9. April – Edel Courtisane, Sōgetsu Ausstellung und co.

Schon im März erzählte Anji mir vom Oiran Umzug. Allerdings war ich mir lange nicht sicher, ob ich hingehen sollte, da ich am Nachmittag noch ein anderes Event hatte und am nächsten Tag schon wieder Anji im Shinjuku Gyoen treffen würde.
Ich meine.. Langsam wirkt es etwas komisch, dass ich sie fast jedes Wochenende treffe, oder?

Naja.. Ich bin trotzdem Oiran-gucken gegangen…
Oiran (花魁) waren die Prostituierten der Edo-Zeit. Es gab verschiedene Ränge, wobei der höchste Tayū (太夫) ist. Eine halbe Stunde bei einer Tayū konnte übrigens schon einen wohlhabenden Kaufmann ruinieren, so teuer waren sie..
Ein kleiner Bezirk nördlich von Asakusa, genannt Yoshihara, veranstaltet traditionell im Rahmen des Sakura Matsuri einen Oiran Umzug.
Diese Umzüge dienten früher dazu die Tayū und ein paar rangniedere Oiran, die später Tayū werden wollten, zu zeigen und den Männern Appetit zu machen.
Prostitution ist seit der Meiji Zeit in Japan verboten. Die Tradition des Umzugs starb damit aus, wurde jedoch später wiederbelebt.

Um einen guten Platz an der Bühne zu erwischen, Anji freute sich schon mindestens ein halbes Jahr auf die Vorführung, kamen wir etwa 1 1/2 Stunden zu früh (ich war sogar vorher noch in allen Kimonoläden rund um Asakusa..), mussten uns dann nur das Kinder-Girly-Gesinge einer lokalen Gruppe anhören, bevor wir in der ersten Reihe landeten, wo wir auf die Ankunft der Prozession warteten.
Sehr zu unserer Verwunderung gab es Erklärungen zu den Funktionen der einzelnen Personen nicht nur auf Japanisch, sondern auch auf Englisch.
Das Highlight waren natürlich die beiden Tayū. Sie tragen Geta, die etwa 30cm hoch sind und laufen in einer ganz besonderen Art. Ihre Kimono und die Perücke zusammen wiegen etwa 30kg!

Früher wurden Oiran übrigens gerne mit Geisha verwechselt, weshalb sich noch gerne das Gerücht hält, Geisha seien auch nur Prostituierte gewesen.
Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede zwischen beiden. Oiran tragen den Obi vorne geknotet und haben deutlich mehr Haarschmuck. Außerdem sind sie es, die diese speziellen langen Pfeifen benutzen. Prüft am besten noch mal eure Holzschnittdrucke auf diese Merkmale. Ihr werdet erstaunt sein wieviele „Geisha“ sich plötzlich als Oiran entpuppen.

Hier eine Geisha, die in Männerkleidung am Festzug teilnimmt.

Die eigentliche Vorführung, alles was bis zum Geschäftsabschluss zwischen Tayū und dem Kunden passiert (die Tayū konnte Kunden ablehen), konnte ich leider nicht mehr ansehen, da ich zurück nach Aoyama Ichome musste um mir das nächste Event anzusehen.

Das war bei weitem nicht so überfüllt, was mir recht gelegen kam.
Es handelte sich dabei um eine Ikebana/ Blumenarrangent Ausstellung.
Eine der Veranstalterinnen ist eine Kundin von Mamoru und hatte ihm Karten angeboten.
Die Blumenarrangements waren alle gigantisch! Solche findet man normalerweise in den Lobbies von Hotels. Später trafen wir die Kundin auch noch und sie erzählte uns, dass sie normalerweise eher nur kleinere Stücke machen. Die Ausstellungsstücke wurden nur von Frauen ohne die Hilfe von Männern an nur einem Tag arrangiert. Das ist nicht schlecht, da einige Teile nicht nur sperrig, sondern auch schwer waren.
Viele japanische Frauen schleppen sich ungern mit sowas ab, weshalb ich vor diesen Respekt habe.
Und die Kundin ist ganz nach meinem Geschmack.. Ehrlich direkt und macht ihren Garten komplett selbst 🙂
Was ich ihr allerdings nicht erzählt habe, mir hat das Hauptstück der Ausstellung, von ihr selbst arrangiert, am wenigsten gefallen…
Lag aber eher nur am Unterbau und den verwendeten Pflanzen..
Sie hat auch noch etwas schönes gesagt: Pflanzen arrangieren ist durch die Natur das eigene Herz auszudrücken.

Von den Blumen ging es zu Fuß weiter zur Musik. Mamoru wollte bei der Suntoryhall auf Flyerjagd gehen.
Da ich in Asakusa einen schweren Kurotomesode gekauft hatte, war ich hinterher allerdings ziemlich kaputt.. Trotzdem hieß es natürlich von der Suntory Hall aus zu Fuß nach Roppongi um von dort nach Yoyogi zum Essen zu fahren.
Von Shinjuku zu Fuß nach Tochomae, bei so schönem Wetter kann man wirklich mal an Fahrtgeld sparen, und von dort nach Hause.

Der Garten des Goethe Instituts. Ich frage ob ich Bibliotheksgebühren gegen Unkrautziehen tauschen darf..

Es war ein toller Tag, auch wenn ich noch auf der Türschwelle hätte einschlafen können!

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