神楽坂祭り – Das Fest von Kagurazaka

oder: ein unglaublicher Abend!

Im Moment gibt es in Kagurazaka, einem theoretisch sehr alten Viertel von Tokyo, viele Feste. So fand diese Woche das ほおずき祭り (Hōzuki Matsuri) Physalis-Festival- und findet der 阿波踊り – Awa-Odori statt. Der Awa-Odori ist ein traditioneller Tanz von Shikoku.
Ich hatte mich dazu entschlossen am Donnerstag nach der Arbeit zum Hōzuki Matsuri zu gehen.
In der 3 Uhr Pause ist mir eingefallen, dass ich ja mal ein paar Leute fragen könnte, ob sie Lust haben mitzukommen. So schrieb ich dann also um 5 Uhr eine kurze Mitteilung bei meinem verhassten aber inzwischen als äußerst nützlich empfundenen Facebook, dass mich jeder, der Lust hätte, kontaktieren könne.
Da ich bis jetzt noch nicht mit Nachrichten überhäuft wurde, habe ich bei den Privatsphäreeinstellungen für diesen Eintrag wohl alles richtig gemacht!
Da es mitten in der Woche und sehr spontan war, habe ich eigentlich nicht mit Reaktionen gerechnet.

So fuhr ich mit der Yurakucho Linie bis Iidabashi und landete direkt bei 神楽坂下, also dem unteren Ende der Festivalstraße. Schon in der Station sah ich einige Yukata (traditionelle Sommerkleidung, die besonders gerne zu Matsuris getragen wird.)
Anscheinend gibt es einen kleinen Umschwung in der Yukata-Mode, oder die Besucherinnen waren etwas reicher und konnten sich deshalb andere Designs als lila Yukata mit Riesenblumen leisten, die momentan irgendwie jeder trägt. Keine Ahnung. Möglich aber auch, dass es am Yukata-Verleih und Anziehservice lag.. Auf jeden Fall habe ich unglaublich viele entdeckt, die mir sehr gefallen haben. Der Beste war ein blauer mit riesigen Goldfischen! Aber ich mag meinen auch und freue mich schon sehr ihn bald zu tragen!


Aber kommen wir zurück zum Matsuri. Die Stände waren alle auf der linken Straßenseite auf dem Gehweg aufgebaut. Die Straße wurde weiterhin von Autos genutzt, was die Besuchermassen auf die Gehwege drängte. Dementsprechend schwer war das Durchkommen. Ich ließ mich aber einfach mittreiben. Nur einmal hielt ich an, weil es in der Straßenauslage eines Geschäfts tolle 手ぬぐい – Tenugui mit Goldfischen gab. Aber über 600¥ wollte ich dafür nicht ausgeben.
Kurz vor dem örtlichen Tempel, dem 安養寺 – Anyōji, entdeckte ich einen sehr interessanten Essensstand. Es gab Würstchen in einem Teigfladen mit flüssigem Käse. Das musste ich probieren! Leider schmeckte der Käse wie billiges und schlechtes Käsefondue.. Ich stellte mich mit meinem Essen in eine Seitenstraße, direkt hinter die Bühne, die auf dem Tempelgelände aufgebaut war.

Als eine Frau kam und sich den Hals verrenkte um zwischen den Beinen der Shamisen-Spieler hindurch zu luken, ging ich einen Schritt beiseite um ihr Platz zu machen. Sie dankte mir und verrenkte sich weiter den Hals. Jetzt jedoch von weiter vorn.
Kurze Zeit später sprach sie mich an. Wie immer kam die Frage: „Woher kommst du?“ Dieses Mal jedoch mit dem Zusatz: „Aus Frankreich?“ Ach du meine Güte, dachte ich, nicht schon wieder! Die meisten denken, ich bin Französin. Ich entspreche wohl exakt der Vorstellung der Welt, wie eine Französin auszusehen hat? Auf die Japaner kann ich es nämlich nicht schieben, der Tunesier hat mich auch für eine Französin gehalten.. Ich wurde auch schon auf Französisch angesprochen. Gut, dass ich von dieser Sprache kein Wort verstehe..
Nun ja, ich unterhielt mich ein wenig mit M.-sensei und irgendwann beschlossen wir, uns die Bühne mal von vorne anzusehen.
Ich nenne sie übrigens Sensei, weil sie die Teezeremonie beherrscht 🙂
Als wir gerade vor der Bühne ankamen, war die Vorstellung zu Ende. Aber M.-sensei schob sich zu einem Stand mit Informationsmaterial und entdeckte dabei Fotos. Die Fotos wurden gemacht, wenn man an der Tour durch Kagurazaka teilnimmt. Sie fragt mich, ob ich Zeit hätte (sie glaubte mir einfach nicht, dass es meinen Gasteltern egal ist wann ich zurück komme) und so beschlossen wir die Tour mitzumachen.


Auf halber Strecke vibrierte dann mein Handy. Eine Reaktion auf meine Facebooknachricht! Ich war total erstaunt. L. war in der Gegend und hatte Hunger. Nach einigem hin und her verabredeten wir uns am Tempel.
Zu erwähnen ist aber noch, dass ich direkt zu Beginn der Tour S. und M.-chan am Straßenrand sitzend getroffen habe. Die Beiden waren auch auf meiner Facebookliste, hatten die Nachricht aber nicht gesehen, wie sich später rausstellte.
Kurz vor Ende der Tour schrieb ich M.-chan eine Mail, ob sie sich L. und mir anschließen möchten. Keine Reaktion..
Also gingen wir zu zweit in eine Izakaya für Okinawa-Spezialitäten (Manma – Name der Izakaya) und bestellten uns sehr günstiges Bier und einiges zu Essen. In Izakayas ist es üblich viele Kleinigkeiten zu ordern und alles zu teilen.
Und dann kam doch noch eine Nachricht von M.-chan. Wo wir seien, sie würden nachkommen..
So hatten wir noch einen sehr netten und gemütlichen Abend bis die Izakaya schloss und wir uns auf den Nachhauseweg machten. Kurz nach 12h war ich in meinem Zimmer und fiel begeistert ins Bett.
So ist der Sommer!
Und es war wirklich faszinierend, dass ich angesprochen wurde (werde ich normalerweise nie) und durch Zufall M.-chan und S. getroffen habe 🙂 Tokyo ist klein..
Und entschuldigt die miserablen Fotos, ich hatte keine Muße die Kamera zu zücken ^_-

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