富士塚 – Fujizuka

Es ist kurz nach Neujahr, also Zeit für Hatsumode (den ersten Tempel-/Schreinbesuch des Jahres).
Viele erledigen das gleich in der Neujahrsnacht und fahren dafür zu einem sehr großen Schrein oder Tempel.
Am Meiji-jingu, dem wohl bekanntesten Schrein Tokyos, versammeln sich jedes Jahr immer mehrere hunderttausend Menschen pro Tag.

Ich habe dieses Großevent letztes Jahr ausgelassen und dieses Jahr ebenfalls. Dieses Jahr nicht zuletzt, weil ich ja in Deutschland war.
Trotzdem steht natürlich Hatsumode auch für mich an. Und wie letztes Jahr auch, möchte ich dieses Jahr ebenfalls wieder auf den Fuji steigen.

Ekoda-FujiDas ist dank der Fujizuka auch in Tokyo möglich.
Ich schrieb letztes Jahr schon ein wenig darüber, aber dieses Mal möchte ich etwas mehr in die Tiefe gehen.
Ich glaube jeder weiß, dass der Fuji in Japan als heiliger Berg angesehen wird. Letztes Jahr wurde er zum UNESCO Weltkulturerbe und man muß es dem Fuji lassen, er kann wirklich atemberaubend schön sein!Fuji

In der Edo-Zeit (1603–1867), ließ eine buddhistisch-religiöse Vereinigung, die Fuji-kō, in und um Edo (Tōkyō) die sogenannten Fujizuka errichten um so vielen Leuten wie möglich eine Pilgerreise auf den Gipfel des Fuji zu ermöglichen.
Die Fuji-kō sind eine vom Shugendō beeinflusste Gruppierung. Der Shugendō ist ein Weg um Erleuchtung und magische Fähigkeiten zu erlangen. Dafür praktizieren die Anhänger (Shugenja oder Yamabushi) asketische, magisch-religiöse Rituale in den Bergen. Die magischen Kräfte setzen sie später zum Wohle des Volkes ein. Er wird auf vielen heiligen Bergen praktiziert, eben auch auf dem Fuji.
Der Shugendō war am Anfang (Asuka-Zeit 592-710) nicht direkt eine Form des Buddhismus. Erst mit Gründung zweier buddhistischer Schulen, der Shingon- und der Tendai-Schule in der frühen Heian-Zeit (794-1185), wuchs die Zahl der Anhänger stark an.
In der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde diese Religion verboten und verfolgt, überlebte aber im Shinto. Erst seit 1945 darf Shugendō wieder aktiv ausgeübt werden.

Die Fuji-kō entstanden in der Edo-Zeit am Fuße des Fuji bei der sogenannten Menschenhöhle (人穴 – ひとあな) im Bereich der Stadt Fujinomiya (富士宮) in der Präfektur Shizuoka. Fuji-kō ist eng verknüpft mit den 浅間神社 – Sengen-Schreinen. Sengen-Schreine liegen immer in Sichtweite des Fuji. Ist dies nicht möglich wurden eben solche Fujizuka errichtet.
Der Hauptschrein ist der 富士山本宮浅間大社 – Fujisan-Hongū Sengen Taisha. Er wurde nicht durch die Fuji-kō errichtet, sondern existierte eventuell schon vor den ersten schriftlichen Aufzeichnungen. Er taucht in Überlieferungen auf, die viele Historiker jedoch nur als Mythen ansehen. (11. und 12. Kaiser von Japan).

Ekoda-FujiAber kommen wir nach diesem Ausflug in die Geschichte zurück zu den Fujizuka. Wie schon erwähnt wurden sie gebaut um es Menschen zu ermöglichen auf den Fuji zu pilgern.
Für den Bau wurden nur Steine des Fuji verwendet, ebenso wie Pflanzen des Fuji und oben auf der Spitze findet man normalerweise eine Erdschicht vom Fuji.
Ich denke heutzutage wird die Erde auf den Hügeln hauptsächlich aus Flugsand und verrottetem Pflanzenmaterial bestehen. Originalerde gäbe es wenn dann nur, weil die Schreine neue Erde direkt vom Fuji geordert haben.
In wieweit das jetzt nach der Ernennung zum Weltkulturerbe überhaupt möglich wäre, weiß ich aber nicht. Wäre eine interessante Frage. Denn alles ab der 8. Station aufwärts gehört offiziell zum Grund des Fujisan-Hongū Sengen Taisha, der übrigens ebenfalls ins Kulturerbe aufgenommen wurde. Darf der jetzt seinen Unter-Schreinen Erde zukommen lassen? Wahrscheinlich schon..

In Tokyo beziehungsweise Edo, wurden mehr als 200 dieser kleinen Fujis gebaut. Existieren tun jetzt noch etwa 130 in ganz Tokyo (laut einer japanischen privaten Website.) Laut der gleichen Website in den umliegenden Präfekturen ganze 870! Die Spitze bildet dabei übrigens Saitama-ken mit 300 Stück.
Das wäre doch mal eine Aufgabe… Alle Fujis besuchen.

Die 4 wichtigsten kleinen Fujizuka sind übrigens: 江古田(Ekoda-Fuji, 8m)、豊島長崎(Toshima Nagasaki-Fuji, 8m)、下谷坂本(Shitaya Sakamoto-Fuji, 5m)、木曽呂(Kizoro-Fuji, 5m).

Der Ekoda-Fuji hat, so viel ich bis jetzt weiß, 3x im Jahr geöffnet. Man kann ihn zum Hatsumode an den ersten 3 Tagen des neuen Jahres besteigen und zur Eröffnung der Bergsteigesaison am letzten Tag des 6. Monats des alten japanischen Kalenders. Das Ganze nennt sich dann oyamabiraki (お山開き) oder hatsuyama (初山).
Und dann noch zum Schreinfest im September.

Ich habe ihn letztes Jahr zu beiden Gelegenheiten besucht, auch wenn hatsuyama nur Zufall war.
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass ich auch schon einen weiteren Fujizuka bestiegen habe. Und zwar in Wakoshi, einer Nachbarstadt von Asaka. Dort gibt es ganze 4 Stück und ich war auf dem Fujisan des Kumano-Schreins (熊野神社). Dieser Fuji ist 10m hoch und die Azaleen kommen bestimmt nicht alle vom Fuji…

Wakoshi-Fuji Wakoshi-Fuji
Auch in Asaka gibt es einen im Hikawa-Schrein in Uchimaki. Er ist nur 1,5m hoch, aber immerhin!

4 thoughts on “富士塚 – Fujizuka

    1. Hallo afi,
      ich habe auch letztes Jahr zum ersten Mal von den kleinen Fujis gehört und bevor ich für den Beitrag recherchiert habe, wusste ich auch gar nichts darüber.
      Ich versuche immer solche kleinen Dinge ausfindig zu machen und darüber zu schreiben. Aber das ist gar nicht immer leicht^^;;
      Freue mich, dass dir der Beitrag gefallen hat!
      Liebe Grüße Anika

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