Aktion: Weg mit Geb!

Wir haben einen Namen!
Ich habe ja bereits Nagarazokus Post dazu rebloggt, aber jetzt möchte ich es doch nochmal in eigene Worte fassen und unsere Aktion vorstellen.

Unser Problem ist das „Geb.“ im deutschen Reisepass.
Während andere Nationen den Geburtsnamen gar nicht erst im Reisepass führen oder ordentlich unter „birthname“ aufgeführt haben, steht im deutschen Reisepass unter 1. Name der neu angenommene Familienname + international unverständliches geb. alter Familienname.
Wie so eine deutsche Abkürzung in eine internationale Ausweisurkunde gelangen konnte, ist mir nach näherer Betrachtung schleierhaft.
Das wäre, als wenn japanische Reisepässe nur in Kanji ausgefüllt wären, da könnte auch kein anderes Land was mit anfangen..

Im Sommer 2012 wurde in Japan das Immigrationsgesetz geändert. So bekommt man nun die Residence Card gleich bei Einreise am Flughafen. Und man kann nun mit dem Special Re-Entry einfach das Land verlassen ohne den Anspruch auf das Visum zu verlieren, wenn man ein normales Re-Entry vergessen hat.
Leider sieht das Gesetz auch vor, dass auf der Residence Card genau der Name geführt wird, der unter dem Punkt „Name“ im Reisepass steht.
Bei verheirateten Deutschen, die den Namen ihres Ehepartners angenommen haben, also alle Vornamen + Nachname + Geburtsname.
Angepasst ans japanische System lautet das dann beispielhaft so:

Watanabe geb. Schmidt Elena Marie Gertrud
渡辺ゲップシュミット エレナマリーゲルトルード

(Für die Umschrift in Katakana übernehme ich keine Garantie!)
Besonders schön wird es auch, wenn Frau Schmidt beschlossen hat Schmidt-Watanabe zu heißen.
Dann heißt die Gute nämlich
シュミット渡辺ゲップシュミット エレナマリーゲルトルード

Jetzt werden einige fragen, was daran denn schlimm sein soll, denn in Deutschland sieht es ja nicht anders aus.
Jaha! Es gibt da nämlich doch einen gewaltigen Unterschied zwischen Deutschland und Japan.
Auch wenn im deutschen Pass und auf dem deutschen Personalausweis alle Namen mit geb. geführt werden, weiß das deutsche System doch, dass die Dame eigentlich nur Elena Watanabe heißt.
Das bedeutet, auf allen Dokumenten, bei der Bank, auf dem Amt, bei Versicherungen etc. kann Frau Watanabe ihren Namen als „Elena Watanabe“ angeben und auch so unterschreiben.
Das japanische System versteht das nicht.
Für das japanische System lautet unser normaler Name 渡辺ゲップシュミット エレナマリーゲルトルード.
Und diesen müssen wir, weil er so auf unser Residence Card steht, auch überall angeben und auch am besten so unterschreiben.
Und hier fangen die Probleme an..
Das japanische System ist auf die Benutzung von Kanji ausgelegt. Oftmals gibt es eine Zeichenbegrenzung von 13 Zeichen. Da stoßen wir mit unseren alten Namen schon oft auf Probleme. Den neuen Namen können wir da absolut nicht unterbringen.
Verschiedene Aktion Weg mit dem Geb Mitglieder konnten ihre deutsche Kreditkarte nicht benutzen, weil der Name auf der Kreditkarte und der auf der Residence Card nicht übereinstimmten. Die Kassierer haben die Karte so nicht akzeptiert.

Mein alter! Hanko.  Mein Name hat sich geändert ^_-
Mein alter! Hanko.
Mein Name hat sich geändert ^_-

Bei der Gründung einer Firma braucht man einen offiziellen Hanko mit vollständigem Namen.
Hier ein Foto von meinem normalen Hanko, mit dem ich normale Sachen „unterschreiben“ kann.
Das 5 Yen Stück hat einen Durchmesser von 2cm.
Könnt ihr euch vorstellen wie da 渡辺ゲップシュミット エレナマリーゲルトルード drauf passen soll?
Einfache Internetbestellungen werden zum Alptraum, weil man den gesamten Namen angeben muss, wie er auf der Residence Card steht. Nur leider gibt es die Zeichenbegrenzung..
Beim Abschluss eines Kontos soll man mit diesem Namen unterschreiben. Wie bitte?
Am Telefon wird man mit diesem Namen angesprochen. Wer bitte? Können sie das nochmal wiederholen? Ich glaube sie haben meinen zweiten Vornamen falsch betont.
Lebt man länger in einem Land, sammelt sich einiges an Papierkram an. Das Gesetz ist neu. Die Namensänderung auch.
Dokumente länger in Japan Lebender sind alle auf den richtigen Namen angestellt. Jetzt beginnt der Spaß überall den Namen ändern zu lassen, damit es später nicht zu Problemen kommt, weil die Namen verschieden sind?

Mal ganz davon abgesehen, dass ゲップ, also „geb.“ auf Japanisch rülpsen bezeichnet. Unsere Frau Watanabe heißt jetzt also Watanabe „rülps“ Schmidt Elena Marie Gertrud.
Nicht sehr erstrebenswert!
Grenzt das nicht schon an Diskriminierung?
Und wenn man das alles mal außer acht lässt, ist es nicht einfach unser Recht unseren richtigen Namen tragen zu dürfen?
Dass wir nicht jedes Mal einen nicht enden wollenden Bandwurmnamen schreiben müssen? Dass man uns einfach mit Nachnamen + Vornamen anspricht anstatt uns mit einer japanischen Interpretation von aneinandergereiten westlichen Namen zu quälen?
Ich denke schon!
Und andere denken ebenfalls so.
Deshalb wurde die „Aktion Weg mit Geb“ ins Leben gerufen.
Schon bevor ich dazu gestoßen bin wurde einiges an Telefonarbeit geleistet, weshalb wir wissen was wir versuchen müssen zu ändern.
Dass sie wegen uns paar (bis jetzt nur) Frauen das japanische Gesetz ändern oder alle deutschen Reisepässe einstampfen werden ist mehr als unwahrscheinlich.
Den japanischen Behörden ist die Problematik bereits bekannt, sie stellen sich aber stur, weshalb wir nun die deutsche Seite über unser Problem unterrichten wollen.
Dafür werden wir gleich eine Unterschriftenaktion starten, damit die Behörden wissen, mit wie vielen Leuten sie es zu tun haben.
Nicht dass wir Druck aufbauen könnten *lach*
Aber wir haben Pläne und sind hartnäckig. Und in Japan mutiert jeder irgendwann zum Arbeitstier.
Sie werden also lange Spaß mit uns haben..

Jeder, der uns irgendwie unterstützen möchte, kann das gerne tun. Einfach bei mir melden. Egal ob aus Japan oder Deutschland, egal ob mit dem gleichen Problem oder ohne.
Wir freuen uns über alle!

9 thoughts on “Aktion: Weg mit Geb!

  1. Es ist so ein Irrsinn, dass man um das Recht kämpfen muss, seinen eigenen Namen tragen zu dürfen! Irgendwer, der sich in einer Position befindet, das zu verändern, muss das doch mal kapieren.

  2. Jetzt musste ich doch gleich auf meine Residence Card schauen (ausgestellt Anfang 2013). Dort steht mein Name ohne ‚geb.‘ drauf, also japanischer Familienname + Vorname (hab nur einen), waehrend im Pass der Vorname + japanischer Familienname + Geburtsname steht. Auch alle meine Karten und Dokumente enthalten nur meinen japanischen Nachnamen + Vorname. Hatte noch nie Probleme damit. Da habe ich wohl Glueck gehabt? 😉 Bin aber gerne bei der Aktion dabei! LG!

    1. Danke Doro!
      Wollte dich eh noch ansprechen^^;;
      Es kam schon häufiger bei kleineren Zweigstellen vor, dass sie das Geb. nicht übernommen haben.
      Die Zweigstellen sammeln wir auch, in der Hoffnung, dass sie es längere Zeit nicht kapieren..
      Du warst wahrscheinlich in der, die bei dir am nächsten ist, oder? Dann guck ich mal später welche das ist.

  3. Euer Leidwesen betrifft uns auf den Philippinen auch. Meine Frau ist ja ebenfalls ein „GEB“, sollte es nach den doofen Regeln deutscher Beamten gehen. Ihr wurde beinahe eine Wiedereinreise in Manila wegen ihres „GEB“s verweigert welcher nicht mit dem Visum übereinstimmte. Dann weiter: Die Bank wollte ihre Identität auch nicht anerkennen da „GEB“ nicht auf ihrer Kreditkarte stand. Bei Buchungen im Reisebüro wollte man immer „GEB“ eingeben da diesel in ihrem Reisepass steht, Dasselbe beim Ausstellen ihres philippinischen Führerscheines, usw. und so fort.
    Kaiser Wilhelms preussische Beamtenzucht ist noch allgegenwärtig. Als einziges Relikt vergangener Epochen sehr sum Leidwesen heutiger Generationen. Und Frau Merkel merit es nicht einmal. Bis Ihr vielleicht einmal in ihrem Vorzimmer auftauchen werdet. Viel Glück! Wir drücken unsere Daumen in Manila.

    P.S: Könnt‘ Ihr mal das nervende englische Rechtschreibprogramm in dieser Kommentarrubrik abstellen, welches deutsche Wörter automatisch „englisiert“ und somit muss man den Text zweimal eingeben um den automatisierten Blödsinn zu korrigieren. Danke

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar und den Bericht über die Probleme, die deine Frau mit dem GEB. auf den Philippinen hat!
      Es gibt wirklich überall auf der Welt Probleme damit..

      Ich gucke mal, ob ich was an der Autokorrektur ändern kann, aber ich vermute mal nicht..

      Zum Beispiel nutze ich grade einen japanischen Mac, und ue wird automatisch zu ü geändert, also zu Deutsch.. In Word korrigiert er zu Englisch..
      Mein deutscher Rechner korrigiert in WordPress ebenfalls zu Deutsch.
      Aber ich schau trotzdem mal 🙂

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