt, das tun die für einen.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass Japaner entspannter Auto fahren. Vielleicht, weil sie sowieso langsam fahren müssen. Die normale Geschwindigkeit liegt bei 40 km/h, eine grüne Welle gibt es meines Erachtens nicht und meistens herrscht eh Stau. Zumindest wenn ich im Auto unterwegs bin, also zu Arbeitsbeginn und zu Feierabend.
Meistens übrigens auf der Kawagoekaidō (254) falls es jemanden interessiert. Wer hier eine Ausländerin im Keitora entdeckt, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich das bin.
In letzter Zeit merke ich leider, wie ich in meine deutsche Unsitte Auto zu fahren zurück falle. Ich bin nicht mehr so aufmerksam gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern und entdecke immer häufiger auch schwarze Schafe unter den Japanern. Vielleicht kommt das, weil der Winter naht. Ich habe das Gefühl, in der „dunklen“ Jahreszeit bekommen auch hier mehr Leute Winterdepressionen..
Mir machen inzwischen die Staus zu schaffen, vor allem wenn ich nicht den Keitora fahre sondern den Atlas. Mir tut einfach immer das Kupplungsbein weh, ob ich nun den Gang drin lasse oder nicht.
Trotzdem fahre ich in Japan immer noch eindeutig lieber als in Deutschland!

6 thoughts on “Autofahren in Japan

    1. Uuuuups….
      Der Beitrag ist uralt..
      Wollte ihn nur schnell vor der Buchveroeffentlichung mal in die Runde schmeissen..
      Haette ich ihn vorher doch besser noch mal gelesen^^;;

      1. Puh, zum Glück. Ich dachte mein Reader hätte nach dem letzten Update eine Macke und würde jetzt wahllos alte Beiträge reinholen. Aber dann mal zwei Fragen:
        1) Ist das mit dem Licht umschalten ein Witz (natürlich ist es keiner, aber es klingt total eeeeh „schräg“)? Gut das mit der Ampel ist bestimmt schon automatisiert (oder?), aber das lenkt doch bestimmt ab wenn man jedesmal den Verkehr checkt ob irgendwo ein Radfahrer ist.
        2) Wie lief das denn bei Dir mit bzw. nach dem Tanken? Also ich wollte auch nach Wochen immer noch auf der „falschen“ Seite einsteigen. Der Rest war aber nach einem Tag drin (ok, das Abbiegen auf Kreuzungen war auch kritisch).

        Und last but not least: Dein Buch ist bald fertig? Schon ein Termin? Und wie wird es vertrieben?

        1. Hallo Oliver,
          1) Ich habe ehrlich gesagt keine genaue Ahnung, warum die das machen und ich finde es echt blöd.
          Aber ich kann mir keinen anderen Grund als den denken….
          Wenn sie nen Fahrradfahrer bemerken blenden sie auf. Wenn nicht, dann nicht..
          Vielleicht vergessen sie auch nur das richtige Licht an zu machen wenn es dunkler wird… Wer weiß das schon.

          2) Ich bin ja 1 Jahr lang als Beifahrerin mitgefahren. Da konnte ich schon viel lernen.
          Wir tanken mit Karte, also immer an der gleichen Tankstelle. Das ist ganz einfach, wenn man weiß auf welche Buttons man drücken muss.
          Wie ich mich bei einer fremden Tanke anstellen würde, keine Ahnung^^;;
          Durch mein 1-Jahres-Training war ich schon gut auf die „richtige“ Seite gepolt.
          Aber die neuen Praktikanten rennen zuerst immer auf die falsche Seite ^_-

          Mein Buch sollte bald fertig sein.
          Ich warte nur noch auf die abschließenden Arbeiten von seiten des Verlags..
          Termin steht noch nicht fest.
          Vertrieb ist über einige Online Bookshops.
          Die meisten Bücher des Verlags findet man auch bei Amazon.
          Wie das bei meinem Buch genau aussehen wird, weiß ich aber noch nicht.
          Wenn ich genaue Informationen bekomme, sage ich aber natürlich noch bescheid ^_-

    2. Ha, das wollte ich auch gerade Bemängeln. Einem Berliner macht man eben nichts vor. =D Ich kann gar kein Auto fahren und nutze immer entspannt die Öffis. Vielleicht mache ich ja mal mit 40 den Führerschein :>

      1. Wenn man keinen braucht.. Wozu Geld ausgeben ^_-
        In Tokyo würde ich auch keinen brauchen..
        Aber wenn man mal auf’s Land fahren möchte, ist das doch recht praktisch..

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